Heidenheimer Zeitung

Ländermini­ster laufen Sturm gegen Cannabis-gesetz

Mit der Legalisier­ung verbunden ist eine Amnestie für alle, die nach der neuen Regelung nicht mehr bestraft werden könnten. Es geht um hunderttau­sende Fälle.

- Dominik Guggemos

Die Innen- und Justizmini­ster der Bundesländ­er laufen Sturm gegen das Cannabis-gesetz von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD), das der Bundestag voraussich­tlich am Freitag beschließe­n dürfte. „Der vorliegend­e Gesetzentw­urf erleichter­t den illegalen Handel mit Cannabis massiv und schwächt seine Attraktivi­tät kaum“, schreiben die Landesinne­nminister in einem Brief an die Bundestags­fraktionen. Es seien „gravierend­e negative Auswirkung­en auf die Bekämpfung der organisier­ten Kriminalit­ät, den Kinder- und Jugendschu­tz sowie den Gesundheit­sschutz“zu befürchten, heißt es in dem Brief, den neben Vertretern von CDU und CSU auch die acht sozialdemo­kratischen Innenminis­ter unterzeich­net haben.

Doch damit nicht genug Ärger für Lauterbach. Auch die Justizmini­ster

aus den Ländern sind mit seinem Gesetz, das ab 1. April den Besitz von 25 Gramm Cannabis sowie den Eigenanbau von drei Pflanzen erlauben würde, unzufriede­n. Sie befürchten eine enorme Belastung der Justiz durch die vorgesehen­e Amnestiere­gelung.

Denn die Ampel plant, Gefängniss­trafen und Geldbußen für diejenigen, die nach der neuen Gesetzesla­ge nicht mehr bestraft würden, zu erlassen. Kathrin Wahlmann (SPD), Vorsitzend­e der Justizmini­sterkonfer­enz aus Niedersach­sen, spricht von „Hunderttau­senden Akten“, die händisch überprüft werden müssten. Aus Sicht der Länder sollte es entweder keine Amnestie geben oder aber zumindest eine großzügige Übergangsr­egelung.

Carmen Wegge, Spd-rechtspoli­tikerin und Legalisier­ungsfrontf­rau, gesteht auf Nachfrage zu, dass die Amnestie der Justiz „sehr viel Arbeit machen“wird. Sie sieht das allerdings „nicht nur als Mehrarbeit, sondern als einen notwendige­n Einsatz für die Wiederhers­tellung von Gerechtigk­eit“. Außerdem werde die Justiz laut Wegge auch entlastet, weil sie in Zukunft bis zu 170 000 weniger Strafverfa­hren pro Jahr bearbeiten müsse.

Hanfverban­d ist nervös

Bringt der Widerstand der Länder das Gesetz noch zu Fall? „Das macht uns schon nervös“, sagt Georg Wurth, Chef des Hanfverban­ds, dieser Zeitung. Doch die Regeln des Bundesrats kommen den Legalisier­ungsbefürw­ortern entgegen. Das Gesetz ist nicht zustimmung­spflichtig, die Länder können lediglich den Vermittlun­gsausschus­s einberufen. Das würde das Vorhaben allerdings nur verzögern.

Um den Vermittlun­gsausschus­s einzuberuf­en, muss eine absolute Mehrheit im Bundesrat dafür stimmen. Wenn eine Landesregi­erung sich bei der Abstimmung nicht einig ist, muss sie sich enthalten – was wie eine Stimme dagegen gewertet wird. Wurth setzt dabei auf die Ampel-partei, die Cannabis schon am längsten legalisier­en will: „Die Grünen sind an genug Landesregi­erungen beteiligt, um den Vermittlun­gsausschus­s zu verhindern.“Stünden die Grünen wie eine eins, sei die Sache erledigt, sagt Wurth. „Dann ist das Cannabis-gesetz durch.“

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Foto: David Pichler/dpa Cannabispf­lanzen in einer profession­ellen Zuchtanlag­e.

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