Jugendhaus als (un)attraktiver Treff
Die Einrichtung am Herbrechtinger Rathausplatz erfuhr in der Bürgerbefragung viel Kritik. Das Team arbeitet bereits daran, das Angebot zu erweitern.
Ein Ort für Jugendliche in Herbrechtingen ist das Jugendhaus am Rathausplatz. Es folgt dem Konzept der sogenannten „offenen Jugendarbeit“, das heißt, es gibt keine Zugangskontrollen, man kann an den Aktivitäten ohne Anmeldung teilnehmen, die Jugendlichen entscheiden selber, wann sie kommen und gehen, und es ist selbstverständlich jeder willkommen. Die Sozialarbeiter Michael Schmid und Gerhard Dobrick betreuen dort täglich zwischen 30 und 60 Jugendliche im Alter von zwölf bis 27 Jahren. Nicht alle sind zufrieden damit.
Seit April vergangenen Jahres findet die Betreuung dort wieder ohne Corona-einschränkungen statt, alle Aktivitäten sind wieder in vollem Gange. Laut Schmid und Dobrick werden die Angebote des Jugendhauses von Jugendlichen aus allen Schularten und auch von Jugendlichen aus dem ganzen Landkreis genutzt. Neuerdings kann man auch zunehmend Jugendliche aus der Ukraine im Jugendhaus antreffen. Die Kommunikation mit diesen verläuft in englischer Sprache, Übersetzung-apps oder auch „über Hände und Füße“, sei aber im Großen und Ganzen kein Hindernis.
Viel Kritik bei Bürgerbefragung
Die Ergebnisse der von der Stadt Herbrechtingen veranlassten Bürgerbefragung unter dem Namen „Herbrechtingen 2035“fielen für das Jugendhaus Herbrechtingen nicht so gut aus. Das Freizeitangebot
Jugendhaus wurde im Bereich „Bildung und Betreuung“von den 1.679 Befragten nur von 49,3 Prozent als „sehr gut“oder „gut“wahrgenommen. Auf Nachfrage, woran das liegen könnte, antworteten die Sozialarbeiter, dass der Zeitpunkt während der Corona-pandemie für die Umfrage ungünstig gewählt worden sei. Man nehme Kritik aber ernst und
versuche durchgehend, das Jugendhaus zu optimieren und vor allem das Angebot am Bedarf der Jugendlichen zu orientieren.
Es gibt in den Räumlichkeiten einen Billard-tisch, Air-hockey, einen Flipper-automaten, eine Tischtennisplatte und eine Playstation-5-konsole. Außerdem wurde ein Stillarbeitsraum für das Lernen und Hausarbeitenerledigen
eingerichtet. Im Keller gibt es eine Werkstatt, in der die Sozialarbeiter gelegentlich mit den Besucherinnen und Besuchern mittels Siebdruck T-shirts und Taschen bedrucken.
Bei Bewerbungen unterstützt
Ein wichtiges Angebot, das laut Schmid und Dobrick auch genutzt wird, ist die Hilfe bei der Berufsorientierung
und bei Bewerbungen. So werden die Jugendlichen bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsoder Studienplatz unterstützt. Im vergangenen Jahr wurden über 700 Bewerbungen verschickt, und die „Vermittlungsquote ist hoch“.
Im vergangenen Jahr wurden außerdem in Herbrechtingen circa 100 Schülerinnen und Schüler des Bibis-schulzentrums zwischen zwölf und 17 Jahren befragt, welche Kritikpunkte es am Jugendhaus gibt und was sie sich für dort wünschen. Oft genannte Kritikpunkte sind dabei unter anderem der „fehlende Außenbereich“und die mangelnde Internetversorgung. Das Internet in der Einrichtung wurde aber inzwischen nachgerüstet.
Wünsche, die geäußert wurden, waren mehr kreative und künstlerische Aktivitäten sowie „mehr Möglichkeiten für Mädels“. Laut den Sozialarbeitern Schmid und Dobrick sei offene Jugendarbeit auf Seiten der Jugendlichen generell männlich dominiert. Im Jugendhaus Herbrechtingen seien auch circa 70 Prozent der Besucher männlich. Auch deshalb versuche man, Aktivitäten anzubieten, die sowohl Jungs als auch Mädchen ansprechen. In den nächsten Monaten stehen im Jugendhaus ein Workshop zur Schmuckherstellung an sowie ein Open-air-kino im Juni. Des Weiteren ist das Jugendhaus Teil des Organisationsteams für die Einweihungsfeier des Mehrgenerationenparks in Herbrechtingen am 31. März.