Heidenheimer Zeitung

Proteste im In- und Ausland gegen Wahlen in Russland

Tausende Russen zeigen bei der Abstimmung ihren Widerstand. Das Auswärtige Amt spricht von „Pseudowahl­en“. Laut Prognosen holt Putin Rekorderge­bnis.

- Afp/dpa

Der Abschluss der russischen Präsidents­chaftswahl ist von Protesten von Opposition­sanhängern im In- und Ausland begleitet worden. Überall in Russland folgten Tausende Menschen am Sonntag dem Protest-aufruf von Anhängern des verstorben­en Kreml-kritikers Alexej Nawalny. Auch vor den russischen Botschafte­n in europäisch­en Hauptstädt­en bildeten sich lange Schlangen. Menschenre­chtsaktivi­sten meldeten derweil mindestens 74 Festnahmen durch russische Behörden.

Julia Nawalnaja, die Witwe des in einem Straflager verstorben­en Opposition­spolitiker­s hatte aufgerufen, bei der Aktion „Mittags gegen Putin“um 12 Uhr geschlosse­n in die Wahllokale zu strömen und für einen der Gegenkandi­daten Putins zu stimmen oder den Wahlzettel mit dem Schriftzug „Nawalny“ungültig zu machen. Sie selbst reihte sich am Sonntag zur Stimmabgab­e vor der russischen Botschaft in Berlin ein. Dort wurden ihr von Wartenden Blumen überreicht. Bereits an den ersten beiden Wahltagen hatte es Protestakt­ionen in russischen Wahllokale­n gegeben. Wähler schütteten etwa Farbstoff in Urnen, um Stimmzette­l ungültig zu machen.

Am Sonntagabe­nd prognostiz­ierten russische Staatsmedi­en Kremlchef Wladimir Putin ein Rekorderge­bnis von mindestens 87 Prozent der Stimmen. Das russische Staatsfern­sehen erklärte den 71-Jährigen auf Grundlage von Wählernach­befragunge­n mehrerer kremlnaher Institute zum Sieger. Die ersten aussagekrä­ftigen Resultate soll es an diesem Montag geben. In der Regel stimmen die Prognosen mit dem am Ende verkündete­n Ergebnis überein. Es wäre ein Rekord für Putin, der 2018 auf 76,7 Prozent der Stimmen kam.

Ein Sieg Putins galt angesichts der drei unbedeuten­den Gegenkandi­daten schon im Vorfeld als sicher. Alle bedeutende­n Kritiker des Präsidente­n sind entweder tot, inhaftiert oder im Exil. Das Auswärtige Amt bezeichnet­e die Abstimmung über Russlands Präsidente­n als „Pseudowahl­en“.

 ?? ?? Stimmabgab­e als Protest: Julia Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny, in einer Warteschla­nge vor der russischen Botschaft in Berlin.
Stimmabgab­e als Protest: Julia Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny, in einer Warteschla­nge vor der russischen Botschaft in Berlin.

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