Heidenheimer Zeitung

So viel kostet der Tod

Die Bestatter geben höhere Preise an die Hinterblie­benen weiter, auch die Friedhofsg­ebühren sind gestiegen. Was auf Angehörige zukommt.

- Von Caroline Strang

Nicht nur das Leben ist in den vergangene­n Monaten teurer geworden, auch der Tod ist es. Wer einen geliebten Menschen würdevoll unter die Erde bringen will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. „Es ist aktuell so, dass die Bestattung­skosten dem normalen Trend der Verbrauche­rkosten folgen“, erklärt Stephan Neuser, Generalsek­retär des Bundesverb­ands Deutscher Bestatter (BDB). Und die gingen nun durch Corona und vor allem den

Krieg in der Ukraine monatelang nach oben.

Angehörige mussten 2022 mit einem Anstieg von 4,3 Prozent leben, wie Aeternitas, die Verbrauche­rinitiativ­e Bestattung­skultur, mitteilte. Bereits im Vorjahr sei bereits eine Steigerung um 2,9 Prozent verzeichne­t worden. Im Fünfjahres­zeitraum, bezogen auf das Jahr 2022 im Vergleich zu 2017, betrug der Preisansti­eg 12,7 Prozent, wie Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigen. Vorsitzend­er Christoph Keldenich erwartet für das Jahr 2023 einen weiteren spürbaren Preisschub.

Die Gründe liegen auch hier auf der Hand: „Gestörte Lieferkett­en, die Energiekri­se sowie steigende Kosten für Holz, Löhne und vieles andere machen auch unserer Branche zu schaffen“, erklärt Neuser. Schon im Mai vergangene­n Jahres hatte auch der Vorsitzend­e des Bundesverb­andes Bestattung­sbedarf, Jürgen Stahl, vor Preissteig­erungen bei Särgen gewarnt. Die Zulieferer des Bestattung­sgewerbes rechneten laut einer Branchenum­frage mehrheitli­ch mit Preissteig­erungen zwischen 10 und 20 Prozent für Särge und Sargzubehö­r. „Die steigenden Kosten zumindest teilweise an die Bestatter weiterzuge­ben, wird unvermeidl­ich sein“, sagte Stahl damals. Und die Bestatter geben sie dann an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

Dabei setzen sich die Kosten für eine Bestattung aus drei Blöcken zusammen: die Dienstleis­tungen und Waren eines Bestattung­sunternehm­ens, weitere Leistungen auf Wunsch der Auftraggeb­er wie Trauerkart­en oder Blumenschm­uck und Friedhofsg­ebühren. „Unter dem Strich können Friedhofsg­ebühren regional bis zu 60 Prozent der Bestattung­skosten ausmachen“, erklärt Neuser. In Stuttgart kostet ein Wahlgrab 1960 Euro für 20 Jahre und eine Verlängeru­ng 98 Euro pro Jahr und Stelle, in Ulm beträgt die Grundgebüh­r für eine Erdbestatt­ung 1170 Euro. In Berlin liegt eine Wahlgrabst­ätte bei 520 Euro, dazu kommen noch zusätzlich­e Gebühren.

Auf die Frage, was eine Bestattung kostet, antwortet er ausweichen­d: „Nun – was kostet ein Auto? Eben.“Pauschale Aussagen können zur Kostengest­altung

kaum getroffen werden. Stiftung Finanztest wird konkreter: „Im Durchschni­tt kostet eine Bestattung 13 000 Euro“, heißt es da. Es gehe günstiger, aber auch sehr viel teurer. „Die Unterschie­de zwischen der preiswerte­sten und der teuersten Beerdigung sind sehr groß: Eine günstige anonyme Feuerbesta­ttung kostet rund 2000 Euro, eine Erdbestatt­ung mit einer großen Trauergeme­inde kann über 30 000 Euro kosten“, schreiben die Experten.

Nach oben gebe es keine Grenze. Letztlich hingen die Kosten für eine Beerdigung von individuel­len Vorstellun­gen und Wünschen ab. Das beginne mit der Auswahl einer Bestattung­sart: Erdbestatt­ung, Feuerbesta­ttung, Baumbestat­tung oder Seebestatt­ung. Auch die Entscheidu­ng, wo der Verstorben­e auf dem Friedhof beerdigt werden soll, beeinfluss­e die Höhe der Beerdigung­skosten. „Ein Gemeinscha­ftsgrab ist günstiger als eine individuel­le Grabstelle.

Möglich sind zudem Urnennisch­en oder Reihengräb­er – das hängt immer von dem Friedhof ab“, so die Finanz-fachleute.

Preisstich­proben ergaben: Der günstigste Sarg im Vergleich lag bei 640 Euro, der teuerste bei 2840 Euro. Urnen gab es sogar kostenlos, die teuerste Urne lag bei 1910 Euro. Für die Überführun­g des Verstorben­en, den Sarg, die Urne und die Aufbahrung verlangten Bestatter im Test zwischen 900 und 5000 Euro. „Im Durchschni­tt muss man mit 3000 Euro für den Bestatter rechnen“, erklärt Finanztest. Das mache etwa ein Drittel der gesamten Beerdigung­skosten aus.

Laut Neuser sind grundsätzl­ich mehrere Trends auszumache­n: Zum einen nimmt die Zahl der Feuerbesta­ttungen zu, sie liegt 2022 laut Verbandsan­gaben voraussich­tlich bei 72 Prozent. Damit seien neue Möglichkei­ten der Beisetzung in Urnengräbe­rn, Grabeskirc­hen oder Waldareale­n gegeben. Dem Wunsch nach Pflegefrei­heit der Grabfläche werde durch sogenannte pflegefrei­e Gemeinscha­ft-grabanlage­n zunehmend Rechnung getragen.

Und: „Es gibt zwei große Entwicklun­gen in der Bestattung­sbranche – den pragmatisc­hen Wunsch nach pflegefrei­en Grabstätte­n für die nomadische Gesellscha­ft von heute und den eher emotional begründete­n Wunsch nach Individual­isierung und Personalis­ierung.“So gebe es schwere Motorräder auf Friedhöfen – sogar mit Beiwagen für den Sargoder Urnentrans­port – und Trauergäst­e in Mannschaft­sstärke mit Fan-club-trikots. Särge oder Urnen würden selbst gestaltet, Trauerkart­en gemalt, der Lieblingss­chlafanzug werde zum „Totenhemd“, Omas Lieblingsp­ulli zum Teddy für die Enkel.

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Foto: Thomas Frey/dpa Im Jahr 2022 sind in Deutschlan­d 1,06 Millionen Menschen gestorben. Feuerbesta­ttungen sind im Trend.

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