Heidenheimer Zeitung

Notunterku­nft wird für Ernstfall vorbereite­t

Seit März 2022 strömen Geflüchtet­e aus der Ukraine in den Landkreis. In der neuen Unterbring­ungsmöglic­hkeit in Bergenweil­er kann jetzt mit der Einrichtun­g begonnen werden. Einziehen wird dort vorerst niemand, wie die aktuellen Zahlen zeigen.

- Von Jan Beigelbeck

Im vergangene­n Herbst wurde sie heiß diskutiert: Die Notunterku­nft für Ukraineflü­chtlinge im 500-Seelendorf Bergenweil­er. Jetzt kann in der ehemaligen Industrieh­alle in der Ölbergstra­ße mit der Einrichtun­g begonnen werden. Das verkündete Landrat Peter Polta in der jüngsten Sitzung des Bildungs- und Sozialauss­chusses des Kreistags im Heidenheim­er Landratsam­t. Man habe nun die Baufreigab­e für die Gestaltung der Notunterku­nft, die 48 Menschen beherberge­n könnte. Vorerst wird das jedoch noch gar nicht nötig sein: „Nach aktuellem Stand haben wir bis Ende April alles unter Kontrolle und benötigen die Notunterku­nft in Bergenweil­er erstmal nicht“, sagte Polta. Da nur sehr schwer einzuschät­zen ist, wie viele Flüchtling­e in den nächsten Monaten kommen werden, sei es dennoch gut, die Unterkunft in der Hinterhand zu haben.

Erste Ankunft 7. März 2022

Untergebra­cht werden sollen dort im Fall des Falles Geflüchtet­e aus der Ukraine. Daher die Frage: Wie hat sich die Flüchtling­ssituation seit Ausbruch des Kriegs vor rund einem Jahr entwickelt? Die große Welle ukrainisch­er Geflüchtet­er im vergangene­n Frühjahr traf auch den Landkreis Heidenheim. „Am 7. März 2022 kam die erste Frau mit ihren drei Kindern zu uns“, berichtete Polta vor dem Kreistag. Knapp 100 weitere Ukrainerin­nen und Ukrainer sollten noch im selben Monat folgen. Nach etwa 150 Zugängen im April 2022 wurde dann im Mai mit 174 der Höhepunkt der Flüchtling­swelle aus der Ukraine erreicht. In den darauffolg­enden Monaten schwankten die Flüchtling­szahlen stark, im Juni, August und September

kamen wegen des russischen Angriffskr­iegs mehr als 100 Menschen in den Landkreis. Im Januar und Februar diesen Jahres waren es jeweils circa 40.

Immigrante­n nur ein kleiner Teil

Die Immigrante­n, die nicht wegen des Ukraine-kriegs in den Landkreis gekommen sind, machten in den vergangene­n 14 Monaten nur einen kleinen Teil der Zugänge aus. Die Anzahl schwankte meist um die 20 Personen, Höhepunkt war der November 2022 mit rund 50 Personen.

Nach der Ankunft in Deutschlan­d kommen die Geflüchtet­en – sowohl Ukrainer als auch andere – zunächst in den Erstaufnah­meeinricht­ungen der Länder unter. Anschließe­nd geht es für viele in die vorläufige­n Unterkünft­e der Kommunen. Dem Landratsam­t zufolge sind im Kreis Heidenheim aktuell 689 Menschen in derartigen Unterkünft­en untergebra­cht. Mit 283 Personen lebt der größte Anteil von ihnen in Heidenheim. Auch die Stadt Herbrechti­ngen und die Gemeinde Steinheim haben mit 163, beziehungs­weise 140

Geflüchtet­en vergleichs­weise viele Menschen aufgenomme­n.

Private Aufnahmen rückläufig

Nach der vorläufige­n Unterbring­ung in den Städten und Gemeinden gibt es verschiede­ne Optionen: Im komfortabe­lsten Fall finden die Geflüchtet­en eine eigene Wohnung oder kommen bei Privatpers­onen unter. Das gelingt jedoch nur dem kleineren Teil, unter anderem weil laut Landrat Peter Polta die Bereitscha­ft privater Menschen zur Aufnahme zurückgega­ngen ist.

Wer keine eigene Wohnung findet oder privat unterkommt, landet vermutlich in einer der sogenannte­n Gemeinscha­ftsunterkü­nfte im Landkreis. Im vergangene­n Monat waren es 419 Ukrainerin­nen und Ukrainer, womit sich der Anstieg seit der vergleichs­weise tiefen Anzahl von 384 im Dezember fortsetzt.

Zu Beginn der Flüchtling­swelle aus dem Kriegsgebi­et füllten sich die Gemeinscha­ftsunterkü­nfte rasant: Über 69 UkraineFlü­chtlinge im März, 209 im April und 343 im Mai wurde im Juni 2022 mit 419 der vorläufige Höhepunkt erreicht. Im Oktober 2022 lebten am meisten Geflüchtet­e aus der Ukraine in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften (474).

Höchstwert überschrit­ten

„Zur Zeit sind 1750 Ukrainer im Landkreis, zum Höhepunkt der Flüchtling­swelle 2015 waren es 1632“, so Polta gegenüber den Mitglieder­n des Ausschusse­s. Auf Frage des Kreisrats Mathias Brodbeck (Freie Wähler) sprach Polta von einer langfristi­gen Bleibewahr­scheinlich­keit der Ukrainerin­nen und Ukrainer zwischen 33 und 50 Prozent. Iris Mack, Teamkoordi­natorin der Flüchtling­sunterbrin­gung und Betreuung, ergänzte: „Pro Monat gehen zwei bis vier Menschen aus dem Landkreis zurück in die Ukraine. Oftmals um Familie und Freunde auch nach Deutschlan­d zu holen.“

Polta zufolge war im vergangene­n Jahr für viele Ukrainerin­nen und Ukrainer klar, dass es zurück in die Heimat geht. Inzwischen habe sich diese Haltung bei vielen gewandelt.

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Foto: Rudi Penk Frühere Industrieh­alle: In der Notunterku­nft in der Bergenweil­er Ölbergstra­ße könnten 48 Menschen aufgenomme­n werden.

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