Höherer Beitrag ab 55
Ältere Menschen zahlen zum Teil drastisch mehr. Doch es gibt viele Möglichkeiten, bei den Policen zu sparen.
Älter zu sein, hat auch seine Vorteile. Bei vielen Menschen stellt sich eine gewisse Gelassenheit ein. Nach einer Untersuchung werden Menschen im Alter zwar nicht unbedingt glücklicher, aber zufriedener. Und finanziell könnte es nach dem Renteneintritt zwar härter zugehen, dafür gibt es aber Vergünstigungen. Im Nahverkehr, Museen – und natürlich beim Seniorenteller. Doch eine Branche zeigt sich ganz und gar nicht altersmilde: die Versicherer. Viele Verträge werden für Verbraucher von einem bestimmten Lebensalter an erheblich teurer.
Steigerungen im Durchschnitt von 100 Prozent hat die Stiftung Warentest in einer Untersuchung von Kfz-versicherungen festgestellt. So erhöht die Huk24 zwischen dem 55. und 80. Lebensjahr ihren Tarif um 124 Prozent. Bei Cosmosdirekt ist es in diesem Zeitraum immerhin noch eine Steigerung von 84 Prozent. Das klinge laut Verbraucherschützer „drastisch“, ganz so schlimm sei es aber dann doch nicht: Versicherte ohne Unfall, die sich eine hohe Schadenfreiheitsklasse erfahren haben, zahlen bis zum 80. Lebensjahr insgesamt weniger als Autofahrerinnen und Autofahrer zwischen 27 und 41 Jahren.
Denn: Versicherung hat viel mit Mathematik zu tun. Die Höhe des Kfz-betrags hängt von Faktoren wie dem Fahrzeugmodell,
Wohnort des Fahrers, seinem Beruf und der vermutlich zurückzulegenden Strecke ab. Das Alter spielt auch eine Rolle, teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Jüngere und eben auch ältere Fahrer verursachten vergleichsweise mehr Unfälle. Höhere Tarife hätten nichts mit Altersdiskriminierung zu tun, sondern beruhten auf „Erkenntnissen der Statistik“, argumentiert der GDV. Dies habe auch eine Untersuchung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht festgestellt. Allerdings sah die Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2016 die rechtliche Situation als „unzulänglich“an und forderte den Gesetzgeber daher auf, gegen eine Ungleichbehandlung wegen des Lebensalters vorzugehen.
Zwischen den Anbietern gebe es laut GDV unterschiedliche Preise, weil seit dem Jahr 1994 die
Deregulierung eine freie Festsetzung der Tarife ermögliche. Den Wettbewerb auszunutzen, ist dann auch ein Tipp, den die Stiftung Warentest älteren Autofahrern gibt: „Regelmäßig Preise zu vergleichen, empfehlen wir immer.“Teure Tarife kosteten fast dreimal so viel wie günstige. Allerdings dürfen Versicherer Interessenten aufgrund ihres Alters ablehnen. Wer seinen alten Vertrag kündigen will, hat dazu bis Ende November Zeit.
Ein Blick auf die Rückstufungstabelle der Anbieter sollte in die Überlegung des Wechsels mit einbezogen werden, denn es gibt Fälle, in denen bei einem Schaden bis zu 11 Schadenfreiheitsklassen verloren gehen können – und das wird teuer. „Finanztest“hält einen kostenlosen Rechner bereit, bis zu welcher Schadenhöhe auf eine Versicherung verzichtet werden kann: test.de/rueckstufung.
„Günstig versichern ist möglich“, glauben aber die Verbraucherschützer grundsätzlich. Ihre Spartipps sind die gleichen wie für jüngere Autofahrer: Die Fahrleistung im Jahr realistisch angeben und gegebenenfalls auch während des Versicherungsjahres korrigieren, eine vom Versicherer vorgesehene Werkstatt akzeptieren, den Assekuranz-beitrag jährlich zahlen, den Eigenanteil bei Schäden nicht zu gering halten, die Notwendigkeit von Vollund Teilkasko überdenken.
Auch von einem Telematik-tarif profitieren alle Autofahrer, doch die permanente Rundumüberwachung des eigenen Fahrstils auf Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverhalten muss man mögen; zudem bieten den Telematik-vertrag nur wenige Versicherer bislang an.
Ein Trick für alle Älteren ist die Anmeldung über den jüngeren Partner oder Partnerin. Bis zu 123 Euro im Jahr lassen sich etwa sparen, wenn das gemeinsame Auto nicht auf die 70-jährige Fahrerin, sondern auf den 60-jährigen Partner abgeschlossen ist, rechnet „Finanztest“vor. Der Erfahrung nach fragten Versicherer nicht nach, wie alt genau Partner oder Partnerin des Versicherten ist.
Höhere Tarife beruhen auf Statistik.