Heidenheimer Zeitung

Auf dünnem Eis

- André Bochow zur Spd-chefin Saskia Esken und der Wehretat-debatte

Eine Positionie­rung gegen den Kanzler sollte von Saskia Esken derzeit niemand erwarten. Jedenfalls keine direkte. Das war mal anders, aber das scheint ewig her zu sein. Immerhin ist Esken schon in der Kampfflugz­eug-debatte mit Olaf Scholz indirekt aneinander­geraten und wenn sie sich jetzt gegen den Verteidigu­ngsministe­r stellt, weiß die Spd-chefin genau, dass es der Kanzler gar nicht gern sieht, wenn schon wieder Unruhe im Umfeld des gerade von Christine Lambrecht befreiten Ressorts entsteht.

Dabei hat Esken eigentlich nur darauf verwiesen, dass dem nun von Boris Pistorius geführten Haus ein Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro zugesagt wurde, dass anderersei­ts die Schuldenbr­emse eingehalte­n werden soll und es schließlic­h eine Reihe von Vorhaben der Ampel-koalition gibt, für die auch Geld gebraucht wird.

Tatsächlic­h wäre es an der Zeit, dass die Verspreche­n, zum Beispiel mehr für Bildung zu tun, eingelöst werden. Vor allem aber hat Esken recht mit dem Hinweis darauf, dass erst einmal das Milliarden-vernichtun­gsmonster, dass das Beschaffun­gswesen der Bundeswehr darstellt, endlich reformiert werden muss. Erst Reform, dann – vielleicht – mehr Geld. Diesem Argument ist wenig entgegenzu­setzen.

Trotzdem geht die Parteivors­itzende auf dünnem Eis. Schon ihr Ko-vorsitzend­er Lars Klingbeil ist in Sachen Verteidigu­ngsetat auf der Gegenseite. Die Debatte könnte schnell hochkochen und aufzeigen, dass auch in der SPD das Unbehagen über die wachsende Bedeutung des Militärisc­hen in der Politik groß ist. Der innere Spdfrieden könnte in Gefahr geraten. Positiv gesprochen, ist vielleicht eine überfällig­e Debatte eröffnet worden.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany