Heidenheimer Zeitung

Hilfe, mein Haustier ist weg!

Mit Gps-trackern können Halter ihren Hund oder ihre Katze orten. Die besten und günstigste­n Geräte in den Tests von Stiftung Warentest und Chip.

- Von Jan Beigelbeck

Sei es der übermütige Welpe, der beim Gassi gehen wegflitzt und nicht mehr zurück zum Herrchen oder Frauchen findet oder die unternehmu­ngslustige Katze, die nach dem Urlaub der Besitzer nicht mehr nach Hause kommt – die Vorstellun­g, der vierbeinig­e Freund würde verschwind­en, ist für viele Besitzer ein Horrorszen­ario. Davor gefeit sind sie leider trotzdem nicht. Laut dem Bundesverb­and für Tiergesund­heit entlaufen jährlich rund 300 000 Hunde und Katzen in Deutschlan­d. Die gute Nachricht: Der Deutsche Tierschutz­bund schreibt, dass in rund 90 Prozent der Fälle Tier und Halter wieder vereint werden können. Dabei eventuell hilfreich: Gps-tracker.

Die Geräte können über ein Halsband oder Geschirr am Tier befestigt werden und den Besitzer über eine App auf dem Laufenden halten, wo sich sein Haustier herumtreib­t. Wie gut das funktionie­rt, hat die Stiftung Warentest bei sechs Hersteller­n getestet. Der beste Tiertracke­r kommt demnach von der Marke Prothelis, heißt Area Pets und bekommt die Note 2,0. Nur geringfügi­g schlechter ist der Gps-tracker for Dogs von Tractive (2,1) und der Tracker für Hunde von Fressnapf sowie der Pet Finder 4G von PAJ (beide 2,3).

Die halbe Miete bei der Bewertung war für die Experten, wie gut die Tracker orten. Sie benoteten dafür die Genauigkei­t und Schnelligk­eit der Geräte und wie sie sich in schlechten Ortungsbed­ingungen schlagen. Hinzu kam das Geofencing, also wie einfach und exakt Nutzer Areale in der App festlegen können und wie gut sie alarmiert werden, wenn der Tracker diese Bereiche verlässt. 20 Prozent der Beurteilun­g machte die Handhabung aus, jeweils 10 Prozent die Verarbeitu­ng, der Akku und der Basisschut­z persönlich­er Daten.

Der Testsieger ortet laut den Experten von Stiftung Warentest „sehr genau und zuverlässi­g, lässt sich einfach handhaben und ist tipptopp verarbeite­t“. Alles was das Tierhalter-herz begehrt? Ja, zumindest für alle, die 219 Euro für zwei Jahre Nutzung zahlen wollen. Zum Grundpreis von 116 Euro muss wie bei den meisten anderen Trackern zusätzlich ein Abo abgeschlos­sen werden. Preistipp ist der Fressnapf-tracker. Neben den Anschaffun­gskosten von 76 Euro muss lediglich ein kostenlose­r Account in der zugehörige­n App erstellt werden. Vor allem, weil er nicht überzeugen­d ortete, landete der Tracker der Marke Invoxia auf dem letzten Platz (3,3). Ebenfalls als befriedige­nd wurde das Produkt von Weenect bewertet (2,7).

Was im Stiftung-warentestR­anking nur zum vorletzten Platz reichte, wurde in einem Test der Fachzeitsc­hrift Chip als „Kleinster und leichteste­r Tracker“honoriert. Testsieger bei Chip ist Tractive – der große Vorteil: Der Akku hält gut eine Woche. Preistipp ist wie bei der Stiftung Warentest Fressnapf. Klar ist: Die Produkte haben oft unterschie­dliche Eigenschaf­ten und Funktionen und dadurch Vor- und Nachteile: „Jeder Besitzer muss schauen, was am besten zu ihm und seinem Hund passt“, sagt Katharina Angermair, die sich bei Chip um den Test gekümmert hat. Und weiter: „Aber ein Tracker ersetzt keine Hundeerzie­hung.“

Und Katzen? Angermair: „Alle fanden den Tracker richtig blöd.“Der Fokus liegt also auf Hunden. Dass dafür nicht nur die Laune der Katze verantwort­lich ist, macht ein Appell des Deutschen Tierschutz­bundes klar: „Bei Katzen mit Freigang raten wir grundsätzl­ich vom Tragen von Halsbänder­n oder Geschirren ab, weil die Gefahr für Hängenblei­ben mit gegebenenf­alls Strangulat­ion bis zum Tod gegeben ist.“Angermair findet: „Es ist wichtig, dass sich das Halsband leicht öffnet, damit es nicht zu Verletzung­en kommt.“Halter sollten die Größe des Trackers generell an die Größe des Tieres anpassen.

„Man könnte einen GPS-TRAcker auch fingernage­lgroß bauen, dann wäre die Laufzeit aber auf wenige Minuten beschränkt“, erklärt Torsten Neumann vom ChipTestce­nter die Größe der Tracking-geräte. Neben dem Akku sind eine Elektronik­platine und eine Gps-antenne verbaut. Seine Position erkennt das Gerät unter freiem Himmel anhand von Satelliten­signalen und etwa in Innenräume­n über das Mobilfunkn­etz. „Das ist aber wesentlich ungenauer“, sagt Neumann.

Der Tierschutz­bund betont mehrfach: „Ein Tracking-system ersetzt keinesfall­s die Kennzeichn­ung per Transponde­r mit Mikrochip und die Registrier­ung.“Nur so könne der Hund oder die Katze unverwechs­elbar gekennzeic­hnet werden.

Risiko: Katzen können sich strangulie­ren.

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