Pobieren statt resignieren
Die Musikfreunde Hermaringen stehen möglicherweise vor dem Aus. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passieren würde im Landkreis Heidenheim. Schon andere Gruppen haben sich aufgelöst – aus demselben Grund: Keiner macht den Vorsitz und es mangelt an Aktiven.
Jetzt könnte man ganz frech sein und sagen: Ja und? Ist das schlimm? Vielleicht zeigt das, dass es den Verein dann gar nicht mehr braucht? Dass er den Mitgliedern auch selbst nicht so wichtig ist, sonst würde es ja einer oder eine machen.
Dazu sei gesagt: Wer einen Vorsitz übernimmt, muss viel organisieren, Bürokratie bewältigen, sich in Versicherungsund Datenschutzfragen reinfuchsen und für die Finanzen geradestehen. Wenn sich also kein Kandidat findet, liegt das nicht automatisch daran, dass keiner Verantwortung übernehmen will oder der Verein obsolet wäre, sondern oft ganz banal daran, dass keiner genug Zeit für all diese Dinge hat, neben dem Job. Ebenfalls mangelnde Zeit ist oft der Grund, warum es Vereinen an Nachwuchs fehlt. Jugendliche sind heute tagsüber länger in der Schule. Corona hat vielen Gruppen noch zusätzlich zugesetzt, auch den Rückzug ins Private verstärkt. Und: Viele Gruppen haben Vereinsheime oder Gerätschaften, die instand gehalten werden müssen. Wer hat die Zeit, all das zu machen, wenn die Alten aufhören?
Schwierig. Manchmal auch unmöglich. Es kann aber auch anders laufen. Manch Verein hat gerade durch Corona neue Mitglieder gewonnen, weil die Vereinsarbeit plötzlich voll dem Zeitgeist entspricht und man darauf reagiert (zum Beispiel Gartenbau). Sportvereine kennen diese Situation ebenfalls: Alle Jahre gibt’s eine neue Trendsportart, die man entweder belächeln oder anbieten kann und damit neue Mitglieder findet (zum Beispiel Darts). Nicht jeder Verein wird durch Öffnung für Neues gerettet werden können. Denn ein Musikverein beispielsweise ist nun mal ein Musikverein und keine Do-it-yourself-werkstatt für Palettensofas.
Was ich aber sagen will: Wie ein Verein sich nach außen gibt und ob er mit der Zeit geht, kann mithelfen, neue Mitglieder zu finden. Und genau die können es am Ende sein, die Verantwortung übernehmen – vorausgesetzt, man lässt sie auch machen. Wenn all das auch nicht hilft, dann gibt es nur das Aus. Aber vorher gilt: Nicht resignieren, sondern zumindest alles probieren. Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!