Baukrise trifft gesamte Wirtschaft
Hohe Standards, hohe Kosten, falsche Förderung: Die Branche sieht viele Stellschrauben.
Dünnere Decken, kein Aufzug, keine Balkone: Einfacheres Bauen könnte ein Lösungsansatz sein, um den tief in der Krise steckenden Wohnungsbau wieder zum Laufen zu bekommen. Davon zeigt sich das Verbändebündnis Wohnungsbau überzeugt. „Wir müssen alles anders machen“, lautete der Appell von Dietmar Walberg, Institutsleiter der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel. In den vergangenen Jahren habe man sich an einen Goldstandard gewöhnt, dieser sei jedoch nicht mehr finanzierbar.
Daher müsse auch die Politik ihre Förderregularien überdenken. Es brauche keine Anreize für teures Bauen, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen: „Es gilt nicht den Zuckerguss zu fördern, sondern viel mehr das bezahlbare Schwarzbrot.“Die Forderung, zu dem neben dem Deutschen Mieterbund und der IG BAU Verbände der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sowie der Mauerstein-industrie und des Baustoff-fachhandels zählen: jährlich Subventionen in Höhe von 23 Milliarden Euro für 100 000 neue Sozialwohnungen und 60 000 bezahlbare Wohnungen.
Dafür kam von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kurz darauf eine Absage. „Mit einer Dauersubvention in allen Bereichen wird es nicht gehen“, sagte Geywitz beim Wohnungsbau-tag. Es brauche stattdessen einen Markt, „wo es sich trägt, in den frei finanzierten Wohnungsbau zu investieren“. Die Bundesregierung setze auf Bürokratieabbau und eine Absenkung der Baustandards.
Derweil ergab eine Studie der Beratungsfirma DIW Econ im Auftrag des Bündnisses, dass die Branche volkswirtschaftlich gesehen fast so bedeutend wie die Automobilwirtschaft sei. Ein Wegbrechen könnte Milliardenverluste und dem Staat Rückgänge bei den Steuereinnahmen bescheren. Demnach hat jeder siebte Euro der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zu tun. Auch 17 Prozent der Steuereinnahmen stehen damit in Verbindung.