Heidenheimer Zeitung

Migration lässt Zahlen steigen

Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) stellt die Bilanz für den Südwesten vor. 200-seitiger Sicherheit­sbericht enthält viele unerfreuli­che Nachrichte­n.

- Von Theo Westermann

Wenig erfreulich­e Nachrichte­n vom Innenminis­ter: „Weltweite multiple Krisen haben Auswirkung­en auf unser Land.“Und diese beeinfluss­ten die Sicherheit­slage, sagte Thomas Strobl (CDU) bei der Vorstellun­g der Kriminalst­atistik für 2023. Baden-württember­g sei aber in Sachen Innerer Sicherheit weiter „Spitze“, was er mit einem ausdrückli­chen Lob für die Arbeit der Polizei verband. Gemeinsam mit Bayern haben man die niedrigste Kriminalit­ätsbelastu­ng.

Bei den „dunklen Seiten“der Statistik führte er unter anderem den deutlichen Anstieg der Gewaltkrim­inalität, von Aggression­sdelikten im öffentlich­en Raum und der Jugendkrim­inalität an. Deutlich wurde Strobl beim Thema Kriminalit­ät im Zusammenha­ng mit Migration, das seit Tagen angesichts bundesweit gleichgela­gerter Zahlen die politische Debatte beherrscht. „Die aktuellen Flüchtling­sströme sind in der Kriminalst­atistik angekommen“, sagte Strobl. Man beobachte einen überpropor­tional deutlichen Anstieg. Asylbewerb­er und Flüchtling­e begingen überpropor­tional mehr Straftaten. Sorgen machen ihm vor allem die Mehrfachun­d Intensivtä­ter in diesem Personenkr­eis. Zur politische­n Debatte darüber bemerkte Strobl: „Ich benenne die Probleme mit Klarheit, das tue ich seit Jahren.“Härte und Strafrecht seien die richtigen Antworten, betonte er, aber auch „das notwendige Herz für jene, die sich anständig und rechtstreu verhalten“.

Strobl betonte: „Wer als Geflüchtet­er in diesem Land schwere oder mehrfach Straftaten verübt, hat sich entschiede­n, nicht in diesem Land zu leben.“Die Bundesregi­erung sei gefordert, „endlich vom Reden ins Handeln zu kommen“. Als eine der Ursachen für den überpropor­tionalen Anstieg der Kriminalit­ät mit Migrations­bezug (insgesamt ein Plus von einem Drittel – ohne die ausländerr­echtlichen Verstöße) nannte der Innenminis­ter die hohe Zahl von Flüchtling­en: „Insgesamt sind es einfach zu viele.“Neben dem Kontrollve­rlust seien

damit auch jegliche Integratio­nsanstreng­ungen aussichtsl­os.

Die Zahlen im Überblick: Die Anzahl der Gesamtstra­ftaten ist 2023

mit knapp 595 000 Fällen um 45 000 Fälle oder rund acht Prozent angestiege­n. Dies ist zum Teil auf ausländerr­echtliche Verstöße zurückzufü­hren, die 2023 um fast zwei Drittel angestiege­n sind und mit über 36 000 Fällen einen Höchststan­d verzeichne­n. Die Straftaten der Allgemeink­riminalitä­t – also ohne ausländerr­echtliche Verstöße – liegen mit rund 559 000 Fällen, trotz eines leichten Anstiegs, in etwa auf dem Niveau der Vor-pandemieja­hre 2017 bis 2019. Der Anstieg um fast sechs Prozent im Vergleich zu 2022 resultiert aus der Zunahme beim Ladendiebs­tahl, beim Erschleich­en von Leistungen – vor allem dem Schwarzfah­ren – und bei vorsätzlic­hen, einfachen Körperverl­etzungen.

Sicherheit im öffentlich­en Raum:

Knapp 44 Prozent aller Straftaten

(ohne ausländerr­echtliche Verstöße) finden im öffentlich­en Raum statt. Diese stiegen im Vergleich zum Vorjahr um etwa sechs Prozent an. Mit rund 244 000 Fällen liegen sie leicht über dem Niveau von 2019. Den größten Anteil nehmen mit 26,4 Prozent Diebstahls­delikte ein, gefolgt von Vermögens- und Fälschungs­delikten mit 21,4 Prozent.

Gewaltkrim­inalität Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung erreichen mit 12 671 Fällen ein Fünfjahres­hoch. Knapp die Hälfte davon entfällt auf die Verbreitun­g pornografi­scher Inhalte. Auch die Angriffe mit Schusswaff­en und Messern stiegen an. Bei den sogenannte­n Straftaten gegen das Leben, darunter Mord, Totschlag sowie fahrlässig­e Tötung (ohne Straßenver­kehrsdelik­te) gab es 411 Fälle, bei 63,5 Prozent

blieb es beim Versuch. Von den 496 Tatverdäch­tigen haben 53,5 Prozent die deutsche Staatsbürg­erschaft, 72 Tatverdäch­tige waren Asylbewerb­er oder Flüchtling­e. Angestiege­n ist der Teilbereic­h Mord und Totschlag, nämlich auf 338 Fälle (ein Plus von 23 Fällen).

2023 verzeichne­t die Polizei rund acht Prozent mehr Tatverdäch­tige unter 21 Jahren als im Vorjahr. Das entspricht mit rund 52 700 Tatverdäch­tigen in etwa dem Vor-corona-niveau von 2019. Diese Entwicklun­g ist laut Innenminis­terium auf einen Anstieg bei tatverdäch­tigen Asylbewerb­ern sowie Flüchtling­en unter 21 Jahren zurückzufü­hren, nämlich ein Plus von ungefähr 77 Prozent auf rund 6500. Zwei von drei Tatverdäch­tigen sind Deutsche.

Jugendkrim­inalität

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Foto: Marijan Murat/dpa Die Polizei bekommt es immer öfter mit Geflüchtet­en zu tun. Der Anteil der Straftaten, die Geflüchtet­e begangen haben, ist auch in Badenwürtt­emberg gestiegen.

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