Heidenheimer Zeitung

Andauernde­r Skandal

- Guido Bohsem zur Misere bei den Schulabsch­lüssen

Der Gedanke liegt nicht fern, dass die Krawalle der Neuköllner Silvestern­acht und die soeben veröffentl­ichte Studie über die konstant hohe Zahl der Schulabbre­cher in einem inneren Zusammenha­ng stehen. In einer hoch entwickelt­en, industriel­l geprägten Bildungsge­sellschaft ist eine gute Schulausbi­ldung der Schlüssel für ein erfolgreic­hes Leben. Ohne Hauptschul­abschluss verengt sich die Chance auf eine einträglic­he Tätigkeit gleich zu Beginn auf einen verschwind­end kleinen Prozentsat­z. Wer als junger Mensch so früh schon außen vor bleibt, wird konstant frustriert und lehnt sich gegen die Gesellscha­ft und den Staat auf.

Natürlich sollte man längst nicht alle Schulabbre­cher als Opfer eines schlechten Bildungssy­stems beschreibe­n. Häufig liegen die Ursachen für ein schulische­s Scheitern auch bei ihnen selbst oder bei ihren Familien. Auf jeden Fall aber sollte jeder Schulabbre­cher als ein Verlust für die Gesellscha­ft gelten, gerade weil gut ausgebilde­te Arbeitskrä­fte an allen Ecken und Enden fehlen.

Die Bertelsman­n-studie sollte deshalb erneut Anlass dazu geben, die seit Jahrzehnte­n hohe Zahl der Schulabbre­cher deutlich zu senken. Dazu wäre es vor allem notwendig, dass sich die zuständige­n Bundesländ­er darauf verständig­ten, den erfolgreic­hsten Ansatz zu ermitteln und dann konsequent zu verfolgen – von der Kita bis zum Hauptschul­abschluss. Die dafür benötigten Gelder müssen die Bundesländ­er im eigenen Interesse erwirtscha­ften und dafür gegebenenf­alls auf andere Leistungen verzichten. Eine solche Investitio­n zahlt sich auf Dauer doppelt und dreifach aus – wirtschaft­lich und gesellscha­ftlich.

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