Die besten Tipps zum Heizungstausch
Warm und nachhaltig in den eigenen vier Wänden: Der Informationsbedarf zu diesem Thema ist riesig, wie das Webinar dieser Zeitung zeigte. Ein Leitfaden für Hausbesitzer.
Die Debatten über neue Energie-richtwerte und Vorgaben im politischen Berlin verunsichern viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer. Das zeigte sich deutlich beim Webinar „So gelingt der Heizungstausch“, das diese Zeitung, die Verbraucherzentrale Baden-württemberg und die Regionalen Energieagentur Ulm anlässlich des „Tags des Energiesparens“veranstaltet haben.
Die 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten viele Fragen zum Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums, wonach der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen verboten werden soll und neue Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden müssen. Unter diesen Vorgaben sei es wohl nicht mehr möglich, eine Öl- oder Gasheizung in einem Ein-, Zwei- oder Drei-familienhaus einzubauen, sagte Roland Mäckle, Geschäftsführer der Regionalen Energieagentur Ulm. Er erklärte in seinem Vortrag Zusammenhänge, gab wichtige Tipps und skizzierte, wie neue Heizungslösungen aussehen können – auf Basis der heute geltenden Gesetze. Ein Patentrezept, so Mäckle, gebe es nicht. Lösungen seien stets individuell. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Verbietet die Bundesregierung wirklich von 2024 an Öl- und Gasheizungen?
Seit vielen Jahren gilt bereits: Ölund Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen ausgebaut werden. Das schreibt das Gebäudeenergiegesetz vor. Aber es gibt Ausnahmen, zum Beispiel für Niedertemperatur- oder Brennwertkessel. Auch für Häuser mit bis zu zwei Wohnungen, also auch alle Einfamilienhäuser, gilt die Regelung nicht, sofern der Eigentümer am 1. Februar 2002 eine der Wohnungen selbst bewohnt. Dort darf die alte Heizung bleiben. Kommt es zu einem Eigentümerwechsel, beispielsweise durch Erbe, Schenkung (auch innerhalb der Familie) oder Verkauf, muss der neue Besitzer die Anlage aber austauschen. Die Frist beträgt zwei Jahre.
Was soll ich tun, wenn ich mir Gedanken mache, meine Heizung auszutauschen?
Menschen, die eine Anlage haben, die 10 bis 15 Jahre alt ist oder jünger, sollten momentan die Ruhe bewahren. Der Markt ist komplett überhitzt. Sie kriegen keinen Energieberater, Planer oder Handwerker her. Diese Anlagen sind ohnehin alle noch effizient und in einem guten Stand. Daher gibt es keinen Grund, überstürzt zu handeln. Wenn Sie heute eine Wärmepumpe bestellen, bekommen Sie diese im Mai 2024, sagen mir Heizungsbauer.
Und bei älteren Anlagen?
Wer eine Heizungsanlage hat, die älter als 15 Jahre ist, sollte sich langsam ein Konzept entwickeln. Ist diese bereits zwischen 20 und 25 Jahren alt, sollte man eine Beratung vereinbaren und einen Sanierungsfahrplan erstellen lassen. Wichtig sei zu prüfen, wie man – außer bei der Heizung - den Wärmebedarf verringern kann. Das Beste sei, so schnell wie möglich, auf Erneuerbare Energien umsteigen. Jede und jeder, die jetzt mitmachen, profitieren davon in den nächsten Jahren.
Wer sagt mir, dass meine Heizung getauscht werden muss?
Das machen in der Regel die Schornsteinfeger, die die Heizungsanlage abnehmen, dauerhaft betreuen und die nach dem Gesetz dazu verpflichtet sind, entsprechende Auflagen abzusprechen. Die Schornsteinfeger müssen diese an die jeweilige Untere Baurechtsbehörde melden, wenn Hausbesitzer die geforderten Änderungen nicht umsetzen. Heizungsbauer können auch darauf hinweisen, dass die Heizung ausgetauscht werden muss, sie sind aber nicht dazu verpflichtet.
Wie hoch muss der Anteil der Erneuerbaren Energien beim Austausch der Heizung schon jetzt sein?
Bei zentralen Heizanlagen in Baden-württemberg müssen es 15 Prozent sein, sei es durch Solarkollektoren, eine Wärmepumpe, Solarthermie, eine bessere Wärmedämmung oder Biogas (wird nur bis 10 Prozent anerkannt). Besitzerinnen und Besitzer können
die unterschiedlichen Maßnahmen kombinieren und haben Wahlfreiheit. Sie können auch eine Gasheizung mit einem Solarthermie-kollektor zur Heizungsunterstützung kombinieren.
Wie sieht das konkret aus?
Ein Rechenbeispiel: Bei 150 Quadratmeter Wohnfläche müssen Sie nach dem E-wärmegesetz 7 Prozent dieser Fläche auf dem Dach als Kollektoren haben. Das sind etwa 10,5 Quadratmeter. Das kostet Sie zwischen 10 000 und 12 000 Euro. Wenn Sie lieber eine Pv-anlage installieren wollen, braucht es zwei Prozent der Wohnfläche als Kollektorfläche. Da hätten sie ungefähr 3 KilowattPeak (kwp) auf dem Dach. Das kostet Sie 6000 bis 7000 Euro.
Gibt es Vorgaben, was ich mit dem Strom mache?
Nein, das interessiert niemanden. Sie können ihn einspeisen. Das wird seit diesem Jahr mit 13 Cent gut vergütet. Sie können den Strom selbst nutzen und was übrig bleibt einspeisen, dann bekommen Sie 8,2 Cent. Sie können den Strom aus der Pv-anlage aber auch mit einem Heizstab oder einer Wärmepumpe in Wärme umwandeln.
Wie sinnvoll sind Hybridheizungen, also Gas-brennwert oder Öl in Verbindung mit einer Wärmepumpe oder einer Pv-anlage oder beidem?
Hybrid-lösungen halte ich grundsätzlich für sehr gut und empfehle diese bei allen Heizsystemen, sofern es finanziell möglich ist. Das sogenannte Takten im Sommer, um ein bisschen Warmwasser aufzubereiten, tut keinem Heizkessel gut. Das ist nicht nur bei Öl und Gas ein Thema, sondern auch bei Pellets und Wärmepumpen. Jede Taktung ist Stress und für Heizsysteme schwierig.
Was muss man beim Umstieg auf eine Wärmepumpe beachten?
Die verbreitetste Form ist die Luftwärmepumpe, weil diese am günstigsten ist. Hier wird aus der Luft Wärme entzogen. Das Problem: Wenn es draußen kalt wird, haben wir den höchsten Wärmebedarf. Dann muss das Gesamtsystem des Gebäudes zwischen Wärmeschutz, luftdichter Gebäudehülle und Niedertemperaturheizflächen (Fußbodenheizung, Wandheizung oder überdimensionierte Heizkörper) abgestimmt sein. Bei Energieeffizienzhäusern und gut gedämmten Gebäuden
ist das kein Problem, in schlecht gedämmten Bestandsgebäuden kann das – vor allem bei einer Luft-wärmepumpe – schwierig werden.
Mit welchen Ausgaben muss ich rechnen?
Die Kosten für eine Luft-wasserwärmepumpe betragen rund 40 000 Euro, für eine Sole-wasserWärmepumpe (Erdkollektor) 55 000 Euro, eine Sole-wasserWärmepumpe (Erdsonde) 60 000 Euro und für eine Luftwasserwärmepumpe mit Pv-anlage rund 55 000 Euro.
Wie sinnvoll ist es auf Fernwärme zu setzen?
Fernwärme zählt nach dem E-wärmegesetz als 15 Prozent erneuerbarer Energie. In Ulm zum Beispiel, ist die Hälfte der Stadt mit Fernwärme erschlossen, und der Anteil der Erneuerbaren Energie liegt dort deutlich über 65 Prozent. Die Anschlusskosten liegen in der Regel bei 6000 bis 10 000 Euro. Hinzu kommt eine Übergabestation für rund 6000 bis 7000 Euro. Der gesamte Umbau kostet 20 000 bis 25 000 Euro. Das ist günstiger als andere Technologien. Die Heizkörper müssen Sie dafür nicht austauschen. Wenn man dann noch betrachtet, dass Fernwärme wartungsfrei ist, und die Anlage so über 40, 50, 60 Jahre betrieben werden kann, macht das die Fernwärme doppelt interessant. Denn unter vorgehaltener Hand sagen Heizungsbauer, dass ein Gas- oder Öl -Brennwertgerät maximal eine Lebensdauer von 15 Jahren besitzt.