Heidenheimer Zeitung

Startschus­s für Reform im Stromsyste­m

Minister Habeck rechnet mit einer rasanten Steigerung des Bedarfs in Deutschlan­d – vor allem durch E-mobilität.

-

Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck hat den Startschus­s zur Reform des Stromsyste­ms gegeben. Der Grünen-politiker eröffnete am Montag in Berlin die „Plattform Klimaneutr­ales Stromsyste­m“. Dabei sollen Vertreter aus Politik, Wissenscha­ft und Wirtschaft Vorschläge für das künftige Strommarkt­design entwickeln.

2030 soll Strom aus erneuerbar­en Energien aus Wind und Sonne einen Anteil von 80 Prozent am Verbrauch beitragen, 2022 war es etwa die Hälfte. Der Strombedar­f wird stark steigen, vor allem durch den Ausbau der Elektromob­ilität, wie Habeck sagte. Er kündigte an, das Ministeriu­m werde noch im ersten Quartal eine Kraftwerks­trategie auflegen. Gaskraftwe­rke und wasserstof­ffähige Kraftwerke würden vor allem als Backup benötigt.

Der Minister nannte mehrere Grundsätze für das Stromsyste­m der Zukunft. Das Energiesys­tem müsse klimaneutr­al werden. Die Versorgung­ssicherhei­t müsse zu jeder Tageszeit gewährleis­tet sein. Strom müsse bezahlbar sein. Habeck nannte dabei erneut einen Industries­trompreis – die deutsche Wirtschaft klagt über im internatio­nalen Vergleich hohe Energiepre­ise. Günstige Preise bei der Erzeugung erneuerbar­er Energien müssten bei den Verbrauche­rn ankommen.

Habeck machte klar, eine grundlegen­de Reform brauche Zeit. Deutschlan­d und andere Eustaaten hatten die Eu-kommission bereits vor einer übereilten grundlegen­den Reform des Eustrommar­ktes mit Belastunge­n für die Energiewen­de gewarnt.

Im vergangene­n Jahr war vor allem das sogenannte Merit-order-prinzip in die Kritik geraten. Dieses bezeichnet die Einsatzrei­henfolge der an der Strombörse anbietende­n Kraftwerke. Kraftwerke, die billig Strom produziere­n können, werden zuerst herangezog­en, um die Nachfrage zu decken. Am Ende richtet sich der Preis aber nach dem zuletzt geschaltet­en und somit teuersten Kraftwerk, um die Nachfrage zu decken. Durch die stark gestiegene­n Gaspreise waren letztlich auch die Strompreis­e stark gestiegen.

Energiever­bände betonten, das bestehende Strommarkt­design stamme aus einer alten Welt fossiler und atomarer Großkraftw­erke. Mit zunehmende­m Anteil eines vornehmlic­h dezentrale­n erneuerbar­en Anlagenpar­ks würden die Schwächen des Systems deutlich.

 ?? Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpa ?? Wirtschaft­sminister Robert Habeck.
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpa Wirtschaft­sminister Robert Habeck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany