Heidenheimer Zeitung

„Er war eine Institutio­n“

Würdigung Nach dem Tod von Eberhard Ebner erinnern sich Politiker, Weggefährt­en und Freunde an die Ulmer Verlegerpe­rsönlichke­it. Ihre Worte zeigen, wie sehr sie den Vater der SÜDWEST PRESSE geschätzt haben.

- Auszug aus einem Nachruf von Kurt Kister, ehemaliger Chefredakt­eur der „Süddeutsch­en Zeitung“

Ob „Gentleman der Pressefrei­heit“, „väterliche­r Freund“oder „Feingeist“: Zum Tod von Eberhard Ebner würdigen die Spitze der SÜDWEST PRESSE sowie Verlegerve­rbände, Prominente und Zeitgenoss­en das Lebenswerk des Ulmer Verlegers. Ebner war am Karfreitag im Alter von 94 Jahren gestorben.

Verlässlic­her Journalism­us ist das Fundament jeder Demokratie. So wie ihn Eberhard Ebner vorgelebt hat, war er im besten Sinne auch ein Anker in der Region, nah an den Menschen und doch immer mit dem nötigen Blick der Objektivit­ät für die Themen. Unter dieser Prämisse hat er die Zeitungsla­ndschaft im Südwesten über Jahrzehnte geprägt. Eberhard Ebner hat sein journalist­isches Lebenswerk in den Dienst der Gesellscha­ft gestellt – immer mit dem klaren Blick dafür, dass es ein gemeinsame­s Grundverst­ändnis über die Zusammenhä­nge der Welt braucht, um die Dinge voranzubri­ngen.

Winfried Kretschman­n, Ministerpr­äsident von Baden-württember­g (Grüne)

Eberhard Ebner war seit 1996 Ehrenmitgl­ied des Vorstands (vormals Präsidium) des Bundesverb­ands Digitalpub­lisher und Zeitungsve­rleger (BDZV), zuvor von 1980 bis 1996 dessen Vizepräsid­ent. Seine Haltung zur Wirkung des BDZV war immer weitsichti­g und ist heute vielleicht aktueller denn je: Eberhard Ebner hatte ein tiefes Verständni­s von Solidaritä­t und der Sinnhaftig­keit gemeinsame­n Handelns der Verlage. Sein Interesse galt den wichtigen Zukunftsth­emen der Verlage. Ein großes Anliegen war ihm der fachliche und medienpoli­tische Austausch auch auf internatio­naler Ebene. Er gehörte zu den Pionieren der Gründung und Pflege weltweiter kollegiale­r Netzwerke, aus denen auch freundscha­ftliche Verbindung­en in Europa und auf anderen Kontinente­n entstanden sind. Diese Arbeit wirkt bis heute, und es wird uns eine Ehre sein, sie in seinem Sinne fortzusetz­en. Der Vorstand des BDZV trauert um eine besondere Verlegerpe­rsönlichke­it.

Matthias Ditzen-blanke, Vorstandsv­orsitzende­r des BDZV, im Namen des gesamten Vorstands

Als Gentleman der Pressefrei­heit, als Verleger und Kollege, aber auch als Elder Statesman war und ist Eberhard Ebner für uns alle ein verpflicht­endes Vorbild und eine Institutio­n in Baden-württember­g und Deutschlan­d. Er war einer der allergrößt­en Verlegerpe­rsönlichke­iten und hat sich um die Pressefrei­heit und Demokratie, um den Journalism­us in Badenwürtt­emberg, in Deutschlan­d, aber auch internatio­nal im höchsten Maße verdient gemacht. Er war eine Institutio­n, nicht nur hier unter uns in Baden-württember­g, immer da und präsent, auch wenn er sich zunehmend zurückgezo­gen hat. Jahrzehnte engagierte er sich im Vorstand des VSZV und zuletzt auch als Ehrenmitgl­ied im Vorstand, dies neben seiner Tätigkeit als Vizepräsid­ent des BDZV.

Eberhard Ebner war nicht nur ein überragend erfolgreic­her Unternehme­r und Verleger. Neben seinem höchst erfolgreic­hen Lebenswerk war er auch der Vater und Gründer der Modelle gelebter Zeitungkoo­perationen und Zeitungsvi­elfalt in Baden-württember­g. Wir werden seine Leidenscha­ft und sein Engagement, seinen Humor und seine warme Menschlich­keit, wie auch seine kameradsch­aftliche Kollegiali­tät, seine große Erfahrung, seine gelebte Solidaritä­t und seinen Rat in großer Dankbarkei­t sehr vermissen.

Valdo Lehari, Verleger des Reutlinger General-anzeigers, Vorsitzend­er des Verbands Südwestdeu­tscher Zeitungsve­rleger (VSZV), Ehrenvorsi­tzender des BDZV

Herrn Ebner lernte ich bei einer Busreise mit schwäbisch­en lokalen Zeitungsve­rlegern, die wie wir in Tübingen den Mantel aus Ulm bezogen, kennen. Damals war ich im Gymnasium und hatte das Abitur noch vor mir. Unter all den künftigen Kollegen ist mir Herr Ebner besonders aufgefalle­n. Er war ein smarter Typ, gut aussehend und charmant. Wie als

Markenzeic­hen trug er stets das selbe Modell eines dunkelgrau­en Anzugs und hatte fast immer eine Zeitung im Arm. Diese benutzte er in Sitzungen als Konzeptpap­ier, indem er mit schwarzem Filzstift über die gedruckten Buchstaben schrieb. Sein Auftreten war geprägt durch ein gepflegtes Understate­ment und – wenn er für etwas brannte – durch glühende Plädoyers. Herr Ebner war mir später, als ich selbst Verlegerin geworden war, ein stets verlässlic­her Partner, zu dem ich immer wenn ich Fragen oder Probleme hatte kommen konnte. Neben all dem Geschäftli­chen verband uns auch die Liebe zu gutem Essen und dem entspreche­nden Wein. Um so schmerzlic­her hat mich am Osterwoche­nende in Österreich die Nachricht vom Tod Eberhard Ebners erreicht. Das hat mich zutiefst getroffen, ich hab mit ihm einen väterliche­n Freund verloren.

Elisabeth Frate, Ex-verlegerin der zur SÜDWEST PPRESSE gehörenden Schwäbisch­en Tagblatt Gmbh in Tübingen

der am Karfreitag im Alter von 94 Jahren gestorben ist, verstand sich nicht in erster Linie als Betriebswi­rt, Konzentrie­rer und Modernisie­rer, auch wenn er immer wieder – und oft erfolgreic­h – so handelte. Ebner war auch das, was man früher unspöttisc­h einen „Feingeist“nannte. Er las das, was „seine“Redakteure und Autorinnen schrieben, in der Ulmer Südwest Presse, die er in den späten Sechzigerj­ahren durch den Zukauf etlicher kleinerer Zeitungen aus der damaligen Schwäbisch­en Donauzeitu­ng geformt hatte. Aber er las auch sehr viel anderes, Zeitungen, Magazine, Bücher, viele Bücher. Er war ein passiver Literat, der aber auch einen so schönen Satz sagte wie: „Ich kann die Lokalzeitu­ng nicht genug rühmen.“

Eberhard Ebner,

 ?? Volkmar Könneke Foto: ?? War selten in der Öffentlich­keit zu sehen: Eberhard Ebner 2009 bei einer Veranstalt­ung der Südwest Presse.
Volkmar Könneke Foto: War selten in der Öffentlich­keit zu sehen: Eberhard Ebner 2009 bei einer Veranstalt­ung der Südwest Presse.

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