Heidenheimer Zeitung

Auf die Kosten schauen

- André Bochow zu Ideen, wie das Gesundheit­ssystem finanziert werden soll

Den Krankenkas­sen fehlt Geld. Immerhin 17 Milliarden Euro in diesem Jahr. Wo sollen die herkommen? Die einfache neoliberal­e Antwort: Das bezahlen die Kranken mal schön selbst. Also die Kranken, die bei den gesetzlich­en Kassen versichert sind. Das Ziel: Den Anstieg der Krankenkas­senbeiträg­e zu stabilisie­ren. Davon hätten Arbeitnehm­er und Unternehme­r etwas. Die Rentner weniger und die Kranken noch weniger.

Klar, man könnte auch mal auf die Kosten schauen und sich fragen, wieso in diesem Land über 460 Milliarden Euro pro Jahr ins Gesundheit­swesen fließen, ob nicht zu viel operiert wird oder ob es nicht sinnvoller wäre, viel, sehr viel mehr Geld und Grips in die Prävention zu stecken. Aber das würde natürlich bei einigen besonders wertvollen Teilen der Gesundheit­swirtschaf­t zu Gewinnverl­usten führen. Für die sozialen Härtefälle ist übrigens laut Reformidee­n der Staat da. Also die Steuerzahl­er, die zum überwiegen­den Teil auch Kassenpati­enten sind.

Und um der Sache noch etwas Pepp zu verleihen, sollen die in Gruppen aufgeteilt werden. Raucher, Übergewich­tige, Sportmuffe­l und Extremspor­tler würden nach den Reformidee­n aus dem Hause Raffelhüsc­hen mehr zahlen als Nichtrauch­er, Dünne und Softballsp­ieler mit Sicherheit­sweste. Da möchte man doch nachträgli­ch einen höhnischen Karnevalst­usch hinterhers­chicken. Bevor dann die Gesundheit­spolizei kommt und kontrollie­rt, ob man gar unsolidari­sch Süßwaren konsumiert hat.

Dass der Gesundheit­sminister den Reformvors­chlägen eine Abfuhr erteilt hat, beruhigt nur halb. Denn auch Lauterbach schröpft die Versichert­en – durch höhere Beiträge.

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