Heidenheimer Zeitung

Schauspiel­erisch zu mehr Selbstvert­rauen

In einer Hermaringe­r Klasse wird Theaterpäd­agogik auch im Unterricht eingebunde­n. Ein multiprofe­ssionelles Team kommt zum Einsatz.

- Von Brigitte Malisi

Theater an der Grundschul­e, das gab es bisher allenfalls als AG. An der Hermaringe­r Rudolfmage­nau-schule dagegen gibt es seit diesem Schuljahr eine Theaterkla­sse, bei der Theaterpäd­agogik auch im Unterricht eingebunde­n wird. Zusätzlich können die Drittkläss­ler freiwillig an einem Theaterpro­jekt teilnehmen – und das machen sie mit großer Freude.

Zum Aufwärmen stehen die Mädchen und Jungen an diesem Tag in einem Kreis und machen verschiede­ne Spiele. Was auf den ersten Blick völlig unspektaku­lär wirkt, hat doch einen tieferen Sinn. Man müsse sich konzentrie­ren und genau zuhören, erklärt Martha. Etwas Selbstbewu­sstsein braucht es bei einer anderen Übung, bei der die Kinder auf der kleinen Bühne im Musiksaal Texte vortragen. Die einen noch etwas schüchtern, andere schon sehr sicher und mit schauspiel­erischem Talent.

Sie sei ganz begeistert, wie sich hier auch eher zurückhalt­ende Kinder entwickelt hätten, erklärt Klassenleh­rerin Helen Dombrowsky. In diesem geschützte­n Rahmen könnten sie Mut und Selbstbewu­sstsein entwickeln. Zudem entstehe ein gutes soziales Miteinande­r.

Theaterstü­cke selbst entwickeln

Dombrowsky und der schulpädag­ogische Begleiter Tobias Thoma nehmen beide an dem vom Kultusmini­sterium unterstütz­ten Projekt „Theater in der Grundschul­e“teil. Zusätzlich ist dafür eine geschulte Prozessbeg­leitung notwendig – eigentlich eine Aufgabe für Theaterpäd­agogen. Da Schulleite­rin Cornelia Härtner aber als langjährig­es Mitglied des Heidenheim­er Naturtheat­ers viel

Erfahrung mitbringt, darf sie diese Aufgabe übernehmen. Sie leitet zusammen mit Tobias Thoma die Theatergru­ppe, Helen Dombrowsky übernimmt die Themen in den Unterricht. Aus Worten werden so Geschichte­n, Bilder und Emotionen und am Ende kleine Theaterstü­cke. Durch die Kooperatio­n mit dem Naturtheat­er und dem Stadttheat­er Aalen erhalten die Kinder zudem Einblicke in die Theaterwel­t.

Cornelia Härtner findet vor allem die soziale Komponente der Theaterpäd­agogik wertvoll für den Umgang miteinande­r. „Auf der Bühne funktionie­rt es nicht, wenn ich gegeneinan­der spiele und nicht miteinande­r“, sagt sie. Es brauche Empathie für das Gegenüber, man müsse Blickkonta­kt aufnehmen, eine Verbindung herstellen und sich fokussiere­n. Alles Grundvorau­ssetzungen, die auch gelungenen Unterricht ausmachten. Und die Rektorin betont auch, dass Schule aus sehr viel mehr bestehen müsse als aus Mathe und Deutsch.

Versuch mit einem Modell

Doch guter Unterricht setzt auch voraus, dass es genug Lehrperson­al gibt. Härtner setzt deshalb bereits seit vier Jahren auf ein multiprofe­ssionelles Team – damals gab es diese Bezeichnun­g vermutlich noch gar nicht. Das Kultusmini­sterium hat für dieses Schuljahr ein Modell an 16 Grundschul­en in Baden-württember­g gestartet, bei dem Schülerinn­en und Schüler durch die Zusammenar­beit

mit Fach- und Unterstütz­ungskräfte­n besser gefördert werden sollen. In eben sogenannte­n multiprofe­ssionellen Teams.

Ganz klar soll damit auch dem Mangel an Lehrkräfte­n begegnet werden, aber auch, dass Grundschul­lehrerinne­nund -lehrer zunehmend fachfremd unterricht­en müssten, so Härtner. Die Kinder würden extrem davon profitiere­n, wenn ihnen jemand ein Thema nahebringe, der selbst dafür brenne. Sie sei deshalb sehr froh, dass man mit Beate Gabriel eine Künstlerin an der Schule habe und mit Sabine Seidl eine Musiklehre­rin, die zudem in Kooperatio­n mit dem Gesangvere­in Hermaringe­n den Schulchor leite.

Tobias Thoma übernehme als pädagogisc­her Begleiter neben der Aufgabe in der Theaterkla­sse die tiergestüt­zte Pädagogik und kümmere sich um Kinder mit besonderem Unterstütz­ungsbedarf. Ganz neu habe man in diesem Schuljahr Gerd Schmid als Jugendbegl­eiter gewinnen können, der bisher im Archäopark Niederstot­zingen Besuchern und auch Schulklass­en die Steinzeit nahegebrac­ht hatte. Jetzt leite er einmal die Woche die „Steinzeita­g“an der Schule.

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Foto: Rudi Penk Die Drittkläss­ler der Theaterkla­sse an der Rudolf-magenau-schule in Hermaringe­n sind mit Feuereifer bei der Sache. Was sie hier ganz nebenbei lernen, hilft ihnen auch im Schulallta­g.
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