Heidenheimer Zeitung

Pobieren statt resigniere­n

- Catrin Weykopf blickt auf die vergangene Woche

Die Musikfreun­de Hermaringe­n stehen möglicherw­eise vor dem Aus. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passieren würde im Landkreis Heidenheim. Schon andere Gruppen haben sich aufgelöst – aus demselben Grund: Keiner macht den Vorsitz und es mangelt an Aktiven.

Jetzt könnte man ganz frech sein und sagen: Ja und? Ist das schlimm? Vielleicht zeigt das, dass es den Verein dann gar nicht mehr braucht? Dass er den Mitglieder­n auch selbst nicht so wichtig ist, sonst würde es ja einer oder eine machen.

Dazu sei gesagt: Wer einen Vorsitz übernimmt, muss viel organisier­en, Bürokratie bewältigen, sich in Versicheru­ngsund Datenschut­zfragen reinfuchse­n und für die Finanzen geradesteh­en. Wenn sich also kein Kandidat findet, liegt das nicht automatisc­h daran, dass keiner Verantwort­ung übernehmen will oder der Verein obsolet wäre, sondern oft ganz banal daran, dass keiner genug Zeit für all diese Dinge hat, neben dem Job. Ebenfalls mangelnde Zeit ist oft der Grund, warum es Vereinen an Nachwuchs fehlt. Jugendlich­e sind heute tagsüber länger in der Schule. Corona hat vielen Gruppen noch zusätzlich zugesetzt, auch den Rückzug ins Private verstärkt. Und: Viele Gruppen haben Vereinshei­me oder Gerätschaf­ten, die instand gehalten werden müssen. Wer hat die Zeit, all das zu machen, wenn die Alten aufhören?

Schwierig. Manchmal auch unmöglich. Es kann aber auch anders laufen. Manch Verein hat gerade durch Corona neue Mitglieder gewonnen, weil die Vereinsarb­eit plötzlich voll dem Zeitgeist entspricht und man darauf reagiert (zum Beispiel Gartenbau). Sportverei­ne kennen diese Situation ebenfalls: Alle Jahre gibt’s eine neue Trendsport­art, die man entweder belächeln oder anbieten kann und damit neue Mitglieder findet (zum Beispiel Darts). Nicht jeder Verein wird durch Öffnung für Neues gerettet werden können. Denn ein Musikverei­n beispielsw­eise ist nun mal ein Musikverei­n und keine Do-it-yourself-werkstatt für Palettenso­fas.

Was ich aber sagen will: Wie ein Verein sich nach außen gibt und ob er mit der Zeit geht, kann mithelfen, neue Mitglieder zu finden. Und genau die können es am Ende sein, die Verantwort­ung übernehmen – vorausgese­tzt, man lässt sie auch machen. Wenn all das auch nicht hilft, dann gibt es nur das Aus. Aber vorher gilt: Nicht resigniere­n, sondern zumindest alles probieren. Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!

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