Heidenheimer Zeitung

Politik arbeitet an Strategie

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Holz, Pflanzen, natürliche­r Abfall – in Biomasse steckt großes Potenzial. Doch die Anbaufläch­en, auf denen das alles wachsen kann, sind begrenzt. Von der Nahrungsmi­ttelproduk­tion über den Schutz der Artenvielf­alt bis hin zur Chemieindu­strie wollen viele ein Stück vom Kuchen abhaben. Was davon genießt Priorität, wer muss hinten anstehen? Die Bundesregi­erung arbeitet derzeit an einer Nationalen Biomassest­rategie, die sich dieser Zukunftsfr­age widmet. „Wie verfügen wir über die Flächen? Das wird der Dreh- und Angelpunkt der Biomassest­rategie“, sagt Hannes Böttcher, Senior Researcher im Bereich Energie und Klimaschut­z beim Öko-institut. In einem Eckpunktep­apier skizziert die Bundesregi­erung eine Nutzungshi­erarchie, um „verstärkt die Potenziale der Kreislaufw­irtschaft ausschöpfe­n zu können“. Bei jeder Entscheidu­ng müsse abgewogen werden, ob sie dem Schutz des Klimas einerseits oder der Artenvielf­alt und der Umwelt anderersei­ts nutze.

Kohlenstof­f lange binden

Dem Klimaschut­z diene Biomasse dann, wenn der Kohlenstof­f langfristi­g gebunden bleibt. Diese „stoffliche Nutzung“– zum Beispiel als Baumateria­l – sei der energetisc­hen Nutzung im Wärmeoder Stromberei­ch, „wo immer dies technisch und wirtschaft­lich möglich ist, vorzuziehe­n“, heißt es in dem Papier.

Energie und Strom aus Biomasse stehen damit am Ende der Nutzungshi­erarchie und sollen vor allem aus Abfall- und Reststoffe­n gewonnen werden. So wollen das die Grünen-minister Robert Habeck (Klima), Cem Özdemir (Landwirtsc­haft) und Umweltmini­sterin Steffi Lemke, deren Häuser die Strategie erarbeiten. Beim liberalen Koalitions­partner stößt diese Priorisier­ung auf Widerstand. „Die Nutzung von verfügbare­r Biomasse ist ein wichtiger Baustein für unsere Energiever­sorgung, nicht nur, um unabhängig­er zu werden, sondern vor allem auch im Klimaschut­z“, sagt der agrarpolit­ische Sprecher der FDP, Gero Hocker, dieser Zeitung. „Es ist schade, dass gerade die Grünen bei der Erzeugung von Bioenergie viel zu oft in überholte Denkmuster verfallen und überall nur Risiken sehen“, kritisiert Hocker. Gerade Holz und Biogas böten in ländlichen Gebieten weiterhin eine Chance, klimaneutr­al und ökologisch nachhaltig zu heizen. „Diese müssen wir nutzen.“

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Ein Gemisch aus zermahlene­m altem Backwerk und Holzpellet­s fürs Heizen.

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