Riesige Röhrentrommeln und sanfte Flötenklänge
Die Bühnenshow „Kokubu – Into the Light“will am 16. März nicht nur die japanische Kultur nach Heidenheim bringen, sondern auch Spiritualität und Athletik.
Chiaki Toyama kennt das Gesicht des deutschen Publikums, wenn die Musiker seiner japanischen Formation „Kokubu“die Bühne betreten. Die Zuschauer sitzen oft mit heruntergezogenen Mundwinkeln da und wirken skeptisch, erzählt er. Dann geht das Licht aus und die ersten Trommeln erklingen. Synchron schlagen die Künstler darauf ein, bis der Hall der großen Instrumente sich im ganzen Saal verteilt hat. Am Ende des ersten Stücks haben sich die Gesichter der Zuschauer verändert, sagt Chiaki Toyama: „Ihre Augen sind weit aufgerissen, man kann Begeisterung erkennen. Das bereitet mir sehr viel Freude.“
Toyama ist Gründer und musikalischer Ensemble bringt über den Abend verteilt ganze 20 Röhrentrommeln namens „Taikos“auf die Bühne. Die mächtigste Trommel hat einen Durchmesser von 1,50 Metern und ist etwa 100 Kilogramm schwer. Kein Wunder also, dass die Musiker nur schwarze Kimonos und weiße Stirnbänder tragen: Manche der Holzschlägel, mit denen sie die Trommelfelle zum Beben bringen, sind beinahe so dick wie ihre Unterarme. Die Musiker benötigen viel Kraft, um die gewünschten Klänge zu erzeugen. Zeitweise kommt die Vorstellung beinahe athletisch daher.
Harte Schläge, weiche Töne
Den mächtigen Trommelschlägen gegenüber stehen die sanften Melodien der „Shakuhachi“-flöte – eine Bambuslängsflöte, die traditionell für die japanische Musik ist. Auf der Bühne wird sie vom musikalischen Leiter Chiaki Toyama selbst gespielt. Er verleiht den Trommeln eine mystische, fast spirituelle Atmosphäre und spielt damit auf die Ursprünge der „Taiko“-trommeln in Japan an.
Neben der musikalischen und athletischen Darbietung möchte „Kokubu“seinem Publikum nämlich vor allem die japanische Kultur ein Stück näher bringen: „Ganz früher wurden die Trommeln im Rahmen von spirituellen
Festivitäten genutzt, um sich den Regen herbeizuwünschen“, sagt Toyama. In japanischen Schulen hätte das Trommeln aber auch einen erzieherischen Effekt: „Kinder, die vom rechten Weg abgekommen sind, werden durch das Taiko-spiel wieder dorthin zurückgeführt“, erklärt er. So seien in den 70er-jahren im Kreis Osaka in Zentraljapan die ersten Konzerte entstanden.
Neue Musiker auf der Bühne
Im Jahr 1998 gründete Chiaki Toyama das Ensemble „Kokubu“. 2020 war die Gruppe schon einmal für einige Konzerte in Deutschland. Seitdem hat sich viel verändert, denn die Pandemie hat auch den Künstlern in Japan viel abverlangt. „Uns fehlten die Möglichkeiten, live zu spielen. Deshalb haben sich einige Mitglieder beruflich anders orientiert und die Gruppe verlassen“, sagt der Gründer. Für die neue Tour wurden schließlich neue Musiker rekrutiert und Stücke ausgetauscht. Außerdem hat das Ensemble eine neue Schlagtechnik im Gepäck.
Gerade aufgrund der Herausforderung der letzten Jahre ist Toyamas Motivation heute so groß wie nie: „Die Dankbarkeit über unsere Auftritte ist seit der Pandemie deutlich größer geworden“, sagt er. Auch der Kölner
Veranstalter Michael Schweiger freut sich darüber, dass „Kokubu“wieder auf deutschen Bühnen unterwegs ist. Der Termin Mitte März in Heidenheim ist einer der letzten von mehr als 40 Vorstellungen, die die Gruppe auf ihrer Tournee spielt. Mit Blick auf frühere Veranstaltungen berichtet Schweiger von tosendem Applaus: „Die Trommeln lösen im Publikum etwas aus. Die Menschen sind gerührt, wenn sie den Saal verlassen. Das bewegt was im Herzen.“
Spiritualität übertragen
Das ist es auch, was Chiaki Toyama erreichen möchte: „Wir möchten die Taiko-kunst näher bringen und ihre Spiritualität an die Zuschauer übertragen, sodass sie zufriedener den Saal verlassen.“Im besten Fall sollen die Mundwinkel dann nach oben zeigen.