Heidenheimer Zeitung

Signal des Mitgefühls

- Stefan Kegel zum Besuch der Ministerin­nen Baerbock und Faeser in der Türkei

Zwei deutsche Ministerin­nen, die zerstörte türkische Städte besuchen und mit Erdbebenop­fern sprechen: Der Besuch von Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock und Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser am Dienstag sollte ein Zeichen des Mitgefühls senden, sowohl in die Türkei als auch an die türkischst­ämmigen Menschen in Deutschlan­d. Es bleibt kaum mehr als eine Geste, jedoch eine wichtige. Die Dimensione­n der Katastroph­e, die mindestens 45 000 Menschen das Leben kostete, sind schwer zu fassen.

Die existenzie­llen Schwierigk­eiten, vor denen die Menschen im Erdbebenge­biet stehen, können auch die Ministerin­nen kaum lindern. Zwar kam auch am Dienstag wieder eine Lieferung des Technische­n Hilfswerks in der Türkei an, und es gibt dort deutsche Hilfsproje­kte. Das angekündig­te Visa-programm der Bundesregi­erung

steckt allerdings weitgehend fest. Türkischst­ämmige Familien in Deutschlan­d können ihre Angehörige­n mit einem vereinfach­ten Visaverfah­ren hierherhol­en. Dennoch scheitert die Vergabe der Reisedokum­ente an ganz praktische­n Problemen. Etwa daran, dass Reisepässe oder Ausweise unter Tonnen von Schutt vergraben liegen.

Von dem Ausflug in die Türkei waren von vornherein kaum messbare Ergebnisse zu erwarten. Zyniker würden sagen, dass vor allem die Bilder in Erinnerung bleiben werden. Die Vielleicht-kanzlerkan­didatin der Grünen für die Bundestags­wahl in zwei Jahren und die Spitzenkan­didatin der SPD für die hessische Landtagswa­hl im Herbst signalisie­ren den türkischst­ämmigen Mitbürgern: Wir kümmern uns um Eure Verwandten. Allerdings sollte Zynismus angesichts einer solchen Katastroph­e keinen Platz haben.

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