Zurück in die Zukunft
Zur Erinnerung: Ja, es ist wirklich passiert. Bayern München ist wieder deutscher Fußball-meister. Vier Tage nach dem dramatischsten Titelendspurt seit vielen Jahren wird die Tatsache so langsam zur Gewissheit. Der unverhoffte Titelgewinn geriet ja angesichts des Bebens rund um den Rauswurf der beiden Bayern-bosse Oliver Kahn und Hassan Salihamidzic beinahe zur Nebensache. Sich die eigene Party verderben – das muss man erst einmal hinbekommen. Da wird das eigene Team auf den letzten Metern, dank gütiger Mithilfe des Konkurrenten, doch noch Champion. Und im Moment des Triumphs lässt der Klub die personelle Bombe platzen und die frisch gebackenen Meisterspieler irritiert und traurig aus der Wäsche schauen.
Der bayerische Meisterakt verlief chaotisch, schräg und herzlos. Es war ein Spiegelbild der Rückrunde, in der die Mannschaft irrlichterte, die Führung kein gutes Bild abgab. Am Ende blieben fast nur Verlierer. Immerhin bekam Sportdirektor Salihamidzic einen würdevollen Abschied hin.
Und doch, es gibt Hoffnung für die Bayern-fans: Jan-christian Dreesen als Kahn-nachfolger ist eine kluge Wahl. Der Ostfriese wird Professionalität mit Empathie verbinden. Die Rückkehr von Uli Hoeneß und Karl-heinz Rummenigge ins operative Geschäft verschafft dem Rekordmeister Zeit, sich neu aufzustellen und die richtigen strukturellen und personellen Weichen zu stellen. Ewig aber werden die Vereinspatriarchen den Laden nicht schmeißen können. Irgendwann müssen es ihre Nachfolger schon alleine hinbekommen.