Andauernder Skandal
Der Gedanke liegt nicht fern, dass die Krawalle der Neuköllner Silvesternacht und die soeben veröffentlichte Studie über die konstant hohe Zahl der Schulabbrecher in einem inneren Zusammenhang stehen. In einer hoch entwickelten, industriell geprägten Bildungsgesellschaft ist eine gute Schulausbildung der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben. Ohne Hauptschulabschluss verengt sich die Chance auf eine einträgliche Tätigkeit gleich zu Beginn auf einen verschwindend kleinen Prozentsatz. Wer als junger Mensch so früh schon außen vor bleibt, wird konstant frustriert und lehnt sich gegen die Gesellschaft und den Staat auf.
Natürlich sollte man längst nicht alle Schulabbrecher als Opfer eines schlechten Bildungssystems beschreiben. Häufig liegen die Ursachen für ein schulisches Scheitern auch bei ihnen selbst oder bei ihren Familien. Auf jeden Fall aber sollte jeder Schulabbrecher als ein Verlust für die Gesellschaft gelten, gerade weil gut ausgebildete Arbeitskräfte an allen Ecken und Enden fehlen.
Die Bertelsmann-studie sollte deshalb erneut Anlass dazu geben, die seit Jahrzehnten hohe Zahl der Schulabbrecher deutlich zu senken. Dazu wäre es vor allem notwendig, dass sich die zuständigen Bundesländer darauf verständigten, den erfolgreichsten Ansatz zu ermitteln und dann konsequent zu verfolgen – von der Kita bis zum Hauptschulabschluss. Die dafür benötigten Gelder müssen die Bundesländer im eigenen Interesse erwirtschaften und dafür gegebenenfalls auf andere Leistungen verzichten. Eine solche Investition zahlt sich auf Dauer doppelt und dreifach aus – wirtschaftlich und gesellschaftlich.