Durchwachsenes Jahr ändert nichts an Plänen
Der Gartengerätehersteller will mit den Bauarbeiten für die Erweiterung am Standort Heuchlingen loslegen, sobald die archäologischen Grabungen beendet sind. Das Landesdenkmalamt stellt Ende April in Aussicht.
Das Jahr 2022 war für die Division Gardena ein schwieriges, in dem wir unsere finanziellen Erwartungen nicht erfüllen konnten.“Dieser Satz von Gardenachef Pär Åström, geäußert in einer Mitteilung zum vergangenen Geschäftsjahr, lässt aufhorchen. Bekanntlich plant das Unternehmen am Standort Heuchlingen die Investition eines dreistelligen Millionenbetrags. Fließen soll das Geld in die Erweiterung des Betriebsgeländes – 142.000 Quadratmeter mehr Platz für Produktion, Logistik und Kommissionierung. Bringt das Zurückbleiben hinter den Erwartungen diese Pläne ins Wanken?
Åström gibt Entwarnung: Gardena halte an seiner langfristigen Wachstumsstrategie fest, dazu gehöre ausdrücklich auch die Erweiterung des Standorts in Heuchlingen. Wie ein Sprecher des Gartengeräteherstellers auf Nachfrage mitteilt, kann aktuell aber noch keine Aussage getroffen werden, wann es mit den ursprünglich für Anfang 2023 angekündigten Bauarbeiten losgeht. Ausschlaggebend sei das Ende der archäologischen Grabungen auf der Erweiterungsfläche.
Wie berichtet, sind auf dem Gelände, das Gardena der Gemeinde Gerstetten Ende 2022 abgekauft hat, seit knapp einem Jahr Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege beschäftigt. Aktueller Stand: Gefunden haben sie Spuren zweier vor- bzw. frühgeschichtlicher Siedlungen, etwa Hausgrundrisse in Form von Pfosten. Außerdem wurden Grundstückseinteilungen und Straßengräben ausgemacht, die vermutlich aus der Römerzeit (zweites und drittes Jahrhundert) stammen. Die Siedlungen, so die zuständigen Pressestelle am Regierungspräsidium Stuttgart, werden auf die Eisenzeit (circa fünftes Jahrhundert vor Christus), die Römerzeit und die Völkerwanderungszeit (viertes und fünftes Jahrhundert) datiert. Aus dem vierten Jahrhundert stammen ein hölzerner Brunnenkasten und ein Werkzeugdepot, bei weiteren Funden handelt es sich um Keramikscherben, Knochen und einfache Metallgegenstände.
Von herausragender Bedeutung sind diese Funde aus Sicht des Landesdenkmalamts zwar nicht. Dennoch soll alles, was frühere Bewohner auf der Gardenaerweiterungsfläche hinterlassen haben, dokumentiert werden. Inzwischen sind die Archäologen mit ihrer Arbeit fast fertig: Ende April, so heißt es seitens des Regierungspräsidiums, wolle man die Grabungsarbeiten beenden.
Dann kann Gardena loslegen. An den deutschen Standorten in Ulm, Heuchlingen, Niederstotzingen und Laichingen sowie im Außendienst beschäftigte das Unternehmen zum Jahresende rund 2370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, etwa 90 mehr als Ende 2021. Weltweit sind für die Gardena Division etwa 3500 Mitarbeiter tätig. Sie ist einer von drei
Unternehmensbereichen der Husqvarna Group mit insgesamt 14.400 Beschäftigten.
Bleibt die Frage, warum Gardena 2022 hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist. Laut Unternehmen ist das zweite Halbjahr ausschlaggebend. So habe man das während der Pandemie erreichte Umsatzniveau zwar in der ersten Jahreshälfte behaupten können. Danach aber hätten Bestandsreduzierungen im Handel sowie anhaltende Engpässe in den weltweiten Lieferketten,
besonders bei elektronischen Komponenten, den Umsatz beeinträchtigt.
2022: Blick auf den Umsatz
Der Umsatz weist für das Geschäftsjahr 2022 zwar ein Wachstum auf: von 1,025 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 1,28 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Dies allerdings vor dem Hintergrund von Währungseffekten und der Übernahme von Orbit Irrigation, einem amerikanischen Hersteller von Bewässerungssystemen.
Denn betrachtet man nur den organischen Umsatz, sprich jenen Umsatz, den das Unternehmen aus seinem Kerngeschäft heraus generiert hat, war der Umsatz 2022 um sieben Prozent rückläufig.
Gardena-chef Pär Åström gibt sich zuversichtlich: Obwohl man die finanziellen Erwartungen nicht habe erfüllen können, habe das Unternehmen 2022 wichtige Fortschritte gemacht. „Wir haben unsere Führungsposition auf dem Us-markt und bei der smarten
Bewässerung durch die erfolgreiche Integration der kürzlich übernommenen Orbit Irrigation gestärkt.“In der anstehenden Saison will Gardena seinen Fokus – angesichts des Klimawandels – auf Produkte zur effizienteren Gartenbewässerung legen. Beispiele: ein System zur Tröpfchenbewässerung, das so überarbeitet wurde, dass eine einfachere Anwendung möglich ist. Außerdem ein neuer Regner zur Rasenbewässerung mit Düsen für einen reduzierten Wassererbrauch.