Auf die Kosten schauen
Den Krankenkassen fehlt Geld. Immerhin 17 Milliarden Euro in diesem Jahr. Wo sollen die herkommen? Die einfache neoliberale Antwort: Das bezahlen die Kranken mal schön selbst. Also die Kranken, die bei den gesetzlichen Kassen versichert sind. Das Ziel: Den Anstieg der Krankenkassenbeiträge zu stabilisieren. Davon hätten Arbeitnehmer und Unternehmer etwas. Die Rentner weniger und die Kranken noch weniger.
Klar, man könnte auch mal auf die Kosten schauen und sich fragen, wieso in diesem Land über 460 Milliarden Euro pro Jahr ins Gesundheitswesen fließen, ob nicht zu viel operiert wird oder ob es nicht sinnvoller wäre, viel, sehr viel mehr Geld und Grips in die Prävention zu stecken. Aber das würde natürlich bei einigen besonders wertvollen Teilen der Gesundheitswirtschaft zu Gewinnverlusten führen. Für die sozialen Härtefälle ist übrigens laut Reformideen der Staat da. Also die Steuerzahler, die zum überwiegenden Teil auch Kassenpatienten sind.
Und um der Sache noch etwas Pepp zu verleihen, sollen die in Gruppen aufgeteilt werden. Raucher, Übergewichtige, Sportmuffel und Extremsportler würden nach den Reformideen aus dem Hause Raffelhüschen mehr zahlen als Nichtraucher, Dünne und Softballspieler mit Sicherheitsweste. Da möchte man doch nachträglich einen höhnischen Karnevalstusch hinterherschicken. Bevor dann die Gesundheitspolizei kommt und kontrolliert, ob man gar unsolidarisch Süßwaren konsumiert hat.
Dass der Gesundheitsminister den Reformvorschlägen eine Abfuhr erteilt hat, beruhigt nur halb. Denn auch Lauterbach schröpft die Versicherten – durch höhere Beiträge.