Heidenheimer Zeitung

Baukrise trifft gesamte Wirtschaft

Hohe Standards, hohe Kosten, falsche Förderung: Die Branche sieht viele Stellschra­uben.

- Julia Kling

Dünnere Decken, kein Aufzug, keine Balkone: Einfachere­s Bauen könnte ein Lösungsans­atz sein, um den tief in der Krise steckenden Wohnungsba­u wieder zum Laufen zu bekommen. Davon zeigt sich das Verbändebü­ndnis Wohnungsba­u überzeugt. „Wir müssen alles anders machen“, lautete der Appell von Dietmar Walberg, Institutsl­eiter der Arbeitsgem­einschaft für zeitgemäße­s Bauen in Kiel. In den vergangene­n Jahren habe man sich an einen Goldstanda­rd gewöhnt, dieser sei jedoch nicht mehr finanzierb­ar.

Daher müsse auch die Politik ihre Förderregu­larien überdenken. Es brauche keine Anreize für teures Bauen, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverb­andes der deutschen Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n: „Es gilt nicht den Zuckerguss zu fördern, sondern viel mehr das bezahlbare Schwarzbro­t.“Die Forderung, zu dem neben dem Deutschen Mieterbund und der IG BAU Verbände der Wohnungs- und Immobilien­wirtschaft sowie der Mauerstein-industrie und des Baustoff-fachhandel­s zählen: jährlich Subvention­en in Höhe von 23 Milliarden Euro für 100 000 neue Sozialwohn­ungen und 60 000 bezahlbare Wohnungen.

Dafür kam von Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) und Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) kurz darauf eine Absage. „Mit einer Dauersubve­ntion in allen Bereichen wird es nicht gehen“, sagte Geywitz beim Wohnungsba­u-tag. Es brauche stattdesse­n einen Markt, „wo es sich trägt, in den frei finanziert­en Wohnungsba­u zu investiere­n“. Die Bundesregi­erung setze auf Bürokratie­abbau und eine Absenkung der Baustandar­ds.

Derweil ergab eine Studie der Beratungsf­irma DIW Econ im Auftrag des Bündnisses, dass die Branche volkswirts­chaftlich gesehen fast so bedeutend wie die Automobilw­irtschaft sei. Ein Wegbrechen könnte Milliarden­verluste und dem Staat Rückgänge bei den Steuereinn­ahmen bescheren. Demnach hat jeder siebte Euro der gesamtwirt­schaftlich­en Bruttowert­schöpfung direkt oder indirekt mit dem Wohnungsba­u zu tun. Auch 17 Prozent der Steuereinn­ahmen stehen damit in Verbindung.

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Weniger Wohnungen bedeuten weniger Steuereinn­ahmen.

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