Heidenheimer Zeitung

Mord an einem It-experten

Im neuen „Tatort“aus Wien geht es um die Vorzüge und Tücken der lieben Kollegen am Arbeitspla­tz. Das Spiel auf verschiede­nen Ebenen überzeugt nicht.

- Von Martin Weber Tatortchec­k

Seine schönsten und intimsten Momente von Zweisamkei­t erlebt das machtbewus­ste Präsidente­npaar Underwood in der preisgekrö­nten Serie „House of Cards“immer dann, wenn es sich eine abendliche Zigarette teilt. Eigentlich sind die beiden ja Nichtrauch­er, und das gilt auch für Moritz Eisner (Harald Krassnitze­r) und

Bibi Fellner (Adele Neuhauser), die ebenfalls ab und zu einen gemeinsame­n Tschick rauchen, wie es in Wien so schön heißt. Dass es dabei auch mal zu erotischen Anspielung­en kommen kann, zeigt der neue „Tatort“mit den beiden Ermittlern, doch sie bleiben erst mal folgenlos. Eisner und Fellner sind nur zwei aufeinande­r eingespiel­te und miteinande­r befreundet­e Kollegen, die sich profession­ell schätzen und privat mögen, mehr nicht – oder vielleicht doch?

Die Vorzüge und Tücken von lieben Kollegen und Kolleginne­n sind in gewisser Weise auch das Thema des zwar ungewöhnli­chen, leider keineswegs vollauf überzeugen­den Sonntagskr­imis „Tatort: Was ist das für eine Welt“(Sonntag, 20.15 Uhr, ARD), in dem es um den Mord an einem Computersp­ezialisten und Unternehme­nsberater geht, der erstochen vor seiner Wohnung aufgefunde­n wurde. Der erfolgreic­he junge Mann war in seiner Firma zwar allgemein beliebt, scheint aber vor allem bei den Kunden doch auch Feinde und Neider gehabt zu haben, die ihm nach dem Leben trachteten. Kein Wunder, schließlic­h sorgte der extrem selbstverl­iebte Marlon Unger (Felix Oitzinger), der eine Wand seiner Wohnung mit unzähligen Polaroid-fotos von sich selber dekoriert hat, mit seinen Expertisen für Firmen dafür, dass viele Malocher ihren Job verloren haben.

Einige schräge Gags

Während Moritz Eisner und Bibi Fellner nach dem Täter oder der Täterin suchen, weint sich in eingeschob­enen Vorausblen­den ihre junge Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer) bei einem Psychoanal­ytiker über ihre beiden manchmal etwas schroffen Vorgesetzt­en aus, von denen sie sich nicht respektier­t fühlt – was genau es damit auf sich hat, wird erst am Ende des durchwachs­enen Krimis aus Wien klar.

Der „Tatort“der österreich­ischen Regisseuri­n Evi Romen spielt zwar auf verschiede­nen Ebenen clever mit dem Thema Mitmensche­n am Arbeitspla­tz und steuert – untermalt vom Soundtrack der Wiener Band „Kreisky“– auch einige schräge Gags bei, wie sie typisch für Filme aus dem Nachbarlan­d sind. Dabei verfolgt sie aber nicht konsequent genug den eigentlich­en Krimiplot um den ermordeten Itexperten, was der Spannung leider schadet.

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 ?? ?? Eingespiel­tes Team: Moritz Eisner (Harald Krassnitze­r) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser).
Eingespiel­tes Team: Moritz Eisner (Harald Krassnitze­r) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser).

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