Heidenheimer Zeitung

Der schaukelnd­e Schultes

Der Dischinger Marktplatz hatte sich gestern in einen Rummelplat­z verwandelt und die Narren übernahmen beim Sturm auf das Rathaus die Macht.

- Von Christine Weinschenk

Die erste echte Feuertaufe seiner Amtszeit, den Rathausstu­rm, hat Dirk Schabel heil überstande­n. Und mit Bravour gemeistert. Der Dischinger Bürgermeis­ter wurde vom närrischen Volk am Freitag jedenfalls mit viel Applaus und einigen „Narro Heils“bedacht. Traditione­ll denkt sich der Dischinger Faschingsv­erein einige Spiele aus, die darüber entscheide­n sollen, ob die Rathausver­waltung in den kommenden Tagen in der Gemeinde das Sagen haben wird, oder die Narren.

Das Faschingsm­otto in diesem Jahr lautet „Rummel-bummel“und so hatte sich der Marktplatz vor dem Rathaus zu einem kleinen Rummelplat­z verwandelt. Die Losung des Tages war: Das Volk ist hungrig. Und so waren Butterbrez­eln, von den beiden Prinzenpaa­ren handgeschm­iert, die Währung des Tages. Es wurden mit verbundene­n Augen Wagen

geschoben und von ihnen aus Stofftiere aufgesamme­lt. Je mehr Stofftiere desto mehr Brezeln. Weiterhin mussten von fahrenden Wagen aus Blechdosen­pyramiden mit Tennisbäll­en getroffen und abgeräumt werden. Je mehr fallende Dosen desto mehr Brezeln.

Seinen richtig großen Auftritt hatte Dirk Schabel aber in der Schiffssch­aukel, der „Schuldes Schaukel“. Der Bürgermeis­ter wurde mit Hilfe eines Frontlader­s in der Schiffscha­ukel sitzend in die Höhe gezogen. Mit seiner „königliche­n Lanze“musste er – seine Mitarbeite­r zogen an zwei Seilen, um die Schaukel in Schwung zu bringen – so viele Luftballon­e wie möglich zum Platzen bringen. Je mehr Luftballon­e desto mehr Brezeln.

Zum Ende der Spiele hatten die Prinzenpaa­re nicht weniger als 75 Brezeln geschmiert, die an das hungrige Volk verteilt wurden. Allerdings waren es nicht genug.

Der Bürgermeis­ter wurde abgesetzt und der Rathaussch­lüssel ging an die Prinzenpaa­re. Ganz glücklich war der Schultes darüber nicht, er sinnierte laut darüber, ob er die Machtübern­ahme verhindern könnte, indem er sich kurzerhand – und wie heute durchaus üblich – auf dem Marktplatz festklebt. Soweit kam es allerdings nicht.

Mit unter den feiernden Zuschauern war natürlich auch der Ex-schultes von Dischingen: Alfons Jakl. Nach 15 Jahren als Bürgermeis­ter ein alter Hase, was Rathausstü­rme angeht. Wie froh war er, dass nicht er in die Schiffscha­ukel steigen musste? „Froh kann man nicht sagen. Es hat immer Spaß gemacht. Ich hatte vor ein paar Jahren auch das Vergnügen, in der Schaukel zu sitzen. Das war schon aufregend und deshalb habe ich heute auch mitgefiebe­rt. Dirk hat es aber prima gemacht.“Er muss es wissen.

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Fotos: Rudi Penk Wie viele Luftballon­e trifft Dischingen­s Schultes Dirk Schabel mit der „königliche­n“Lanze? Noch mehr Fotos gibt es auf hz.de/bilder
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Auch Kuscheltie­re mussten auf dem Rummel eingesamme­lt werden.
 ?? ?? Trotz vollen Einsatzes wurde die Rathausver­waltung entmachtet.
Trotz vollen Einsatzes wurde die Rathausver­waltung entmachtet.
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Die Prinzenpaa­re hatten mit den Brezeln alle Hände voll zu tun.
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Wie viele Dosen kann man im fahrenden Wagen abräumen?

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