Ukraine-krieg wirkt sich auf regionale Firmen aus
Immer weniger Erzeugnisse gehen mittlerweile von Ostwürttemberg nach Russland.
Die Auswirkungen nach einem Jahr Krieg in der Ukraine sind auch in Ostwürttemberg spürbar. „Die Folgen sind noch nicht komplett überschaubar“, sagt IHKHauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
Laut Firmendatenbank des Baden-württembergischen Industrieund Handelskammertages unterhielten bei Kriegsausbruch 61 Firmen aus der Region außenwirtschaftliche Beziehungen zu Russland sowie 48 Unternehmen zur Ukraine. Die Handelsvolumina mit den beiden Staaten werden für Ostwürttemberg nicht gesondert ausgewiesen. Das Ausstellen von Ursprungszeugnissen für Waren, die nach Russland exportiert werden, ist jedoch ein Indikator
dafür. Diese Ursprungszeugnisse stellt die IHK aus.
Zahl hat sich halbiert
„Gegenüber 2021 hat sich deren Zahl ungefähr halbiert“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Waren 2021 noch 1584 Ursprungszeugnisse ausgestellt worden, summierte sich ihre Zahl 2022 auf 791. Tendenziell sind die Ausfuhren aus Ostwürttemberg im Laufe des Jahres 2022 immer weniger geworden. Die Sanktionen wurden stetig ausgedehnt – aktuell arbeitet die Europäische Union am zehnten Sanktionen-paket.
Einige der Sanktionen sind bereits seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 in Kraft. Dennoch gab es bezüglich der betroffenen Warengruppen und der Ausfuhrbestimmungen 2022 gehäufte Nachfragen der Unternehmen bei der IHK. Der aktuelle Geltungsbereich der Sanktionen wird regelmäßig auf der Homepage der IHK aktualisiert.
Unmittelbar nach Kriegsbeginn hatte die IHK eine Taskforce einberufen, um die Auswirkungen des Kriegs in der Region zu erfassen und den Unternehmen Hilfestellung zu geben. Insbesondere wurden die Interessen der Mitgliedsbetriebe in Richtung Politik adressiert, so auch beim Austausch mit den Bundestagsabgeordneten aus der Region.
„Wichtig war dem Präsidium sowie der Hauptgeschäftsführung, dass unsere Unternehmen
Rückmeldungen geben und die Auswirkungen auf ihre Geschäfte darstellen konnten“, sagt Rentschler. In mehreren Online-informationsaustauschen wurden die verschärfte Lieferkettenproblematik, die Verteuerungen bei Energie und Rohstoffen sowie die Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen thematisiert.
Teil der Zukunftsoffensive
Die IHK lobt das Engagement der Mitgliedsfirmen beim Austausch über die Folgen des Ukraine-krieges sowie bei der Zukunftsoffensive. „Trotz der Krisensituation haben sich die Firmen bei der Erarbeitung des Masterplans Ostwürttemberg 2030 innerhalb der Zukunftsoffensive intensiv eingebracht. Im Gegenteil: Die Situation hat die Region noch enger zusammengeschweißt“, betont Rentschler.
In Sachen Energieversorgung wurde klar, dass eine unabhängigere und klimaneutrale Versorgung beispielsweise über Wasserstoff ein rasch zu erreichendes Ziel innerhalb der Zukunftsoffensive sein muss. Deshalb wurde auch der Ausbau Ostwürttembergs zur Wasserstoffregion forciert. Eine Erhebung der Bedarfe an Wasserstoff sowie der Anschluss der Region ans Pipelinenetz wurden wie beim Wasserstoffgipfel mit Terranets BW, den Energieversorgern der Region sowie energieintensiven Industrieunternehmen thematisiert.