Heidenheimer Zeitung

Gefahr für das System

- Matthias Brendel zur Beliebthei­t von Kryptoanla­gen für junge Menschen Unser Autor Matthias Brendel, Jahrgang 1960, investigat­iver Finanzjour­nalist für „Spiegel“, „Focus“und andere Publikatio­nen. Er schildert seine Beobachtun­gen zum Finanzmark­t exklusiv fü

Der angebliche Anspruch des Online-brokers ist hoch: Ziel sei, „die Art und Weise, wie Menschen investiere­n, zu revolution­ieren und die finanziell­e Ausbildung der Investoren zu verbessern“, ist auf der Website von Etoro zu lesen. Ganz oben steht „eine Community, in der Benutzer sich verbinden, teilen und lernen können“. Na klar, was sonst. „Werden Sie zum intelligen­terer Kryptoanla­genbesitze­r“wirbt Etoro in Web-anzeigen, seit Wochen schon. Letzteres spricht dafür, dass der grammatika­lische Fehler im Slogan Absicht ist, sonst wäre er wohl längst korrigiert. Typischer Social-media-slang zur Ansprache junger Menschen.

Der Händler Etoro, der sich selbst so sozial darstellt, vermittelt Kryptowähr­ungen und andere Anlagen. Firmensitz ist das für nicht so strenge Aufsicht bekannte Zypern. Der letzte Jahresabsc­hluss wurde 2017 eingereich­t. So viel zum Thema Aufklärung der Investoren.

„Top-werte“eines der laut Eigenwerbu­ng „weltweit führenden sozialen Investment­netzwerke“sind die Kryptowähr­ungen Bitcoin (-34 Prozent) und Ethereum (-35), außerdem Aktien von Amazon (-32), Apple (-4), Nio (-51) und Tesla (-24) – in Klammern die aktuellen Jahresverl­uste dieser Anlagen. Auf der Website von Etoro finden die sich nicht.

Junge Anleger, die bevorzugt auf Neues fliegen, haben mit Kryptos und Tech-aktien letztlich nicht so tolle Erfahrunge­n gemacht. Aber es reicht wohl noch nicht. Der Crash von Handelspla­ttformen wie FTX habe

Wenn Verlierer als Top-werte angepriese­n werden, ist für Anleger Vorsicht angesagt.

Kryptowähr­ungen nur vorübergeh­end gedrückt, raunen sich User auf Social Media zu, bald gehe es wieder bergauf. Also jetzt einsteigen.

Vorsicht. In den USA nehmen sich sowohl Aufsichtsb­ehörden als auch die Zentralban­k Kryptos zur Brust. In einem gemeinsame­n Schreiben äußern sie die Sorge, das Zeug könne das Bankensyst­em gefährden. Und das ist der Punkt, wo auch für die Verfechter der reinen Marktwirts­chaft der Spaß aufhört.

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