Heidenheimer Zeitung

Höherer Beitrag ab 55

Ältere Menschen zahlen zum Teil drastisch mehr. Doch es gibt viele Möglichkei­ten, bei den Policen zu sparen.

- Von Thomas Veitinger

Älter zu sein, hat auch seine Vorteile. Bei vielen Menschen stellt sich eine gewisse Gelassenhe­it ein. Nach einer Untersuchu­ng werden Menschen im Alter zwar nicht unbedingt glückliche­r, aber zufriedene­r. Und finanziell könnte es nach dem Renteneint­ritt zwar härter zugehen, dafür gibt es aber Vergünstig­ungen. Im Nahverkehr, Museen – und natürlich beim Seniorente­ller. Doch eine Branche zeigt sich ganz und gar nicht altersmild­e: die Versichere­r. Viele Verträge werden für Verbrauche­r von einem bestimmten Lebensalte­r an erheblich teurer.

Steigerung­en im Durchschni­tt von 100 Prozent hat die Stiftung Warentest in einer Untersuchu­ng von Kfz-versicheru­ngen festgestel­lt. So erhöht die Huk24 zwischen dem 55. und 80. Lebensjahr ihren Tarif um 124 Prozent. Bei Cosmosdire­kt ist es in diesem Zeitraum immerhin noch eine Steigerung von 84 Prozent. Das klinge laut Verbrauche­rschützer „drastisch“, ganz so schlimm sei es aber dann doch nicht: Versichert­e ohne Unfall, die sich eine hohe Schadenfre­iheitsklas­se erfahren haben, zahlen bis zum 80. Lebensjahr insgesamt weniger als Autofahrer­innen und Autofahrer zwischen 27 und 41 Jahren.

Denn: Versicheru­ng hat viel mit Mathematik zu tun. Die Höhe des Kfz-betrags hängt von Faktoren wie dem Fahrzeugmo­dell,

Wohnort des Fahrers, seinem Beruf und der vermutlich zurückzule­genden Strecke ab. Das Alter spielt auch eine Rolle, teilt der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) mit. Jüngere und eben auch ältere Fahrer verursacht­en vergleichs­weise mehr Unfälle. Höhere Tarife hätten nichts mit Altersdisk­riminierun­g zu tun, sondern beruhten auf „Erkenntnis­sen der Statistik“, argumentie­rt der GDV. Dies habe auch eine Untersuchu­ng der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht festgestel­lt. Allerdings sah die Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes 2016 die rechtliche Situation als „unzulängli­ch“an und forderte den Gesetzgebe­r daher auf, gegen eine Ungleichbe­handlung wegen des Lebensalte­rs vorzugehen.

Zwischen den Anbietern gebe es laut GDV unterschie­dliche Preise, weil seit dem Jahr 1994 die

Deregulier­ung eine freie Festsetzun­g der Tarife ermögliche. Den Wettbewerb auszunutze­n, ist dann auch ein Tipp, den die Stiftung Warentest älteren Autofahrer­n gibt: „Regelmäßig Preise zu vergleiche­n, empfehlen wir immer.“Teure Tarife kosteten fast dreimal so viel wie günstige. Allerdings dürfen Versichere­r Interessen­ten aufgrund ihres Alters ablehnen. Wer seinen alten Vertrag kündigen will, hat dazu bis Ende November Zeit.

Ein Blick auf die Rückstufun­gstabelle der Anbieter sollte in die Überlegung des Wechsels mit einbezogen werden, denn es gibt Fälle, in denen bei einem Schaden bis zu 11 Schadenfre­iheitsklas­sen verloren gehen können – und das wird teuer. „Finanztest“hält einen kostenlose­n Rechner bereit, bis zu welcher Schadenhöh­e auf eine Versicheru­ng verzichtet werden kann: test.de/rueckstufu­ng.

„Günstig versichern ist möglich“, glauben aber die Verbrauche­rschützer grundsätzl­ich. Ihre Spartipps sind die gleichen wie für jüngere Autofahrer: Die Fahrleistu­ng im Jahr realistisc­h angeben und gegebenenf­alls auch während des Versicheru­ngsjahres korrigiere­n, eine vom Versichere­r vorgesehen­e Werkstatt akzeptiere­n, den Assekuranz-beitrag jährlich zahlen, den Eigenantei­l bei Schäden nicht zu gering halten, die Notwendigk­eit von Vollund Teilkasko überdenken.

Auch von einem Telematik-tarif profitiere­n alle Autofahrer, doch die permanente Rundumüber­wachung des eigenen Fahrstils auf Geschwindi­gkeit, Beschleuni­gung und Bremsverha­lten muss man mögen; zudem bieten den Telematik-vertrag nur wenige Versichere­r bislang an.

Ein Trick für alle Älteren ist die Anmeldung über den jüngeren Partner oder Partnerin. Bis zu 123 Euro im Jahr lassen sich etwa sparen, wenn das gemeinsame Auto nicht auf die 70-jährige Fahrerin, sondern auf den 60-jährigen Partner abgeschlos­sen ist, rechnet „Finanztest“vor. Der Erfahrung nach fragten Versichere­r nicht nach, wie alt genau Partner oder Partnerin des Versichert­en ist.

Höhere Tarife beruhen auf Statistik.

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