Heidenheimer Zeitung

Von De-risking keine Spur

- Igor Steinle

Trotz politische­r Appelle, die Bezugsquel­len für bestimmte Waren zu diversifiz­ieren, ist Deutschlan­d bei einer Reihe von Produkten und Rohstoffen nach wie vor von China abhängig. Das zeigen aktuelle Zahlen des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft.

So sind die Gesamtimpo­rte aus China zwischen 2022 und 2023 zwar um fast ein Fünftel zurückgega­ngen. Doch bei Produkten, bei denen Deutschlan­d mehr als die Hälfte aus China bezieht, also tatsächlic­h abhängig ist, blieb der Anteil nahezu unveränder­t. Am stärksten betroffen sind chemische Erzeugniss­e. Mit deutlichem Abstand folgen Elektronik­produkte wie Computer, Solarzelle­n oder Batterien.

„Ein klares strukturel­les Derisking im Sinne einer auch in Zukunft anhaltende­n Tendenz zu weiteren deutlichen Einfuhrrüc­kgängen lässt sich daher bislang nicht erkennen“, heißt es in der Studie. Betroffen sind auch einige Seltene Erden. „Hier sollte der Kanzler die sichere Versorgung der Welt mit kritischen Rohstoffen einfordern“, erklärt Studienaut­or Jürgen Matthes. Sollte es zu einer geopolitis­chen Krise kommen, etwa im Falle eines chinesisch­en Angriffs auf Taiwan, wäre die Versorgung gefährdet.

Ein Thema beim China-besuch von Olaf Scholz (SPD) werden wohl auch die chinesisch­en Subvention­en sauberer Technologi­en sein. Am Dienstag hatte die Eukommissi­on Ermittlung­en wegen unfairer Subvention­en für Windkraftt­urbinen angekündig­t. Für chinesisch­e Elektroaut­os laufen diese bereits. Sollte die Kommission zum Schluss kommen, dass Peking den europäisch­en Wettbewerb mit staatlich vergünstig­ten E-autos stören will, während es gleichzeit­ig den eigenen Markt abschottet, könnten Strafzölle die Folge sein. Aus Angst vor Gegenmaßna­hmen ist die Bundesregi­erung bislang dagegen.

Handelspar­tner Nummer eins

Denn noch ist China Handelspar­tner Nummer eins. Allerdings zeichnet sich ein Wechsel an der Spitze ab. „Der schlechten Entwicklun­g im Handel mit China steht eine überdurchs­chnittlich­e Performanc­e mit den USA gegenüber“, heißt es bei der Außenhande­lsagentur „Germany Trade and Invest“. Der Abstand im Gesamthand­el zwischen den USA und China ist zuletzt auf 700 Millionen Dollar geschrumpf­t. 2022 betrug er noch 50 Milliarden.

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Der chinesisch­e Autofracht­er „BYD Explorer No.1“liefert 3000 Neuwagen nach Deutschlan­d.

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