Künftig einen Gang zurück
2022 gingen Umsatz und Ertrag nach oben. Die S-klasse und Autos von AMG und Maybach brachten viel Geld. Doch das geht so nicht weiter.
Ola Källenius ist bekennender Formel 1-Fan. Deshalb benutzt der Vorstandschef von Mercedes-benz entsprechendes Vokabular und sieht das Unternehmen Mercedes-benz „bislang im Qualifying, das Rennen geht aber erst los“. Elektrifizierung und Digitalisierung der Modelle, zukunftssichere Lieferketten, Direktvertrieb der Fahrzeuge und Kosten- und Finanzdisziplin seien die Aufgaben der kommenden Jahre. „Wir müssen unser Betriebsoptimum wahren, das Gleichgewicht halten zwischen Preisgestaltung und Qualitätswahrung“, sagte der MercedesChef bei der Vorstellung der Zahlen des vergangenen Jahres. Das sei eine Kunst für sich, die Märkte veränderten sich permanent und das Verhalten der Mitbewerber könnte nicht immer vorhergesagt werden. So hatte der Konkurrent Tesla in den vergangenen Wochen deutlich seine Preise reduziert. Mercedes werde sich auf die erfolgreichen Modelle konzentrieren und das Luxussegment weiter ausbauen. Die Zahl der reinen Batterie-autos und Plug-ins ist zwar um 23 Prozent gestiegen, erreicht aber an den verkauften 2,04 Millionen Pkw nur einen Anteil von 6,8 Prozent. Der Autobauer will bis 2025 die Hälfte des Absatzes mit Plug-in-hybriden und vollelektrischen Autos bestreiten.
Mit ihrer Strategie – verbunden mit höheren Preisen – fuhren die Stuttgarter im vergangenen
Jahr deutlich mehr Gewinn ein. Der durchschnittliche Preis für ein Auto mit dem Stern stieg von 51 000 Euro im Jahr 2019 auf knapp 73 000 im vergangenen Jahr. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich in dieser Zeitspanne um 6800 auf 132 400. Das um
Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 20 Prozent auf 20,66 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen lieferte 5 Prozent mehr Autos aus, der Verkauf von Topmodellen wie der S-klasse, Wagen der Tuningtochter AMG und der Luxusmarke Maybach zog zudem an, was mehr Rendite brachte. Die Umsatzrendite liegt bei 14,6 Prozent. Im ersten Jahr nach der Abspaltung wurde der Umsatz um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro gesteigert.
Für 2023 stellt das Management Aktionäre auf weniger Gewinn in den wichtigsten Bereichen ein. Zwar rechnet das Unternehmen mit steigenden Preisen. Weniger erwartet als im Vorjahr wird hingegen vom Gebrauchtwagengeschäft. Die Prognosen insgesamt seien mit einer außergewöhnlichen Unsicherheit behaftet, teilte Mercedes mit. Der Umsatz des Konzerns soll auf Vorjahresniveau liegen. Diese konservative Einschätzung werde absichtlich gewählt, weil es etwa in Lieferketten immer noch Problemen gebe, im ersten Quartal in China Auswirkungen der Pandemie sichtbar werden und sich der Auftragseingang verlangsamt habe, sagte Källenius.
Mercedes musste in China die Preise etwa für den EQS deutlich zurücknehmen. „Der Verkauf elektrischer Autos im Luxussegment wächst in China langsam, wir stehen da ganz am Anfang“, sagte Källenius.
Bereits im vierten Quartal bekam Mercedes stärkeren Gegenwind zu spüren. Während die Verkäufe in den USA stabil sind, ergibt sich in Europa ein uneinheitliches Bild. An die Mitarbeiter wurde ein Ausgleich für die gestiegene Inflation ausgezahlt. Zudem habe der Konzern die „bewusste Entscheidung“getroffen, ausgewählte Lieferanten mit vorgezogenen Zahlungen finanziell zu unterstützen. Zulieferer sind derzeit von den Auswirkungen der Pandemie und höheren Beschaffungsund Energiepreisen stark betroffen. Dazu kommen Zahlungen an Chipzulieferer. Dabei handele es sich aber um Einzelfälle.
Mercedes-benz will in großem Stil eigene Aktien am Markt zurückkaufen. Beginnend ab März sollen Papiere im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren über die Börse erworben und anschließend eingezogen werden. Dies dürfte den nicht sehr vorangekommenen Aktienkurs heben. Mit den beiden größten Aktionären, der staatlichen chinesischen Firma BAIC und dem ebenfalls chinesischen Geely-konzern, hat Mercedes vereinbart, dass diese ihren Anteil an der Mercedesbenz Group jeweils unter zehn Prozent halten werden. Dafür veräußerten sie anlässlich der Durchführung des Aktienrückkaufprogramms anteilig Aktien, hieß es von Mercedes. „Wir haben viel Cash“, sagte Mercedesfinanzchef Harald Wilhelm. Deshalb gebe es Spielraum für höhere Rückgaben von Kapital an Anleger. Die Dividende soll von 5 Euro auf 5,20 Euro steigen.
Wir sind im Qualifying, das Rennen geht noch los.