Fahrlässige Wortwahl
Es ist eine Gratwanderung: Was sind berechtigte Hinweise auf eine mögliche Kriegsgefahr – und wo gehen Warnungen in Panikmache über? Bundesbildungsministerin Stark-watzinger (FDP) lässt mit der Forderung aufhorchen, Schulkinder in Deutschland auf den Kriegsfall vorzubereiten. Damit entscheidet sie sich für die Angst-variante.
Eine der Sache angemessene Alternative wäre es gewesen, insgesamt einen besseren Schutz vor Katastrophen zu fordern – worunter gewiss auch ein kriegerischer Angriff zu zählen wäre. Da liegt einiges im Argen, und jede Anstrengung zu einem besseren Schutz auch von Schulkindern wäre zu unterstützen. Verstörend an der Aussage von Stark-watzinger ist aber, dass sie bewusst das Wort Krieg im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen in den Mund genommen hat. Nötig wäre das nicht gewesen. Insofern
ist ihr Umgang mit dem Schreckenswort fahrlässig.
Möglicherweise sah sich die Ministerin auch verpflichtet, die Bevölkerung mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontieren – analog zur Forderung von Spd-verteidigungsminister Pistorius, dass Deutschland wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine „kriegstüchtig“werden müsse.
Nur: Diskussionen um Vorkehrungen für den Verteidigungsfall müssen auf politischer Ebene geführt werden. Schulkinder und ihre Eltern wie selbstverständlich da mit hineinzuziehen, sollte man unterlassen.
Statt um Katastrophenschutz sollte sich die Bildungsministerin sowieso mehr ihren ureigenen Aufgaben widmen. So warten die Schulen immer noch auf eine Zusage des Bundes für den Digitalpakt 2.0. Das ist zwar keine Frage von Krieg und Frieden. Aber mindestens genauso wichtig.