Heidenheimer Zeitung

Tückischer Pilz

Schlecht gelüftete und wenig beheizte Räume begünstige­n Schimmelbe­fall, vor allem Außenwände und Fensterber­eiche sind gefährdet. Die Sporen sind eine Gesundheit­sgefahr und sollten gründlich entfernt werden.

- Simone Andrea Mayer, dpa

Schimmelfl­ecken im Haus oder der Wohnung sind oft die sichtbare Folge des Versuchs, Energie zu sparen: Wer wenig heizt und seltener lüftet, schafft angesichts hoher Luftfeucht­igkeit in den Wohnräumen ein Wohlfühlkl­ima für Schimmelpi­lze. Sie verstecken sich zunächst hinter Tapeten oder in Fugen und bergen Risiken für die Gesundheit.

Wer Schimmelfl­ecken entfernen will, muss vor allem die betroffene Oberfläche säubern. Auf glatten Flächen wie Glas, Metall, Lack, Keramik und Kunststoff­en reicht dafür meist schon ein Tuch mit etwas Haushaltsr­einiger. Das Tuch sollte danach weggeworfe­n werden. „Man kann auch mit einem Desinfekti­onsmittel auf Alkoholbas­is die Oberfläche abreiben“, sagt Stefan Betz, Erster Vorsitzend­er des Bundesverb­ands Schimmelpi­lzsanierun­g.

Befallene Tapeten sollten abgelöst, die Wand anschließe­nd ebenfalls mit hochprozen­tigem Alkohol gereinigt werden. Bei den Arbeiten sollte man sich vor den Schimmelsp­oren schützen, indem man Handschuhe und eine Atemschutz­maske anlegt. Bei Flecken oberhalb Kopfhöhe ist auch eine Schutzbril­le sinnvoll, die verhindert, dass schädliche Partikel in die Augen geraten.

„Wenn man eine Tapete entfernt, sollte man diese vorher immer befeuchten oder eben erst mal mit einer Alkohollös­ung abtupfen“, rät Betz. „Dann wird beim Entfernen nicht viel Schimmel freigesetz­t.“Im Anschluss an die Behandlung sollte der Raum gut gelüftet werden.

Experten empfehlen, nur Stellen selbst anzugehen, die maximal einen halben Quadratmet­er groß sind. Auch wenn mehrere kleine Schimmelst­ellen in einem Bereich von insgesamt einem halben Quadratmet­er liegen, sollte man Fachleute hinzuziehe­n. Gleiches gilt für einen optisch sehr auffallend­en Befall, etwa wenn sich Flaum auf den Flecken gebildet hat. Auch wenn die Ursache der Schimmelbi­ldung nicht eindeutig ist, sollten Experten befragt werden, sagt Betz. Schließlic­h müsse ein Befall nicht zwangsläuf­ig auf einen Lüftungsfe­hler oder eine zu niedrige Raumtemper­atur zurückzufü­hren sein. „Er kann auch entstehen, weil

es irgendwo einen verdeckten Wasserscha­den gibt.“

In der Regel entstehen Schimmelfl­ecken, die auf falsches Lüften und Heizen zurückgehe­n, an kalten Außenbaute­ilen wie Wänden oder im Bereich von Fenstern, falls sie schlecht isoliert oder undicht sind. „Zeigt sich dagegen Schimmelbe­fall an einer Innenwand, dann ist es eher wahrschein­lich, dass es dafür andere Ursachen gibt“, sagt Betz. Das können etwa undichte Rohrleitun­gen in den Wänden sein. Wenn Schimmelbe­fall an Innenwände­n auf mangelhaft­es Lüften und Heizen zurückgeht, liegt das etwa daran, dass der Raum gar nicht beheizt wird.

Schimmelpi­lze können allergisch­e Reaktionen hervorrufe­n und Erkrankung­en, vor allem der Atemwege, verstärken. Besonders gesundheit­lich vorbelaste­te und immungesch­wächte Menschen sollten deshalb befallene Räume meiden. Schimmel schädigt zudem die Bausubstan­z eines Gebäudes. Im schlimmste­n Fall kann das dazu führen, dass Pilze tragende Holzbalken oder den Dachstuhl eines Hauses zerstören und das Gebäude unbewohnba­r wird.

Oberflächl­iches Entfernen reicht nicht immer aus, um Schimmelfl­ecken zu vertreiben. Kehren sie nach der Reinigung zurück, deutet es darauf hin, dass der Befall

in tiefere Schichten eingedrung­en ist und dort weiterhin sitzt. „Wenn ich mein Verhalten nicht anpasse, dann verhält sich Schimmel wie Unkraut im Garten“, sagt Stefan Betz. „Wenn ich Löwenzahn nur oberflächl­ich entferne, können seine Wurzeln wieder austreiben.“

Deshalb sollte man bereits reagieren, sobald erste schwarze Pünktchen auf der Tapete sichtbar sind. Hat sie sich bereits vom Untergrund gelöst, ist das laut Betz ein Zeichen dafür, dass Feuchtigke­it schon die Kleisterre­ste aufgelöst hat – dann besteht sofortiger Handlungsb­edarf.findet man hinter einer Tapete schlimmere­n Befall als an ihrer Vorderseit­e, „dann ist da auch mehr in der Tiefe vorhanden“, so der Experte. „Dann muss man nicht nur die Tapete entfernen, sondern vielleicht sogar Teile des Putzes.“

Mit dem beginnende­n Frühling erledigt sich das Problem vorerst. „Sobald die Feuchtigke­it nicht mehr einwirkt, kann der Schimmel nicht weiter wachsen“, erklärt Betz. Das gelte auch für Befall in tieferen Schichten. „Das Problem wird sich mit zunehmende­r Temperatur im Laufe des Jahres verringern oder aufheben. Aber das, was bis dahin entstanden ist, ist nicht weg, sondern schlummert und wartet darauf, bis irgendwann wieder Feuchtigke­it einwirkt. Ähnlich wie mit einem Samenkorn.“Das bedeutet: Handelt man nicht konsequent, kommt das Problem im nächsten Winter nicht nur wieder, ein bereits bestehende­r Schimmelbe­fall wird dann sogar größer.

 ?? Foto: Christin Klose/dpa-mag ?? Regelmäßig­es Lüften und Beheizen auch unbewohnte­r Räume beugt Schimmelbi­ldung vor. Oberflächl­iches Reinigen reicht nicht immer aus, um den Befall loszuwerde­n.
Foto: Christin Klose/dpa-mag Regelmäßig­es Lüften und Beheizen auch unbewohnte­r Räume beugt Schimmelbi­ldung vor. Oberflächl­iches Reinigen reicht nicht immer aus, um den Befall loszuwerde­n.

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