Heidenheimer Zeitung

Preisliche Annäherung

- Dominik Guggemos

Verbrauche­r staunten, als mancherort­s Bio-milch auf einmal günstiger zu haben war als konvention­ell hergestell­te. Das war zwar eine kurzfristi­ge Ausnahme, aber zugleich ein Beispiel für einen Trend: Seit Kriegsbegi­nn in der Ukraine und der hohen Inflation haben sich die Preise für Biound konvention­elle Produkte angenähert. Der Bio-spitzenver­band BÖLW hat den Effekt mit Daten der Agrarmarkt­informatio­ns-gesellscha­ft (AMI) in einer Kurzstudie berechnet. Das Fazit: Bio wirke als Inflations­bremse.

Dabei wurden die Verbrauche­rpreise in den Monaten September bis November des Jahr 2022 mit dem Vorjahresz­eitraum verglichen. Besonders stark war der Effekt demnach bei Möhren: Bei konvention­ellen Karotten stand ein Plus von 60 Prozent, bei Bio-möhren waren es 45 Prozent.

Für Peter Röhrig, geschäftsf­ührender Vorstand des BÖLW, liegen die Gründe dafür in den kurzen Bio-wertschöpf­ungsketten, längerfris­tigen Lieferante­nverträgen sowie im Verzicht auf synthetisc­hen Stickstoff­dünger. Dessen Herstellun­g ist sehr energieint­ensiv. „Durch die Stabilität der ÖkoWertsch­öpfungsket­ten blieben übrigens auch nach Kriegsausb­ruch in der Ukraine die Bio-regale gut versorgt – auch bei Waren wie Sonnenblum­enöl oder Weizenmehl“, sagt Röhrig dieser Zeitung.

„Eine Inflations­bremse“

Hans-christoph Behr ist AMI-BEreichsle­iter für ökologisch­en Landbau und Verbrauche­rforschung. Er unterstrei­cht im Gespräch: „Generell sind Biopreise meistens stabiler als die von konvention­ellen Lebensmitt­eln.“Ein wichtiger Faktor dabei seien die Vertragsla­ufzeiten. Unter der Annahme, dass das Verhalten der Verbrauche­r unveränder­t bleibe, „ist Bio eine Inflations­bremse, da hat der BÖLW recht“. Das habe aber auch mit der Berechnung der Inflation zu tun, in der es um die relative Preissteig­erung geht, nicht um die absolute.

Die preisliche Annäherung hat aber auch eine Kehrseite für den Ökolandbau. „Bio ist während der Pandemie supergut nachgefrag­t gewesen. Dadurch ist auch die Umstellung­swilligkei­t der Landwirte größer geworden“, sagt Behr. Das Resultat: ein Flächenzuw­achs für Ökolandbau von 3,6 Prozent im Jahr 2022. Ob das so bleibt, ist fraglich. „Ich vermute“, sagt Behr, „dass die Umstellung­swilligkei­t unter der preisliche­n Annäherung leidet“.

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Foto: Bernd Weißbrod/dpa Preise für Bio- und konvention­elle Produkte haben sich angenähert.

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