Umweltbehörde macht sich für Bauwende stark
Bestehende Gebäude sanieren statt neu bauen: Das würde Ressourcen sparen und damit dem Klima helfen. Doch an diesen Plänen gibt es auch Kritik.
Es ist derzeit eher selten, dass sich die Partner der Koalition so einig sind. Zuletzt griffen sich Grüne und FDP gegenseitig an und beschuldigten dann die SPD, keine Stellung zu beziehen. Am Montag war das anders. Spdbauministerin Klara Geywitz und Grünen-umweltministerin Steffi Lemke erklärten unisono, dass sie dem Wohnraummangel ökologisch begegnen wollen. Handlungsempfehlungen bekamen die Ministerinnen dabei von der Kommission Nachhaltiges Bauen und dem Umweltbundesamt. Die wichtigsten Vorschläge.
Die Umweltexperten fordern eine Bauwende. Statt auf Neubau sollte sich die Bundesregierung auf Sanierungen und Umbauten bestehender Gebäude konzentrieren. „Neuer Wohnraum im Bestand spart Rohstoffe
Neubau einschränken
und schützt die freie Landschaft vor weiterer Zersiedelung“, erläuterte Uba-präsident Dirk Messner. Laut UBA entfallen 30 bis 35 Prozent der Treibhausgasemissionen auf den Bau, Erhalt und Betrieb von Häusern. Auch der Ressourcenverbrauch ist enorm. So werden 50 Prozent der gesamten Rohstoffgewinnung in Deutschland für Baumaterialien benötigt. Kritik an der Fokussierung auf den Bestand kommt vom Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GDW. Neben der energetischen Erneuerung bestehender Gebäude müsse „beachtet werden, dass es ohne Neubau bei der Wohnraumversorgung zu einer massiven Versorgungskrise kommt“, sagt Gdw-präsident Axel Gedaschko: „Angesichts des akuten Wohnungsmangels geht es auf gar keinen Fall ohne geförderten Neubau, damit alle Menschen eine bezahlbare
Wohnung finden.“
Neue Baustoffe Doch auch das Bauen muss grüner werden. Zum einen fordert das UBA, verstärkt auf recyclingfähige Rohstoffe zu setzen. Zum anderen sollen Materialien wiederverwendet werden, um sie im Kreislauf zu halten. Durch den Einsatz von recyclingfähigen Baustoffen könnten Treibhausgasemissionen minimiert werden. Außerdem schlägt das Umweltbundesamt die Einführung einer Primärbaustoffsteuer in marktwirtschaftlich relevanter Höhe vor – etwa für Kies, Sand und Naturgips. So würde der Einsatz von nachhaltigen Baustoffen erleichtert. Dem erteilten die Ministerinnen Geywitz und Lemke am Montag jedoch eine Absage. Das werde es mit Grünen und SPD nicht geben.
Regeln vereinfachen Ein großer Hemmschuh für Umbauten sowie Sanierungen sind umfangreiche Regeln und Normen. Das UBA spricht sich deshalb dafür aus, Regelwerke wie das Baugesetzbuch und die Bauordnungen zu modernisieren. Zur Senkung der Baukosten verwies Uba-präsident Messner auf die Empfehlungen der Baukostensenkungskommission. Diese empfiehlt ebenfalls, dass die 16 Bundesländer ihre jeweils unterschiedlich ausgestalteten Landesbauordnungen harmonisieren und so serielles Bauen ermöglichen.