„Neue Angebote machen“
Den Wandel der Apothekenlandschaft beobachtet Christian Knobloch, Leiter der Forschungsstelle für Apothekenwirtschaft an der Universität Duisburg-essen.
Die Zahl der Apotheken sinkt. Droht eine Unterversorgung?
Um diese Frage seriös beantworten zu können, müsste man erst einmal einheitlich definieren, ab wann von einer generellen Unterversorgung gesprochen werden kann. Daran aber mangelt es. Aktuell hat unsere Forschungsstelle den Rückgang der Apothekenzahl in Baden-württemberg unter die Lupe genommen. Ende 2022 gab es in 770 der 1101 Gemeinden mindestens eine Apotheke. In elf dieser Gemeinden waren dann die bis Anfang 2024 geschlossenen Apotheken die einzigen gewesen, in 17 die vorletzten. Trotzdem kann man nicht von einem Landapothekensterben sprechen, denn im Schnitt schlossen eher Apotheken, die eine geringe Entfernung zur nächsten Konkurrenzapotheke aufwiesen und in dichter besiedelten Gegenden lagen. Insgesamt schlossen im Beobachtungszeitraum 112 Apotheken.
Für die Versorgung auf dem Land will Karl Lauterbach eine „Light-apotheke“einführen, ohne Apotheker vor Ort. Eine gute Idee?
Gemäß Apothekenbetriebsordnung muss im laufenden Betrieb einer Apotheke ein Apotheker anwesend sein. Möchte man am Fremdbesitzverbot festhalten, also an der Regelung, dass nur Apotheker eine Apotheke führen dürfen, muss man wohl eine Light-apotheke kritisch sehen – weil das Verbot so seine Rechtfertigung verliert. Hält man das Fremdbesitzverbot für überholt, kann man die Light-apotheke begrüßen. Allerdings wäre dies eine fundamentale Änderung des deutschen Apothekensystems.
Die Komponente des Heilberufs muss betont werden. Christian Knobloch Universität Duisburg-essen
Ein Überlebensrezept sollen neue Angebote sein. Einige Apotheken impfen, ab 2025 soll man hier die elektronische Patientenakte EPA freischalten lassen können. Können Vorschläge wie diese ein guter Weg sein?
Dahinter steht die grundsätzliche Frage, mit welchem Angebot die Apotheke vor Ort zukunftsfähig sein will. Das gelingt nur, wenn die heilberufliche Komponente wieder stärker betont wird. Die Arzneimittelabgabe ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr, Stichwort Versandapotheken. Daher sind das Impfen wie auch die neue Rolle bei der EPA sehr zu begrüßen.