Gespendet, verschifft und verbrannt
Ausgemusterte Schuhe und T-shirts für Menschen in ärmeren Ländern kostenlos abzugeben, ist gut gemeint. Doch dieser Textilexport macht Afrika und anderen Weltregionen zunehmend Probleme.
Viele Länder der Welt werden mit gebrauchten Textilien aus Europa geradezu überschwemmt. Ein großer Teil davon wird verbrannt, wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Eu-umweltagentur EEA hervorgeht. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Warum ist der Export von gebrauchten Textilien so problematisch?
Vieles von dem, was als angebliche Kleiderspende zum Beispiel nach Afrika geht, wird dort gar nicht benötigt und landet auf Mülldeponien. „Mehr als jedes dritte Kleidungsstück, das nach Kenia exportiert wird, ist eigentlich getarnter Plastikmüll“, heißt es zum Beispiel in einem Bericht der Organisation Changing Markets Foundation, die sich des Problems angenommen hat. In Kenias Hauptstadt Nairobi wird der Plastik-textilmüll oftmals verbrannt, mit negativem Effekt auch auf die vielen Müllsammler, die die giftigen Dämpfe einatmen.
Sind ärmere Länder nicht auf Textilspenden angewiesen?
Manche Gebraucht-textilien sind sicherlich willkommen. Aber von den 900 Millionen gebrauchten Kleidungsstücken, die nach Kenia gelangen, landet Schätzungen zufolge nur etwa ein Fünftel auf Second-hand-märkten. Darunter befinden sich auch Kleidungsstücke wie etwa Skianzüge, deren Wert für die afrikanische Bevölkerung zumindest zweifelhaft ist.
Extrem negative Auswirkungen hat der Export von Alt-textilien auf die Bekleidungsindustrie in ärmeren Ländern. So besaß Ghana Mitte der 1970er Jahre noch eine einigermaßen florierende Textilwirtschaft, die aber durch den Import von Secondhand-kleidung und billiger chinesischer Ware inzwischen fast zum Stillstand gekommen ist.
Welche Mengen an Alt-textilien werden gesammelt und exportiert?
Aus der gesamten EU werden rund zwei Millionen Tonnen an gebrauchten Textilien in andere Länder der Welt exportiert. Das sind im Schnitt vier Kilo pro Eubürger und eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2000 auf das Dreifache.
Welche Rolle spielt Deutschland bei dem Problem?
Allein in Deutschland werden jedes Jahr ungefähr eine Million Tonnen an Alt-textilien für die Wiederverwertung gesammelt. Gründe für den immer weiter wachsenden Altkleiderberg gibt es mehrere: die vergleichsweise günstigen Kaufpreise, mit denen oft mangelnde Qualität einhergeht, oder auch die ständig wechselnden Modetrends. Laut dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung liegen in den Schränken der Deutschen rund fünf Milliarden Kleidungsstücke. Trotzdem kaufen deutsche Verbraucher im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr dazu, Unterwäsche und Socken eingerechnet.
Soll man gebrauchte Kleidung Altkleider-container stecken?
in Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Zwar wird in den rund
120 000 Altkleider-containern, die in Deutschland aufgestellt sind, von Schuhen über Hosen bis zu Kleidern und Taschen alles gesammelt. Doch nur etwa fünf Prozent des Materials werden von gemeinnützigen Organisationen für ihre soziale Arbeit verwendet.
Zudem gibt es eine Reihe von unseriösen Firmen, die Altkleider-container
aufstellen. Verbraucher sollten deshalb zumindest darauf achten, dass auf einem Container die Kontaktdaten und die Festnetznummer der jeweiligen Organisation angebracht sind.
der
Organisation Clean Up Kenya, Betterman Simidi Musasia, fordert, dass die Kleidungsstücke in den Herkunftsländern besser sortiert werden – sodass am Ende tatsächlich nur noch Bekleidung übrig ist, die auch wirklich getragen werden kann. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht zwei Stellschrauben, um die Exportflut an Alt-textilien einzudämmen: Zum einen müsse man „bei Verbrauchern das Bewusstsein wecken, ein bisschen mehr zu überlegen, was sie einkaufen“. Zum anderen unterstütze die Bundesregierung die Eu-kommission bei der Vorbereitung eines Eu-lieferkettengesetzes. Anders als beim bereits geltenden deutschen Lieferkettengesetz, das die Einhaltung der Menschenrechte sicherstellen soll, gibt das geplante Gesetz der Europäischen Union auch ökologische Standards vor.
Welche Alternativen zum massenhaften Export von Gebraucht-textilien gibt es? Der Gründer