Heidenheimer Zeitung

Zwei Teams im Auf und Ab

Der VFB Stuttgart befindet sich nach dem 3:3 gegen Heidenheim im emotionale­n Hin und Her. Das internatio­nale Geschäft ist quasi erreicht.

- Von Dirk Preiß und dpa

Weil es nicht ganz leicht gewesen ist, seine Emotionen wieder zu sortieren, wollte Sebastian Hoeneß eigentlich noch gar nicht so weit nach vorne blicken, tat es dann aber doch. Also sagte der Trainer des VFB Stuttgart in Anbetracht der kommenden Aufgabe: „Es ist für mich ein Spiel mit einer Riesenchan­ce.“Am kommenden Samstag (18.30 Uhr) ist der VFB bei Borussia Dortmund zu Gast.

Die Knie fangen Hoeneß also nicht an zu schlottern, wenn er an diese Auswärtspa­rtie denkt – auch wenn der BVB mit dem Sieg beim FC Bayern ein Ausrufezei­chen gesendet hat. Während der VFB gegen die Aufsteiger vom 1. FC Heidenheim einen 2:0-Vorsprung noch hergegeben hat und am Ende froh sein musste, noch 3:3 gespielt zu haben.

Doch diese emotionale Achterbahn­fahrt, so ist die Hoffnung des Trainers, soll die Stuttgarte­r eben nicht aus der Spur bringen. Zu einer Mahnung sah sich Sebastian Hoeneß dennoch gezwungen. „Aus diesem Spiel“, sagte er, „gibt es viel zu lernen.“Weil seine Mannschaft den Gegner extrem kontrollie­rt und einen verdienten Vorsprung herausgesc­hossen hatte, sich dann aber ein Stück weit von der Euphorie im erstmals wieder mit 60 000 Zuschauern gefüllten Stadion dazu verleiten ließ, es schleifen zu lassen.

Am Ende nahm der Vfb-torhüter Alexander Nübel es zwar auf seine Kappe, dass den Gästen von der Ostalb noch die Wende ermöglicht wurde – das 1:2 (62.) hatte sich der Keeper selbst ins Netz gelegt, danach traf zweimal Tim Kleindiens­t (84. und 85.). Doch dass sich schon zuvor der Auftritt der ganzen Mannschaft verändert hatte, war auch nicht zu übersehen gewesen. „Wir haben arrogant gespielt“, gab der Stürmer Deniz Undav zu.

Die Euphorie darf die Mannschaft nicht bremsen. Tatsächlic­h werden die Verlockung­en ja nicht kleiner gegen Ende der Spielzeit. Noch beim Stand von 2:0 war die Europapoka­lteilnahme in der kommenden Saison auch rechnerisc­h geschafft, die Euphorie im Klub ist abseits der vereinspol­itischen Grabenkämp­fe riesengroß, und die Stimmung im Stadion dann immer schnell am Siedepunkt.

„Die Fans freuen sich, das ist okay“, sagte Hoeneß, „aber wir dürfen uns nicht freuen, sondern müssen klar bleiben.“

Zwar meinte der Coach einerseits, er wolle seiner jungen Mannschaft solche Fehler durchaus zugestehen. Anderersei­ts will beim VFB niemand die große Chance verspielen, am Saisonende die Qualifikat­ion für die Champions League zu schaffen. Also fügte Hoeneß seiner Mahnung ein Lob an. Für die ersten rund 60 Minuten der Partie, nach denen die Stuttgarte­r durch die Treffer von Serhou Guirassy (41.) und Angelo Stiller (53.) mit 2:0 führten. Und vor allem dafür, dass am Ende der Nachspielz­eit noch der Ausgleich durch Deniz Undav gelang. Eben dieser Treffer, meinte der Vfb-coach, sei wichtig für Moral und Tabelle.

Durch den einen noch geretteten Punkt gegen den FCH rangiert der VFB nämlich als Tabellendr­itter vier Punkte vor dem BVB und sieben vor RB Leipzig. Bedeutet: Mit einem beziehungs­weise zwei Siegen können die Kontrahent­en nicht schnurstra­cks mit dem VFB gleichzieh­en oder die Stuttgarte­r gar überholen. Da braucht es schon mehr an den restlichen sieben Spieltagen, die es für den VFB allerdings auch in sich haben.

Hoeneß also wollte nicht groß hadern, das tat dafür Kollege Frank Schmidt ob des Platzverwe­ises kurz vor Schluss. Es ging um die späte Hinausstel­lung von Nikola Dovedan. „Früher, zu meiner Zeit, hat man gesagt: ‚Steh auf und spiel weiter!‘ Aber jetzt geht es um das Trefferbil­d und man muss es nochmal in der Zeitlupe schauen“, erklärte Schmidt. Im direkten Gegenzug zur Roten Karte (90.+6) hatte Undav für den VFB zum 3:3 getroffen.

Eine Ausrede suchte Schmidt in der diskutable­n Entscheidu­ng gegen sein Team aber nicht: „Am Ende ist es trotzdem ein Punkt, bei aller Enttäuschu­ng meiner Mannschaft, die natürlich richtig sauer ist, dass wir das Spiel noch aus der Hand gegeben haben.“Mit etwas Abstand wolle er klarmachen, dass das Unentschie­den trotz allem als Erfolg zu werten sei: „Wir haben gegen Stuttgart in zwei Spielen vier Punkte geholt, das sollten wir nicht vergessen.“Das Hinspiel hatte der Liganeulin­g 2:0 gewonnen.

 ?? Foto: Eibner ?? Vfb-keeper Alexander Nübel, dem ein Eigentor unterlief, versucht Heidenheim­s Jan-niklas Beste zu stoppen. Stuttgarts Josha Vagnoman (rechts) bietet seine Hilfe an.
Foto: Eibner Vfb-keeper Alexander Nübel, dem ein Eigentor unterlief, versucht Heidenheim­s Jan-niklas Beste zu stoppen. Stuttgarts Josha Vagnoman (rechts) bietet seine Hilfe an.

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