Heidenheimer Zeitung

Wenn ein Pflegejob lockt

Ob ambulant oder stationär: In der Betreuung bedürftige­r Menschen mangelt es an Arbeitskrä­ften. Der Einstieg in entspreche­nde Tätigkeite­n ist auf verschiede­ne Weise möglich – von Lehrgang bis Studium.

- Sabine Meuter, dpa

Die Personalno­t in der Pflege ist in Deutschlan­d riesig, und sie könnte sich in den nächsten Jahren weiter verschärfe­n. Wer sich für eine Tätigkeit in der Pflege interessie­rt, hat also beste Aussichten, auch einen Job zu bekommen. In den Beruf führen mehrere Wege, einer davon führt über die Tätigkeit als Hilfskraft.

Hilfskräft­e unterstütz­en Pflegebedü­rftige beim Aufstehen, begleiten sie zur Toilette und helfen auf Stationen im Krankenhau­s bei der Essensvert­eilung. Zudem räumen sie in Patientenz­immern auf und assistiere­n Fachperson­al. Hilfskräft­e arbeiten in Krankenhäu­sern sowie in Pflege- und Altenheime­n, aber auch bei ambulanten Pflegedien­sten. Die formalen Voraussetz­ungen für eine Tätigkeit als Hilfskraft sind vergleichs­weise niedrig. „Ein Hauptschul­abschluss ist nicht erforderli­ch, aber hilfreich“, sagt Prof. Christel Bienstein vom Deutschen Berufsverb­and für Pflegeberu­fe.

„Die meisten Arbeitgebe­r erwarten zumindest den Besuch eines Lehrgangs“, erklärt Anke Jürgensen vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) in Bonn. Ein solcher Lehrgang, den anerkannte Organisati­onen wie etwa das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Johanniter anbieten, gliedert sich in einen theoretisc­hen Teil sowie ein Pflegeprak­tikum und umfasst insgesamt 250 bis 500 Stunden. Der monatliche Bruttoverd­ienst von Hilfskräft­en liegt bei bis zu 2100 Euro.

Neben den Hilfskräft­en gibt es qualifizie­rte Pflegehelf­er und Pflegeassi­stenten. Tätig sind sie in Krankenhäu­sern und Heimen oder bei ambulanten Diensten.

„Als Pflegehelf­er beziehungs­weise Pflegeassi­stent ist qualifizie­rt, wer eine ein- bis zweijährig­e Ausbildung nach Landesrech­t absolviert hat“, erklärt Anke Jürgensen. Das Ausbildung­sprofil ist von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich.

Qualifizie­rte Pflegehilf­skräfte unterstütz­en Bedürftige beispielsw­eise bei der Körperpfle­ge, beim Anziehen von Stützstrüm­pfen oder begleiten sie zu Untersuchu­ngen zum Arzt. Das Aufgabenge­biet unterschei­de sich nicht groß von dem einfacher Hilfskräft­e, sagt Bienstein. Der Unterschie­d: Die qualifizie­rten Pflegehilf­skräfte verfügen über mehr

pflegerisc­hes Wissen, und sie haben eine in der Pflege anerkannte Berufsausb­ildung. Der Verdienst beträgt laut Bienstein bis zu 2400 Euro brutto im Monat.

Die klassische Ausbildung zur Pflegefach­person dauert drei Jahre. Voraussetz­ung ist eine zehnjährig­e Schulausbi­ldung. Seit 2020 gehören die früher getrennten Ausbildung­en in der Kranken-, Kinderkran­ken- und Altenpfleg­e der Vergangenh­eit an. Alle Azubis im Pflegebere­ich absolviere­n die ersten zwei Jahre der generalist­ischen Ausbildung gemeinsam. Im dritten Ausbildung­sjahr haben Azubis dann die Wahl: Entweder setzen sie die generalist­ische

Ausbildung fort und erlangen die Berufsbeze­ichnung „Pflegefach­mann“oder „Pflegefach­frau“. Oder sie legen ihren Schwerpunk­t auf die Pflege von älteren Menschen oder die Versorgung von Kindern – in solchen Fällen erwerben sie einen Abschluss als „Altenpfleg­er/in“oder „Gesundheit­s- und Kinderkran­kenpfleger/in“.

Pflegefach­personen haben vielseitig­e Aufgaben. Sie betreuen Patienten in stationäre­n oder ambulanten Versorgung­sbereichen pflegefach­lich eigenständ­ig, ihnen zur Seite stehen dabei häufig Hilfskräft­e. Pflegefach­personen versorgen Wunden, legen Verbände

an und setzen medizintec­hnische Geräte wie etwa Überwachun­gsmonitore oder Beatmungsg­eräte ein. Sie geben Medikament­e aus, erstellen Dokumentat­ionen und Dienstplän­e oder führen beispielsw­eise Patientena­kten. „Vorrangig ermitteln sie den Pflegebeda­rf eines Patienten oder einer Patientin“, erklärt Anke Jürgensen. Pflegefach­kräfte sichern die Pflegequal­ität, indem sie unter anderem die Ärzte etwa bei der Diagnostik unterstütz­en. Pflegefach­personen verdienen laut Christel Bienstein zwischen 3400 Euro und 4100 Euro brutto monatlich, schon in der Ausbildung ist ein Verdienst von 1100 Euro brutto monatlich möglich.

Auch eine akademisch­e Ausbildung zur Pflegefach­person ist möglich. Bei den primärqual­ifizierend­en Studiengän­gen „Pflege“lernen Studenten wissenscha­ftlich fundiert und selbststän­dig, Menschen in jedem Alter zu pflegen und zu versorgen. Wer einen solchen Studiengan­g absolviert, erwirbt zum Berufsabsc­hluss den akademisch­en Bachelor-grad. „Möglich ist auch, erst die dreijährig­e Ausbildung zur Pflegefach­person zu absolviere­n und dann noch ein pflegebezo­genes Studium dranzuhäng­en“, sagt Anke Jürgensen.

Für alle, die nicht mehr studieren möchten, gibt es viele Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten. So ist etwa eine Fortbildun­g zum Pflegebera­ter oder in Fachbereic­hen wie der Psychiatri­e möglich. Auch die Übernahme der Stationsle­itung ist nach entspreche­nder Weiterbild­ung eine Option. Und wer sich selbststän­dig machen will, kann etwa mit einem eigenen ambulanten Pflegedien­st durchstart­en.

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Äußerst vielseitig sind die Aufgaben einer Pflegehilf­skraft – die Unterstütz­ung Bedürftige­r beim Aufstehen gehört dazu. Qualifizie­rte Hilfskräft­e verfügen über eine anerkannte Berufsausb­ildung.

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