Eine Quote reicht nicht
Zum Internationalen Frauentag schmücken sich Unternehmen gerne mit Kampagnen zu Diversität und Gleichberechtigung. Ein Blick auf Lohnunterschiede, Erwerbsbeteiligung von Frauen und Chancengleichheit zeigt aber, wie sehr es sich dabei immer noch um Lippenbekenntnisse handelt. Die Realität widerspricht der Werbebotschaft.
Der Weg zur Gleichberechtigung geht gerade in Führungspositionen in deutschen Unternehmen äußerst schleppend voran. Eine neue Schufaauswertung zeigt, dass es für Frauen in Deutschland einfacher ist, durch Gründung ihre eigene Chefin zu werden, als in einer Firma in die Leitungsebene aufzusteigen. Das sagt einiges, berücksichtigt man alleine die enormen bürokratischen Hürden, die eine Firmengründung begleiten.
Bei großen Konzernen hilft die Politik seit einigen Jahren nach, zuerst mit immer deutlicheren Appellen und dann mit gesetzlichen Auflagen – letztere zeigen nun Wirkung. Es gibt inzwischen deutlich mehr Frauen in den Chefetagen und in Folge auch mehr Frauen in der Belegschaft.
Was gut ist für die Gleichberechtigung, ist zudem auch gut für das Unternehmen. Zahlreiche Studien – ob sie nun von der politisch eher links ausgerichteten Internationalen Arbeitsorganisation stammen oder von der Wirtschaftsberatung Boston Consulting – haben immer wieder gezeigt: Unternehmen mit Frauen in der Chefetage sind erfolgreicher, erwirtschaften höhere Umsätze und Gewinne und sie sind resistenter in Krisen. Sowohl Frauen als auch Männer fühlen sich von gemischten Chefetagen-teams besser gehört und auch verstanden. Sie danken es ihrem Unternehmen, indem sie produktiver arbeiten.
Ein Großteil der Gesellschaft akzeptiert mittlerweile, dass es in den allermeisten Fällen harte Arbeit, Fähigkeit und Ambition waren, die Frauen in den Chefinnen-sessel führte. Denn die Quoten – 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen und mindestens eine Frau, wenn der Vorstand aus mehr als drei Personen besteht – sprechen für alles andere als eine Diskriminierung von Männern. Die übrigen 70 Prozent oder Vorstandsposten bleiben den männlichen
Spätestens der Mangel an Arbeitskräften wird ein Umdenken erzwingen.
Managern. Und laut Schufa-chefin Tanja Birkholz dauere es beim aktuellen Tempo bis 2070, bis in der Hälfte aller deutschen Unternehmen eine Frau in der ersten Führungsebene sitze. Männer müssen also keine allzu große Angst vor Verdrängung haben.
Auch wenn die Quote das Tempo minimal angezogen hat, sie allein wird nicht reichen auf dem Weg zur Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt. Zumal sie auch nur die Führungspositionen bei großen Konzernen betrifft. Doch spätestens der Arbeitskräftemangel wird ein Umdenken in erfolgsorientierten Unternehmen erzwingen. Die Frauen werden nämlich nur dort arbeiten wollen, wo ihnen das geboten wird, was sie möchten – seien es Perspektiven für den Aufstieg auf der Karriereleiter oder flexibles Arbeiten für die Vereinbarung von Familie und Beruf, auch in Führungspositionen.