Signal des Mitgefühls
Zwei deutsche Ministerinnen, die zerstörte türkische Städte besuchen und mit Erdbebenopfern sprechen: Der Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Dienstag sollte ein Zeichen des Mitgefühls senden, sowohl in die Türkei als auch an die türkischstämmigen Menschen in Deutschland. Es bleibt kaum mehr als eine Geste, jedoch eine wichtige. Die Dimensionen der Katastrophe, die mindestens 45 000 Menschen das Leben kostete, sind schwer zu fassen.
Die existenziellen Schwierigkeiten, vor denen die Menschen im Erdbebengebiet stehen, können auch die Ministerinnen kaum lindern. Zwar kam auch am Dienstag wieder eine Lieferung des Technischen Hilfswerks in der Türkei an, und es gibt dort deutsche Hilfsprojekte. Das angekündigte Visa-programm der Bundesregierung
steckt allerdings weitgehend fest. Türkischstämmige Familien in Deutschland können ihre Angehörigen mit einem vereinfachten Visaverfahren hierherholen. Dennoch scheitert die Vergabe der Reisedokumente an ganz praktischen Problemen. Etwa daran, dass Reisepässe oder Ausweise unter Tonnen von Schutt vergraben liegen.
Von dem Ausflug in die Türkei waren von vornherein kaum messbare Ergebnisse zu erwarten. Zyniker würden sagen, dass vor allem die Bilder in Erinnerung bleiben werden. Die Vielleicht-kanzlerkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl in zwei Jahren und die Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl im Herbst signalisieren den türkischstämmigen Mitbürgern: Wir kümmern uns um Eure Verwandten. Allerdings sollte Zynismus angesichts einer solchen Katastrophe keinen Platz haben.