Heidenheimer Zeitung

„Dann schießt du dir selbst ins Bein“

Wenn die Schmidt-truppe heute (18.30 Uhr) gegen Karlsruhe antritt, wird Florian Pick wohl wieder in der Startelf stehen. Dabei konnte sich der Dribbelkün­stler lange Zeit nicht durchsetze­n.

- Von Thomas Jentscher

Dieser Weg war kein einfacher: Als Florian Pick im Sommer 2020 zusammen mit Christian Kühlwetter vom 1. FC Kaiserslau­tern zum FCH wechselte, waren die Erwartunge­n auf beiden Seiten groß. Doch während der Kollege schon im ersten Jahr munter traf, blieb es bei „Picki“meist bei Ansätzen. Nach eineinhalb sehr durchwachs­enen Jahren wurde er in der zweiten Hälfte der Saison 2021/22 sogar an den FC Ingolstadt verliehen.

Deshalb aufzugeben kam für die mittlerwei­le 27 Jahre alten Spieler aber nie in Frage. „Ich kannte das ja schon ein bisschen, als ich von Magdeburg zurück nach Kaiserslau­tern bin“, berichtet Pick, der unter anderem in den Jugendakad­emien des FCK und von Schalke 04 ausgebilde­t wurde. In dieser Zeit machte er vor allem im Hallenfußb­all auf sich aufmerksam.

Als Aktiver spielte Pick zunächst bei der zweiten Mannschaft der Pfälzer, hatte einige Einsätze bei den Pro- fis, wurde dann 2017 an den damaligen Drittligis­ten FC Magdeburg ausgeliehe­n, schaffte es dort zum Stammspiel­er. Als es aber nach Ablauf der Leihe zurück auf den Betzenberg ging, setzte der dort mittlerwei­le als Trainer eingesetzt­e Michael Frontzeck überhaupt nicht auf ihn.

Zwei Monate inder Oberliga

„Da habe ich erst einmal zwei Monate in der Oberliga gespielt“, erinnert sich Pick, der aus dieser Zeit eine Erfahrung mitgenomme­n hat: „Wenn du locker lässt, dann schießt du dir selbst ins Bein.“Also gab Pick Gas, schaffte es nach Frontzecks Entlassung wieder in die erste Mannschaft, war in der Runde 2019/20 zusammen mit Kühlwetter bester Scorer und wechselte nach Heidenheim.

Auch hier lautete das Motto wieder: Erst einmal durchbeiße­n. „Der Trainer hat mir immer gesagt, dass die Qualität da ist, ich aber nur effektiver werden muss“, erklärt Pick, der nach seiner Rückkehr aus Ingolstadt in der laufenden Saison beim FCH zunächst nur kurze Einsätze hatte, dann eine Reihe von Spielen komplett von der Bank aus beobachtet­e.

Wende im Rostock-spiel

Die Wende kam im neuen Jahr. Im ersten Spiel nach der Winterpaus­e wurde er eingewechs­elt und erzielte beim Sieg über Rostock das entscheide­nde 2:0. Danach kam Pick noch einmal von der Bank, stand dann stets in der Anfangsfor­mation.

„Das ist jetzt was Neues, ich versuche einfach, die Leistung weiter abzurufen – defensiv wie offensiv“, sagt der Offensivma­nn, der zuletzt beim

1:1 in Düsseldorf die

Flanke zur zwischenze­itlichen Führung schlug, aber auch nach einer Ecke für die Fortuna auf der eigenen Linie rettete.

Dazu stehen für ihn zwei weitere Assists auf dem Zettel. „Das zweite

Tor würde ich mir natürlich auch noch wünschen, aber ich denke, die

Vorlagen, die ich

jetzt gemacht habe, sind genauso wichtig“, meint der wendige Spieler, der seine Stärken sicher am Ball und im Kurzpasssp­iel hat. „Das Dribbling war immer meine Stärke, jetzt führen die Dribblings eben eher dazu, dass ich vorbeikomm­e und die Flanke schlagen kann“, so Pick.

Letztlich will er aus dem Durchhalte­vermögen keine große Sache machen. „Ich habe ein gutes familiäres Umfeld, dieser Ausgleich ist wichtig. Man darf auch nicht die ganzen Sachen mit nach Hause nehmen“, erklärt der aus Wittlich in der Pfalz stammende Spieler, der gleich nach dem Wechsel zum FCH mit seiner

Freundin nach Heidenheim gezogen ist und sich hier absolut wohl fühlt. Jedenfalls kann es nun so weitergehe­n, die Ergebnisse in den jüngsten Spielen und der Tabellenpl­atz sprechen für sich. „Wenn man gewinnt, kommen die anderen Sachen von alleine. Da kommt man in einen Flow, den man meiner Meinung nach als Spieler auch braucht“, erklärt Pick. Das Ziel ist für ihn klar: „Wir haben uns das verdient, den dritten Platz wollen wir jetzt natürlich halten. Und wenn es noch weiter nach vorne geht, dann gerne.“

Optimistis­ch gegen Karlsruhe

Dazu sollten heute gegen Karlsruhe weitere Punkte her, allerdings erwartet der FCH die Badener ausgerechn­et in deren bisher stärkster Phase in dieser Saison. Fünf Spiele in Folge gewann der KSC, schlug dabei zuletzt Aufstiegsa­nwärter Hamburger SV eindrucksv­oll mit 4:2.

„Der KSC hat sich nach anfänglich­en Schwierigk­eiten gefunden, offensiv wie defensiv. Sie hätten gegen den HSV zur Pause 6:0 führen müssen – wie wir auch“, schmunzelt Pick und zeigt sich optimistis­ch: „Das wird sicher kein einfaches Spiel, aber wir müssen uns ja nicht kleiner machen als wir sind, wir sind die beste Heimmannsc­haft in der Liga und haben die Chance, die anderen unter Druck zu setzen.“Wie es weitergeht, wenn der 1. FC Heidenheim tatsächlic­h den Sprung ins Oberhaus schaffen sollte, darüber hat sich

Pick noch nicht viele Gedanken gemacht. Sein

Vertrag läuft bis Sommer

2024 und gilt auch für die

1. Liga. Pick wäre jedenfalls bereit: „Derzeit gibt es noch keine Gespräche. Wenn es hoch geht, hoffe ich, dass sie mich behalten wollen. Aber so kenne ich die Leute hier, dass sie allen, die es geschafft haben, den Schritt zu gehen, auch das Vertrauen schenken.“

 ?? Foto: Eibner/roger Buerke ?? Dribbelsta­rk und nun auch effektiv: Florian Pick hat es in die Startelf geschafft.
Foto: Eibner/roger Buerke Dribbelsta­rk und nun auch effektiv: Florian Pick hat es in die Startelf geschafft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany