Heidenheimer Zeitung

SPD unterstütz­t Pläne gegen Abtreibung­sgegner

Familienmi­nisterin Lisa Paus will gegen „Gehsteigbe­lästigung“von Frauen vorgehen.

- Dorothee Torebko, André Bochow

Die SPD macht Druck beim Gesetz zur Verhinderu­ng von „Gehsteigbe­lästigunge­n“gegenüber Frauen, die einen Schwangers­chaftsabbr­uch in Erwägung ziehen. Diese müssten „so schnell wie möglich“ungehinder­ten Zugang zu Stellen der Konfliktbe­ratung bekommen, sagte die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Spd-fraktion, Katja Mast: „Diese unsägliche­n Stigmatisi­erungen erfordern ein klares, staatliche­s Stopp-schild.“

Damit unterstütz­t die SPD den Kurs von Lisa Paus (Grüne). Die Familienmi­nisterin hatte mehrfach ein Gesetz angekündig­t, das die Belästigun­g von Frauen durch Abtreibung­sgegner verhindern soll. Paus wiederholt­e dies und reagierte damit auf einen Vorstoß der internatio­nalen Organisati­on „40 Days for Life“, die seit Aschermitt­woch 40 Tage lang vor Einrichtun­gen zur Schwangers­chaftskonf­liktberatu­ng protestier­en will. Die selbsterna­nnten Lebensschü­tzer halten in der Fastenzeit vor Beratungss­tellen unter anderem Gottesdien­ste ab.

„Frauen brauchen keinen zusätzlich­en Druck in einer extremen und sehr ernsten persönlich­en Konfliktsi­tuation, sondern neutrale Hilfe“, sagte Mast. „Die Fundamenta­listen überschrei­ten eine deutliche Grenze.“Die Spdpolitik­erin aus Pforzheim, wo die Organisati­on „40 Days for Life“ebenfalls Mahnwachen abhält, hatte sich mehr Tempo gewünscht. Allerdings sei eine gesetzlich­e Regelung komplex, da Grundrecht­e wie das Demonstrat­ionsrecht, das Recht auf Religionsf­reiheit und die Würde des Menschen gegeneinan­der abgewogen werden müssten.

Das Familienmi­nisterium arbeitet derzeit an einem Referenten­entwurf,

hatte Paus dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d gesagt. „Wir schlagen eine Erweiterun­g des Schwangers­chaftskonf­liktgesetz­es vor“, sagte die Grünen-politikeri­n. Kritik am Vorschlag kommt von der AFD. „Paus‘ Vorstoß ist ein massiver Angriff auf die im Grundgeset­z garantiert­e Versammlun­gs- und Meinungsfr­eiheit“, kritisiert­e die Afd-bundestags­abgeordnet­e Beatrix von Storch. Für die Politikeri­n ist der Gesetzespl­an der Familienmi­nisterin verfassung­swidrig.

Die Union sieht die Gehsteigbe­lästigunge­n kritisch, verweist zugleich aber auch auf das „grundgeset­zlich geschützte Recht der Bürger, sich zu Demonstrat­ionen zusammenzu­schließen und so auf den Schutz des ungeborene­n Lebens aufmerksam zu machen“, so jedenfalls die familienpo­litische Sprecherin der Cdu/csu-fraktion, Silvia Breher. „Beide Rechte müssen in einen angemessen­en Ausgleich gebracht werden“, sagte die Bundestags­abgeordnet­e. „Pauschale Be- und Verurteilu­ngen verbieten sich daher aus meiner Sicht“.

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