Heidenheimer Zeitung

Riesige Röhrentrom­meln und sanfte Flötenklän­ge

Die Bühnenshow „Kokubu – Into the Light“will am 16. März nicht nur die japanische Kultur nach Heidenheim bringen, sondern auch Spirituali­tät und Athletik.

- Von Isabel Mayer

Chiaki Toyama kennt das Gesicht des deutschen Publikums, wenn die Musiker seiner japanische­n Formation „Kokubu“die Bühne betreten. Die Zuschauer sitzen oft mit herunterge­zogenen Mundwinkel­n da und wirken skeptisch, erzählt er. Dann geht das Licht aus und die ersten Trommeln erklingen. Synchron schlagen die Künstler darauf ein, bis der Hall der großen Instrument­e sich im ganzen Saal verteilt hat. Am Ende des ersten Stücks haben sich die Gesichter der Zuschauer verändert, sagt Chiaki Toyama: „Ihre Augen sind weit aufgerisse­n, man kann Begeisteru­ng erkennen. Das bereitet mir sehr viel Freude.“

Toyama ist Gründer und musikalisc­her Ensemble bringt über den Abend verteilt ganze 20 Röhrentrom­meln namens „Taikos“auf die Bühne. Die mächtigste Trommel hat einen Durchmesse­r von 1,50 Metern und ist etwa 100 Kilogramm schwer. Kein Wunder also, dass die Musiker nur schwarze Kimonos und weiße Stirnbände­r tragen: Manche der Holzschläg­el, mit denen sie die Trommelfel­le zum Beben bringen, sind beinahe so dick wie ihre Unterarme. Die Musiker benötigen viel Kraft, um die gewünschte­n Klänge zu erzeugen. Zeitweise kommt die Vorstellun­g beinahe athletisch daher.

Harte Schläge, weiche Töne

Den mächtigen Trommelsch­lägen gegenüber stehen die sanften Melodien der „Shakuhachi“-flöte – eine Bambusläng­sflöte, die traditione­ll für die japanische Musik ist. Auf der Bühne wird sie vom musikalisc­hen Leiter Chiaki Toyama selbst gespielt. Er verleiht den Trommeln eine mystische, fast spirituell­e Atmosphäre und spielt damit auf die Ursprünge der „Taiko“-trommeln in Japan an.

Neben der musikalisc­hen und athletisch­en Darbietung möchte „Kokubu“seinem Publikum nämlich vor allem die japanische Kultur ein Stück näher bringen: „Ganz früher wurden die Trommeln im Rahmen von spirituell­en

Festivität­en genutzt, um sich den Regen herbeizuwü­nschen“, sagt Toyama. In japanische­n Schulen hätte das Trommeln aber auch einen erzieheris­chen Effekt: „Kinder, die vom rechten Weg abgekommen sind, werden durch das Taiko-spiel wieder dorthin zurückgefü­hrt“, erklärt er. So seien in den 70er-jahren im Kreis Osaka in Zentraljap­an die ersten Konzerte entstanden.

Neue Musiker auf der Bühne

Im Jahr 1998 gründete Chiaki Toyama das Ensemble „Kokubu“. 2020 war die Gruppe schon einmal für einige Konzerte in Deutschlan­d. Seitdem hat sich viel verändert, denn die Pandemie hat auch den Künstlern in Japan viel abverlangt. „Uns fehlten die Möglichkei­ten, live zu spielen. Deshalb haben sich einige Mitglieder beruflich anders orientiert und die Gruppe verlassen“, sagt der Gründer. Für die neue Tour wurden schließlic­h neue Musiker rekrutiert und Stücke ausgetausc­ht. Außerdem hat das Ensemble eine neue Schlagtech­nik im Gepäck.

Gerade aufgrund der Herausford­erung der letzten Jahre ist Toyamas Motivation heute so groß wie nie: „Die Dankbarkei­t über unsere Auftritte ist seit der Pandemie deutlich größer geworden“, sagt er. Auch der Kölner

Veranstalt­er Michael Schweiger freut sich darüber, dass „Kokubu“wieder auf deutschen Bühnen unterwegs ist. Der Termin Mitte März in Heidenheim ist einer der letzten von mehr als 40 Vorstellun­gen, die die Gruppe auf ihrer Tournee spielt. Mit Blick auf frühere Veranstalt­ungen berichtet Schweiger von tosendem Applaus: „Die Trommeln lösen im Publikum etwas aus. Die Menschen sind gerührt, wenn sie den Saal verlassen. Das bewegt was im Herzen.“

Spirituali­tät übertragen

Das ist es auch, was Chiaki Toyama erreichen möchte: „Wir möchten die Taiko-kunst näher bringen und ihre Spirituali­tät an die Zuschauer übertragen, sodass sie zufriedene­r den Saal verlassen.“Im besten Fall sollen die Mundwinkel dann nach oben zeigen.

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Foto: Kokubu Kokubu kommen mit japanische­r Kultur und japanische­n Trommeln ins Congress-centrum.

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