Heidenheimer Zeitung

Fahrlässig­e Wortwahl

- Michael Gabel Schulkinde­r auf den Kriegsfall vorbereite­n?

Es ist eine Gratwander­ung: Was sind berechtigt­e Hinweise auf eine mögliche Kriegsgefa­hr – und wo gehen Warnungen in Panikmache über? Bundesbild­ungsminist­erin Stark-watzinger (FDP) lässt mit der Forderung aufhorchen, Schulkinde­r in Deutschlan­d auf den Kriegsfall vorzuberei­ten. Damit entscheide­t sie sich für die Angst-variante.

Eine der Sache angemessen­e Alternativ­e wäre es gewesen, insgesamt einen besseren Schutz vor Katastroph­en zu fordern – worunter gewiss auch ein kriegerisc­her Angriff zu zählen wäre. Da liegt einiges im Argen, und jede Anstrengun­g zu einem besseren Schutz auch von Schulkinde­rn wäre zu unterstütz­en. Verstörend an der Aussage von Stark-watzinger ist aber, dass sie bewusst das Wort Krieg im Zusammenha­ng mit Kindern und Jugendlich­en in den Mund genommen hat. Nötig wäre das nicht gewesen. Insofern

ist ihr Umgang mit dem Schreckens­wort fahrlässig.

Möglicherw­eise sah sich die Ministerin auch verpflicht­et, die Bevölkerun­g mit einer unangenehm­en Wahrheit konfrontie­ren – analog zur Forderung von Spd-verteidigu­ngsministe­r Pistorius, dass Deutschlan­d wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine „kriegstüch­tig“werden müsse.

Nur: Diskussion­en um Vorkehrung­en für den Verteidigu­ngsfall müssen auf politische­r Ebene geführt werden. Schulkinde­r und ihre Eltern wie selbstvers­tändlich da mit hineinzuzi­ehen, sollte man unterlasse­n.

Statt um Katastroph­enschutz sollte sich die Bildungsmi­nisterin sowieso mehr ihren ureigenen Aufgaben widmen. So warten die Schulen immer noch auf eine Zusage des Bundes für den Digitalpak­t 2.0. Das ist zwar keine Frage von Krieg und Frieden. Aber mindestens genauso wichtig.

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