Lieber Druck,
bei einer echten Zeitung bist Du ziemlich naheliegend, gar immanent, wenn man so will und schlau klingen möchte. Die Ausgabe hier nämlich wurde auf einer superhochmodernen Druckmaschine im Ulmer Donautal hergestellt. Pro Sekunde kamen dort heute Nacht durchschnittlich 30 Ausgaben heraus – das beeindruckt.
Druck spüren wir Journalisten wiederum täglich, wenn es um das Ungelesen hier geht, denn ohne Dich, lieber Leistungsdruck, gäbe es wohl keine guten Texte und ohne solche Texte gäb’s kein Ungelesen.
Richtiger Druck ist jedoch auch anderswo hoffentlich spürbar und wichtig. Im Reifen zum Beispiel oder in der Wasserleitung. Oder beim Erdgas. Und wessen Blutdruck jetzt beim Gedanken ans Letztere ins Schwanken gerät, der oder die sei daran erinnert, dass unsere Erdatmosphäre ebenfalls aus Gas besteht. Und da bringt der Druck schlussendlich schönes Wetter.
Das krasse Gegenteil von Druck ist übrigens Vakuum, was im Kopf allerdings sehr unnütz ist, vor allem wenn es drum geht, so eine Ungelesen-glosse wie hier zu fabulieren. Insbesondere drückt’s aufs Gemüt, wenn der sogenannte „Druckschluss“naht (antiquierter Begriff aus einer Zeit, als die Zeitungstexte noch gemorst, gefaxt oder per Reiter an die Druckerei versandt wurden).
Um hier aber noch rechtzeitig der literarischen Sackgasse zu entwischen, sei nochmals hingewiesen auf die manchmal vernachlässigten, doch unentbehrlichen Verdienste des Drucks als solchem:
Dem Druck auf Schurkenstaaten beispielsweise, Grünbelagkärchern demnächst im Frühjahr wieder oder beim Druckknopfverschluss am Anorak, noch so einer kostbaren Errungenschaft der Zivilisation. Gepriesen seist Du Druck auch in der Pressluftflasche beim Tauchen, ebenso wie im Airliner auf 34 000 Fuß.
Und wer bis hierhin gelesen hat und sich immer noch fragt, was am Text hier unterhaltsam sein soll, der oder die sei darauf hingewiesen, dass renommierten Wissenschaftlern zufolge rund 17 Tonnen Luftdruck auf jedem durchschnittlichen Erdbewohner lasten. Nimmt‘s also Wunder?
Aber Du liest das ja eh nicht.