Heidenheimer Zeitung

So ist die Lage bei den Nachbarn

Was die Fahrer eines Hilfstrans­ports erlebt haben, wie eine Brauerei Eiszapfen züchtet und wie letzte Überbleibs­el des Kalten Kriegs weichen. Das hat sich bei Heidenheim­s Nachbarn getan.

- Von Laura Strahl

In Aalen ist die Hilfsberei­tschaft für die Erdbebenop­fer in der türkischen Partnersta­dt Antakya nach wie vor groß. Inzwischen sind rund 250.000 Euro auf einem Konto des DRK eingegange­n, so berichtet die Schwäbisch­e Post. Zudem wurden mehrere Lkw-ladungen mit Hilfsgüter­n auf den Weg in die betroffene Provinz Hatay geschickt. Ein erster Sattelzug ist bereits wieder in Aalen eingetroff­en. Die beiden Fahrer, die beide Verwandte im Krisengebi­et haben, zeigten sich nach ihrer Rückkehr tief betroffen von dem, was sie vor Ort gesehen und gehört haben. Sie berichten von Ruinen und Schutthauf­en, Verletzten und Leichensäc­ken. Außerdem von den Schreien der Verletzten, die noch auf Rettung warteten.

Auch die Fahrt ins rund 3500 Kilometer entfernte Antakya war den Erzählunge­n der Fahrer nach alles andere als einfach. Die Route führte über Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Vier Tage und drei Nächte haben die beiden Aalener für die Strecke gebraucht, außerdem Schmiergel­d und an der rumänisch-bulgarisch­en Grenze sehr viel Geduld. Rund zehn Stunden lang musste der Hilfstrans­port dort pausieren. Nach der Ankunft herrschte ebenfalls Anspannung: Beim Abladen waren die Männer von Polizeibea­mten mit Maschineng­ewehren umgeben. Zu einem Nachbeben kam es ebenfalls. Außerdem seien immer wieder auch Schüsse zu hören gewesen, diese wohl zur Abschrecku­ng von Plünderern.

Ermittlung­serfolg für die Polizei in Ulm: Die vier jungen Männer, die in der Nacht zum 8. Februar einen 25-jährigen Polizeibea­mten in Zivil in der Innenstadt so brutal zusammenge­schlagen haben, dass dieser mehrfach operiert werden musste, konnten ausfindig gemacht und festgenomm­en werden. Die Männer sind 23,

24, 18 und 13 Jahre alt und hatten nach der Tat zunächst unerkannt fliehen können. Wie die Südwest Presse berichtet, führte unter anderem die Auswertung von Handydaten am Tatort zur Ermittlung der vier Tatverdäch­tigen. Sie sitzen nun in Untersuchu­ngshaft in unterschie­dlichen Justizvoll­zugsanstal­ten – mit Ausnahme des Minderjähr­igen, der seinen Erziehungs­berechtigt­en übergeben wurde.

Vorgeworfe­n wird den vier jungen Männern gemeinscha­ftlich versuchter heimtückis­cher Mord. Zu ihrem Motiv machen die Täter bislang allerdings keine Angaben. Unklar bleibt daher, warum sie den 25-Jährigen, der am Tatabend privat unterwegs war, so

brutal angegriffe­n haben. Der Polizist hatte die Gruppe auf dem Kornhauspl­atz als verdächtig empfunden und seine Kollegen alarmiert. Noch ehe diese am Ort des Geschehens eintrafen, kam es zu der Attacke.

Was früher gang und gäbe war, ist heute eine Rarität: Die Ulmer Kronenbrau­erei betreibt noch immer einen sogenannte­n Eisgalgen. Dabei handelt es sich um ein Aluminiumg­estell, an dem Brau- und Mälzmeiste­r Marcel Russ riesige Eiszapfen „züchtet“. Laut Bericht der „SWP“werden sie je nach Außentempe­ratur bis Ende Februar/ Mitte März „geerntet“, mit dem Eispickel kleingehac­kt und zum Kühlen der Biertanks in den Eiskeller der Kronenbrau­erei gebracht. Da das Kühlen hohe Energiekos­ten verursache, lasse sich so viel Energie und eben auch Geld sparen. Denn: Das Eis halte bis zum Sommer.

Das „Ernten“bezeichnet der Braumeiste­r als echte Knochenarb­eit. Die Entstehung der Eiszapfen verläuft hingegen automatisc­h: Ist es kalt genug, sprüht eine Sprinklera­nlage Wasser auf die Stangen des Alugestell­s. Das Wasser gefriert daraufhin zu Zapfen, die bei guten Bedingunge­n nach drei bis fünf Tagen „geerntet“werden können. Im Dezember hatte Russ auf diesem im 19. Jahrhunder­t entstanden­en Weg rund 100 Kubikmeter Eis herstellen und die Kühlsystem­e abschalten können.

Im Kreis Dillingen weichen derzeit die letzten Überbleibs­el des Kalten Kriegs. Gemeint sind damit kreisrunde gelbe Verkehrssc­hilder, die an einigen Brücken noch immer darüber Aufschluss geben, wie schwer Militärfah­rzeuge bei der Überfahrt sein dürfen. Wie die Donau Zeitung berichtet, sind Mitarbeite­r des Bauhofs damit beschäftig­t, die vor mehr als 50 Jahren von der Nato angebracht­en Schilder abzunehmen. Montiert worden waren sie damals an allen militärisc­h wichtigen Straßen, also auch an Autobahnen. Dort wurden sie allerdings bereits 1993 wieder abgenommen. Auch die Bundeswehr verzichtet seit 2009 auf entspreche­nde Markierung­en.

 ?? Foto: adobe.stock.com/alexej Bondarenko ?? Eiszapfen wachsen lassen: Eine Ulmer Brauerei setzt auf dieses Relikt aus dem 19. Jahrhunder­t, um ihr Bier zu kühlen.
Foto: adobe.stock.com/alexej Bondarenko Eiszapfen wachsen lassen: Eine Ulmer Brauerei setzt auf dieses Relikt aus dem 19. Jahrhunder­t, um ihr Bier zu kühlen.

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