Heidenheimer Zeitung

Schülerin stürmt zu Silber

In ihrer ersten Weltcup-saison wird die 17-jährige Nathalie Armbruster aus Freudensta­dt Wm-zweite in der Kombinatio­n.

- Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

Nach ihrem Kraftakt hatte Nathalie Armbruster noch genug Energie, um Wm-silber ausgiebig zu feiern. Stolz zeigte die 17-jährige Kombiniere­rin den mitfiebern­den Skispringe­rinnen um Weltmeiste­rin Katharina Althaus die Siegerfaus­t. Im Interview war sie den Freudenträ­nen nahe. „Ich habe momentan noch keine Worte. Es ist so unfassbar. Ich fange schon wieder fast an zu weinen“, sagte sie im ZDF. Armbruster bescherte dem deutschen Frauenteam das erste Edelmetall in der noch jungen Disziplin bei einer Weltmeiste­rschaft überhaupt. Sie musste sich am Freitag im slowenisch­en Planica nur Dauersiege­rin Gyda Westvold Hansen aus Norwegen geschlagen geben. Dritte wurde die Japanerin Haruka Kasai.

Angefeuert von ihrem eigenen kleinen Fanclub mit Deutschlan­dfahne bestätigte Armbruster ihre starken Saisonleis­tungen und feierte gleich in ihrem ersten richtigen Weltcup-winter auch einen Erfolg auf der großen Wm-bühne. „Meine Eltern sind hier. Das bedeutet mir richtig viel“, sagte Armbruster zur moralische­n Unterstütz­ung im Tal der Schanzen. „Ohne meine Familie wäre das nicht möglich, was ich heute geschafft habe.“Auch ihr Heimtraine­r vom SV-SZ Kniebis mit Familie und weitere Fans waren extra aus dem Schwarzwal­d angereist.

Eine Doppelbela­stung

Die Elftklässl­erin aus Freudensta­dt, die in Slowenien locker und selbstbewu­sst auftritt, muss in ihrem Alltag den Spagat zwischen Leistungss­port und Schule meistern. Bisher gelingt das der Musterschü­lerin super, dennoch sagte Armbruster: „Natürlich beeinfluss­t das Sportlerle­ben meine Schullaufb­ahn. Es ist eine unglaublic­he Doppelbela­stung. Elfte Klasse ist kein Kindergart­en mehr, die Fehlzeiten werden immer mehr. Da muss ich doch einiges nachholen.“

Eine Art Public Viewing in der Schule, wo sie „an jeder Ecke“auf ihren Sport angesproch­en werde, gebe es diesmal wegen der Ferien nicht. Mitgefiebe­rt wurde in der Heimat aber trotzdem: „Meine besten Freunde und meine Oma schauen es sich im Fernsehen an“, sagte Armbruster am Freitag. Die Skispringe­rinnen Selina Freitag mit Tröte in der Hand und Gold-gewinnerin Althaus mit Sonnenbril­le schauten vor Ort begeistert zu. Sie sahen, wie der derzeit besten deutschen Allrounder­in im Skispringe­n und Langlauf ein Satz auf 98 Meter gelang. Mit 20 Sekunden Rückstand auf Westvold Hansen ging Armbruster ins Rennen über fünf Kilometer.

Dass die Norwegerin nicht mehr einzuholen war, wusste Armbruster bereits nach dem Springen. In keiner Sportart bei

dieser WM dominiert eine Athletin oder ein Athlet so deutlich wie in der Nordischen Kombinatio­n der Frauen. Am Freitag steckte Westvold Hansen sogar einen Sturz im Langlaufre­nnen weg.

Sie hatte bereits die Wm-premiere ihrer Disziplin vor zwei Jahren in Oberstdorf gewonnen. In den letzten 17 Weltcup-rennen siegte die 20-Jährige nur einmal nicht – nach einem Sturz in Schonach vor knapp einem Jahr. An jenem Weltcup-wochenende im Schwarzwal­d hatte Armbruster zum Abschluss der vergangene­n Saison ihr Weltcup-debüt gegeben. Dass sie keine zwölf Monate später Wm-zweite ist, hätte sie sich damals nicht träumen lassen.

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Foto: D. Karmann/dpa Nach Springen und Langlauf jubelnd im Ziel: Nathalie Armbruster vom SV-SZ Kniebis.

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