Heidenheimer Zeitung

Künftig einen Gang zurück

2022 gingen Umsatz und Ertrag nach oben. Die S-klasse und Autos von AMG und Maybach brachten viel Geld. Doch das geht so nicht weiter.

- Von Thomas Veitinger

Ola Källenius ist bekennende­r Formel 1-Fan. Deshalb benutzt der Vorstandsc­hef von Mercedes-benz entspreche­ndes Vokabular und sieht das Unternehme­n Mercedes-benz „bislang im Qualifying, das Rennen geht aber erst los“. Elektrifiz­ierung und Digitalisi­erung der Modelle, zukunftssi­chere Lieferkett­en, Direktvert­rieb der Fahrzeuge und Kosten- und Finanzdisz­iplin seien die Aufgaben der kommenden Jahre. „Wir müssen unser Betriebsop­timum wahren, das Gleichgewi­cht halten zwischen Preisgesta­ltung und Qualitätsw­ahrung“, sagte der MercedesCh­ef bei der Vorstellun­g der Zahlen des vergangene­n Jahres. Das sei eine Kunst für sich, die Märkte veränderte­n sich permanent und das Verhalten der Mitbewerbe­r könnte nicht immer vorhergesa­gt werden. So hatte der Konkurrent Tesla in den vergangene­n Wochen deutlich seine Preise reduziert. Mercedes werde sich auf die erfolgreic­hen Modelle konzentrie­ren und das Luxussegme­nt weiter ausbauen. Die Zahl der reinen Batterie-autos und Plug-ins ist zwar um 23 Prozent gestiegen, erreicht aber an den verkauften 2,04 Millionen Pkw nur einen Anteil von 6,8 Prozent. Der Autobauer will bis 2025 die Hälfte des Absatzes mit Plug-in-hybriden und vollelektr­ischen Autos bestreiten.

Mit ihrer Strategie – verbunden mit höheren Preisen – fuhren die Stuttgarte­r im vergangene­n

Jahr deutlich mehr Gewinn ein. Der durchschni­ttliche Preis für ein Auto mit dem Stern stieg von 51 000 Euro im Jahr 2019 auf knapp 73 000 im vergangene­n Jahr. Die Zahl der Mitarbeite­r verringert­e sich in dieser Zeitspanne um 6800 auf 132 400. Das um

Sondereffe­kte bereinigte Konzernerg­ebnis vor Zinsen und Steuern legte um 20 Prozent auf 20,66 Milliarden Euro zu. Das Unternehme­n lieferte 5 Prozent mehr Autos aus, der Verkauf von Topmodelle­n wie der S-klasse, Wagen der Tuningtoch­ter AMG und der Luxusmarke Maybach zog zudem an, was mehr Rendite brachte. Die Umsatzrend­ite liegt bei 14,6 Prozent. Im ersten Jahr nach der Abspaltung wurde der Umsatz um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro gesteigert.

Für 2023 stellt das Management Aktionäre auf weniger Gewinn in den wichtigste­n Bereichen ein. Zwar rechnet das Unternehme­n mit steigenden Preisen. Weniger erwartet als im Vorjahr wird hingegen vom Gebrauchtw­agengeschä­ft. Die Prognosen insgesamt seien mit einer außergewöh­nlichen Unsicherhe­it behaftet, teilte Mercedes mit. Der Umsatz des Konzerns soll auf Vorjahresn­iveau liegen. Diese konservati­ve Einschätzu­ng werde absichtlic­h gewählt, weil es etwa in Lieferkett­en immer noch Problemen gebe, im ersten Quartal in China Auswirkung­en der Pandemie sichtbar werden und sich der Auftragsei­ngang verlangsam­t habe, sagte Källenius.

Mercedes musste in China die Preise etwa für den EQS deutlich zurücknehm­en. „Der Verkauf elektrisch­er Autos im Luxussegme­nt wächst in China langsam, wir stehen da ganz am Anfang“, sagte Källenius.

Bereits im vierten Quartal bekam Mercedes stärkeren Gegenwind zu spüren. Während die Verkäufe in den USA stabil sind, ergibt sich in Europa ein uneinheitl­iches Bild. An die Mitarbeite­r wurde ein Ausgleich für die gestiegene Inflation ausgezahlt. Zudem habe der Konzern die „bewusste Entscheidu­ng“getroffen, ausgewählt­e Lieferante­n mit vorgezogen­en Zahlungen finanziell zu unterstütz­en. Zulieferer sind derzeit von den Auswirkung­en der Pandemie und höheren Beschaffun­gsund Energiepre­isen stark betroffen. Dazu kommen Zahlungen an Chipzulief­erer. Dabei handele es sich aber um Einzelfäll­e.

Mercedes-benz will in großem Stil eigene Aktien am Markt zurückkauf­en. Beginnend ab März sollen Papiere im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren über die Börse erworben und anschließe­nd eingezogen werden. Dies dürfte den nicht sehr vorangekom­menen Aktienkurs heben. Mit den beiden größten Aktionären, der staatliche­n chinesisch­en Firma BAIC und dem ebenfalls chinesisch­en Geely-konzern, hat Mercedes vereinbart, dass diese ihren Anteil an der Mercedesbe­nz Group jeweils unter zehn Prozent halten werden. Dafür veräußerte­n sie anlässlich der Durchführu­ng des Aktienrück­kaufprogra­mms anteilig Aktien, hieß es von Mercedes. „Wir haben viel Cash“, sagte Mercedesfi­nanzchef Harald Wilhelm. Deshalb gebe es Spielraum für höhere Rückgaben von Kapital an Anleger. Die Dividende soll von 5 Euro auf 5,20 Euro steigen.

Wir sind im Qualifying, das Rennen geht noch los.

 ?? Foto: Bernd Weißbrod/dpa ?? In Sindelfing­ens Factory 56 laufen neben dem EQS alle Varianten der Mercedes-benz S-klasse sowie die Mercedes-maybach S-klasse vom Band. Das Unternehme­n will sich noch stärker auf die Premium-modelle konzentrie­ren.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa In Sindelfing­ens Factory 56 laufen neben dem EQS alle Varianten der Mercedes-benz S-klasse sowie die Mercedes-maybach S-klasse vom Band. Das Unternehme­n will sich noch stärker auf die Premium-modelle konzentrie­ren.

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