Spatenstich für schnelleres Internet
In Herbrechtingen gehören weiße Flecken bald der Vergangenheit an, indem nun Aussiedlerhöfe, Gewerbegebiete und Schulen an das schnellere Glasfaserinternet angeschlossen werden.
Für die einen ist es nur eine weitere Baustelle, für die anderen ist es der Anfang vom Ende der digitalen Steinzeit. Mit dem symbolischen Spatenstich auf dem Herbrechtinger Festplatz startete der Breitbandausbau, mit dem die letzten weißen Flecken im gesamten Stadtgebiet ans schnellere Internet angebunden werden. Weiße Flecken sind Anschlüsse, denen im Download weniger als 30 Mbit/s zur Verfügung stehen.
In Herbrechtingen betrifft dies überwiegend Aussiedlerhöfe, es gibt aber auch noch Schulen und Gewerbegebiete, die keinen eigenen Glasfaseranschluss haben. Da sich in der Vergangenheit der privatwirtschaftliche Breitbandausbau jener Anschlüsse für die Unternehmen offensichtlich nicht gelohnt hat, springt die öffentliche Hand in die Bresche. Bund und Land hatten Förderungen in Aussicht gestellt, um Kommunen bei der Herstellung der wichtigen Infrastruktur zu unterstützen.
Kosten: 6,7 Millionen Euro
Im Beisein von Vertretern unter anderem der Stadtverwaltung, des Landratsamtes, der Landespolitik, der ausführenden Baufirma, des Ingenieurbüros und des Netzbetreibers brachte Bürgermeister Daniel Vogt seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Stadt Herbrechtingen bei den Förderprogrammen bedacht wurde und mit 90 Prozent den Großteil der Kosten erstattet bekommt. Von den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von rund 6,7 Millionen Euro übernimmt der Bund die Hälfte und das Land 40 Prozent. „Diese Summe macht deutlich, dass es sich um eine Mammutaufgabe für alle Beteiligten handelt“, so das Stadtoberhaupt.
Weitere Zahlen lassen auf die Dimension der Baumaßnahme schließen: Zwölf Kilometer Mikrorohre werden in offener Bauweise verlegt, 16 Kilometer Mikrorohre werden in bereits vorhandene Leerrohre eingezogen, allein vier Kilometer Leitungen für die Hausanschlüsse werden hergestellt und circa 50 Kilometer Lichtwellenleiter-kabel werden eingezogen. Darüber hinaus werden zur zentralen Verteilung drei sogenannte Pop-gebäude errichtet, die in etwa so groß sind wie eine Fertiggarage, sowie drei Multifunktionsgehäuse (große Verteilerkästen) installiert. In die Vorverlegung von Mikrorohren soll die Stadt einen sechsstelligen Betrag investiert haben, um spätere Aufgrabungen zu vermeiden.
Insgesamt werden 81 Hausanschlüsse ausgebaut. Darunter in
den Gewerbegebieten Vohenstein und Längenfeld sowie im interkommunalen Industriepark A7 auf Herbrechtinger Gemarkung. Über höhere Bandbreiten dürfen sich auch das Bibrisschulzentrum, die Pistoriusschule, die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik und die Bolheimer Buchfeldschule freuen. Die beiden erstgenannten würden dann nicht mehr an der Leitung des Rathauses hängen, so Vogt. Die Wartbergschule wurde bereits ans Glasfasernetz angeschlossen.
Folgende Ansiedlungen im Außenbereich erhalten schnelleres Internet: Bernau, Asbachhöfe, Wangenhof bei Anhausen, im Bolheimer Parkweg und am Dettinger Weg in Bissingen.
Spätestens Ende 2024 muss der Breitbandausbau abgeschlossen sein – nicht nur baulich, sondern
auch die Abrechnung, Dokumentation und die Übergabe an den Internet-provider betreffend. Diese Frist ist mit der Förderung verbunden. Im Anschluss liegt es am künftigen Betreiber, der Netcom BW, die von der Stadt zur Verfügung gestellte passive Netzinfrastruktur zu „aktivieren“, sodass beim Endkunden ein Signal ankommt.
Offen für jeden Betreiber
„Die Versorgung ist garantiert“, betont Sebastian Vetter von der Netcom BW, die standardmäßig Open Access auf alle ihre Anschlüsse anbiete. Heißt: Jeder Telekommunikationsbetreiber könne sich bei Interesse auf den Anschluss mit einmieten.
Spd-landtagsabgeordneter Andreas Stoch gratulierte der Stadt Herbrechtingen dazu, die
digitale Infrastruktur anzupacken. Kommunen seien der entscheidende Schlüssel, um für Wirtschaft und private Haushalte attraktiv zu sein und vor allem den Bildungssektor abzudecken. „Ich finde es gut, dass Bund und Land gleichermaßen erhebliche Mittel aufwenden, um Kommunen nicht allein zu lassen.“