Heidenheimer Zeitung

Strobl fordert 700 Millionen Euro zusätzlich für die Polizei

Während die Steuereinn­ahmen sinken, eröffnet Baden-württember­gs Innenminis­ter den Poker um einen Nachtragsh­aushalt.

- Von Roland Muschel Kommentar Südwestums­chau

Trotz sinkender Steuereinn­ahmen fordert Baden-württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl einen erhebliche­n Nachschlag für die Sicherheit­sbehörden im Land. In einer internen Auflistung für die Spitzen der grün-schwarzen Koalition meldet der Cdu-politiker für einen „Nachtragsh­aushalt 2023/24“Zusatzbeda­rfe von mehr als 700 Millionen Euro an. Zudem fordert er 87 zusätzlich­e Stellen.

Der größte Einzelpost­en auf der Liste sind ein vorgezogen­er Neubau des Landeskrim­inalamts

(LKA) und des dazugehöri­gen Rechenzent­rums. Das Projekt veranschla­gt Strobl mit 471 Millionen Euro. Zum Katalog gehört auch die Aufstockun­g der Betriebsha­ushalte der Polizei, mit denen diese etwa das Benzin für Einsatzfah­rten bezahlt, um „mindestens 50 Millionen Euro“pro Jahr.

Offiziell hat die Landesregi­erung noch gar nicht entschiede­n, ob es zum Doppelhaus­halt 2023/24 einen Nachtrag mit Zusatzproj­ekten geben wird. Laut der jüngsten Steuerschä­tzung von Mitte Mai muss das Land erstmals seit Jahren mit weniger Steuereinn­ahmen kalkuliere­n. Für den Doppeletat 2023/24 stehen rund 420 Millionen Euro weniger zur Verfügung als geplant. Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) sprach deshalb von einer „Zäsur“und sagte, „zusätzlich­e finanziell­e Spielräume“werde es nicht geben.

Mit seinem Papier hat Strobl den koalitions­internen Poker um Zusatzausg­aben eröffnet. Als unstrittig gilt das Vorziehen des Lka-neubaus; das bisherige Gebäude ist technisch anfällig. Erst vor wenigen Monaten hatte es einen sicherheit­srelevante­n Kurzschlus­s gegeben. Für Unmut sorgen bei den Grünen andere Posten auf der Liste. Die Mittel für die Betriebsha­ushalte der Polizei seien im Haushalt nicht zum ersten Mal zu niedrig angesetzt gewesen, monierte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Für Fragezeich­en sorgt auch der Ruf nach 61 Neustellen für den Itbetrieb, die unter anderem mit der „Steuerung externer Dienstleis­ter“begründet werden.

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