„Dann schießt du dir selbst ins Bein“
Wenn die Schmidt-truppe heute (18.30 Uhr) gegen Karlsruhe antritt, wird Florian Pick wohl wieder in der Startelf stehen. Dabei konnte sich der Dribbelkünstler lange Zeit nicht durchsetzen.
Dieser Weg war kein einfacher: Als Florian Pick im Sommer 2020 zusammen mit Christian Kühlwetter vom 1. FC Kaiserslautern zum FCH wechselte, waren die Erwartungen auf beiden Seiten groß. Doch während der Kollege schon im ersten Jahr munter traf, blieb es bei „Picki“meist bei Ansätzen. Nach eineinhalb sehr durchwachsenen Jahren wurde er in der zweiten Hälfte der Saison 2021/22 sogar an den FC Ingolstadt verliehen.
Deshalb aufzugeben kam für die mittlerweile 27 Jahre alten Spieler aber nie in Frage. „Ich kannte das ja schon ein bisschen, als ich von Magdeburg zurück nach Kaiserslautern bin“, berichtet Pick, der unter anderem in den Jugendakademien des FCK und von Schalke 04 ausgebildet wurde. In dieser Zeit machte er vor allem im Hallenfußball auf sich aufmerksam.
Als Aktiver spielte Pick zunächst bei der zweiten Mannschaft der Pfälzer, hatte einige Einsätze bei den Pro- fis, wurde dann 2017 an den damaligen Drittligisten FC Magdeburg ausgeliehen, schaffte es dort zum Stammspieler. Als es aber nach Ablauf der Leihe zurück auf den Betzenberg ging, setzte der dort mittlerweile als Trainer eingesetzte Michael Frontzeck überhaupt nicht auf ihn.
Zwei Monate inder Oberliga
„Da habe ich erst einmal zwei Monate in der Oberliga gespielt“, erinnert sich Pick, der aus dieser Zeit eine Erfahrung mitgenommen hat: „Wenn du locker lässt, dann schießt du dir selbst ins Bein.“Also gab Pick Gas, schaffte es nach Frontzecks Entlassung wieder in die erste Mannschaft, war in der Runde 2019/20 zusammen mit Kühlwetter bester Scorer und wechselte nach Heidenheim.
Auch hier lautete das Motto wieder: Erst einmal durchbeißen. „Der Trainer hat mir immer gesagt, dass die Qualität da ist, ich aber nur effektiver werden muss“, erklärt Pick, der nach seiner Rückkehr aus Ingolstadt in der laufenden Saison beim FCH zunächst nur kurze Einsätze hatte, dann eine Reihe von Spielen komplett von der Bank aus beobachtete.
Wende im Rostock-spiel
Die Wende kam im neuen Jahr. Im ersten Spiel nach der Winterpause wurde er eingewechselt und erzielte beim Sieg über Rostock das entscheidende 2:0. Danach kam Pick noch einmal von der Bank, stand dann stets in der Anfangsformation.
„Das ist jetzt was Neues, ich versuche einfach, die Leistung weiter abzurufen – defensiv wie offensiv“, sagt der Offensivmann, der zuletzt beim
1:1 in Düsseldorf die
Flanke zur zwischenzeitlichen Führung schlug, aber auch nach einer Ecke für die Fortuna auf der eigenen Linie rettete.
Dazu stehen für ihn zwei weitere Assists auf dem Zettel. „Das zweite
Tor würde ich mir natürlich auch noch wünschen, aber ich denke, die
Vorlagen, die ich
jetzt gemacht habe, sind genauso wichtig“, meint der wendige Spieler, der seine Stärken sicher am Ball und im Kurzpassspiel hat. „Das Dribbling war immer meine Stärke, jetzt führen die Dribblings eben eher dazu, dass ich vorbeikomme und die Flanke schlagen kann“, so Pick.
Letztlich will er aus dem Durchhaltevermögen keine große Sache machen. „Ich habe ein gutes familiäres Umfeld, dieser Ausgleich ist wichtig. Man darf auch nicht die ganzen Sachen mit nach Hause nehmen“, erklärt der aus Wittlich in der Pfalz stammende Spieler, der gleich nach dem Wechsel zum FCH mit seiner
Freundin nach Heidenheim gezogen ist und sich hier absolut wohl fühlt. Jedenfalls kann es nun so weitergehen, die Ergebnisse in den jüngsten Spielen und der Tabellenplatz sprechen für sich. „Wenn man gewinnt, kommen die anderen Sachen von alleine. Da kommt man in einen Flow, den man meiner Meinung nach als Spieler auch braucht“, erklärt Pick. Das Ziel ist für ihn klar: „Wir haben uns das verdient, den dritten Platz wollen wir jetzt natürlich halten. Und wenn es noch weiter nach vorne geht, dann gerne.“
Optimistisch gegen Karlsruhe
Dazu sollten heute gegen Karlsruhe weitere Punkte her, allerdings erwartet der FCH die Badener ausgerechnet in deren bisher stärkster Phase in dieser Saison. Fünf Spiele in Folge gewann der KSC, schlug dabei zuletzt Aufstiegsanwärter Hamburger SV eindrucksvoll mit 4:2.
„Der KSC hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gefunden, offensiv wie defensiv. Sie hätten gegen den HSV zur Pause 6:0 führen müssen – wie wir auch“, schmunzelt Pick und zeigt sich optimistisch: „Das wird sicher kein einfaches Spiel, aber wir müssen uns ja nicht kleiner machen als wir sind, wir sind die beste Heimmannschaft in der Liga und haben die Chance, die anderen unter Druck zu setzen.“Wie es weitergeht, wenn der 1. FC Heidenheim tatsächlich den Sprung ins Oberhaus schaffen sollte, darüber hat sich
Pick noch nicht viele Gedanken gemacht. Sein
Vertrag läuft bis Sommer
2024 und gilt auch für die
1. Liga. Pick wäre jedenfalls bereit: „Derzeit gibt es noch keine Gespräche. Wenn es hoch geht, hoffe ich, dass sie mich behalten wollen. Aber so kenne ich die Leute hier, dass sie allen, die es geschafft haben, den Schritt zu gehen, auch das Vertrauen schenken.“