Ein fulminanter Neuanfang
Die „Acoustic Night“legte im Sontheimer „Rössle“einen bemerkenswerten Neustart hin. Der Saal war rappelvoll, Publikum und vor allem die Musiker waren in bester Stimmung und Spiellaune.
Am ersten März-samstag war in Heidenheim und Region einiges geboten. Fußballfans trotzten der klirrenden Kälte und sahen sich das Topspiel FCH gegen Darmstadt an, Jule Malischke hatte zu ihrem hochklassigen Gitarrenfestival eingeladen, und Siggi Schwarz rockte den Lokschuppen. Doch auch im ruhig-ländlichen Steinheimer Ortsteil Sontheim war an diesem Abend etwas Besonderes zu erleben. Die „Acoustic Night“, eine offene Bühne, auf der Musikerinnen und Musiker aus allen Genres ihr Können (fast) unverstärkt darbieten, machte einen Neuanfang. Der bisherige Veranstaltungsort im Café Talhof stand nicht mehr zur Verfügung, und es gelang den Initiatoren, einen neuen Ort für die Reihe zu finden: Jürgen Helbing, Wirt des Sontheimer „Rössles“, stellt seinen Gastraum im oberen Stockwerk des 200 Jahre alten Hauses zur Verfügung.
Die Gäste strömten in die warme, holzvertäfelte Stube. „Opener“dieses Abends und damit musikalischer Gastgeber war „Broken Wood“, eine gut bekannte regionale Band, deren fünf Musiker, vier Männer und eine Frau, auf der Bühne ihre Liebe zu Folk und Country unter Beweis stellten. Sie starteten mit „Nine Pound Hammer“, es folgten Traditionals und Bob-dylan-songs und bei „Goldmine“, in der die Sängerin und Mandolinistin Eva Schinagel besonders witzig und stimmgewaltig hervortrat, war das Publikum nicht mehr zu halten.
Zuhörer dicht an dicht
Von Anfang an herrschte im Saal, in dem sich an die 80 Zuhörer dicht an dicht drängten, eine ausgesprochen freundliche wie auch gespannte und mitfiebernde Atmosphäre. Gäste und Bands warfen sich die Bälle zu, es wurde geklatscht, gewippt, gelacht, angefeuert, dass es für einen neuen Musiker, wenn er die Bühne betrat, nicht ganz einfach war, sich Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Doch das war das Erstaunliche an diesem Abend: Es gab weder
Konkurrenz noch Spannungsabfall – jeder einzelne Musiker, jede Musikerin, jede auftretende Band wurde mit dem, was sie vorführten, vom Publikum begeistert empfangen.
Auf „Broken Wood“folgte Franz Stix, der mit seinen 84 Jahren dermaßen mitreißend auf der steirischen Harmonika spielte, und zwar auswendig, von „In den Bergen“über „Rauschende Birken“zu „Aus Böhmen kommt die Musik“, dass die Gäste nicht anders konnten, als mitzuschunkeln und so lauthals wie textsicher mitzusingen. Und so ging es weiter. „Karl-heinz ond I“, ebenfalls gut bekannt in der Region, hatten
keinerlei Mühe, die Gäste bei der Stange zu halten mit herrlichen Anekdoten und wunderbar vorgetragenem Austro- und Bavariapop. Auch Gerd Schock, normalerweise im Duo mit seinem musikalischen Partner Johannes Fiedler, übernahm mit seiner ausdrucksstarken Stimme mühelos den Staffelstab und verzauberte mit Georges Moustakis „Ma liberté“, Reinhard Meys „Was weiß ich schon von dir?“und „Island in the Sun“von Harry Belafonte.
Nachdenkliche Lieder, kluge Texte
Auch Klaus Uecker zog das Publikum in seinen Bann mit klugen Texten und nachdenklichen Liedern.
Mit den „Soulmates 21“betrat eine dreiköpfige Band die Bühne, die mit ganz besonderem Gesang, Ausdrucksstärke und mitreißendem Rhythmus „Country Roads“, „Zentralfriedhof “und „Stumblin’ in“vortrug. Mario, ein junger Musiker, sang zum ersten Mal bei einer „Acoustic Night“und das so fulminant, dass sich das Publikum jetzt schon auf künftige Auftritte freut. Seine Country- und Bluegrass-darbietungen waren umwerfend.
Mit „Corkscrooh“fegte Irish Folk über die Bühne, das Publikum wurde von Ralf Donath, Mitglied von „Giant’s Causeway“, und den anderen Musikern mitgerissen.
Hier war großes Können gepaart mit leidenschaftlicher Spielfreude zu erleben. Das Publikum war unermüdlich, der begeisterte harte Kern blieb und lauschte, klatschte und sang bis zum Schluss mit. Ein toller Auftakt!