Rollende Hilfe zur Teilhabe
Das Herbrechtinger Rufmobil wird mittlerweile bis zu zehn Mal am Tag in Anspruch genommen. Viele Nutzer schätzen auch den sozialen Aspekt des Projekts.
Im dritten Jahr seines Bestehens hat sich das Herbrechtinger Rufmobil längst zum Erfolgsmodell gemausert. Die Nachfrage ist groß: Bis zu zehn Fahrten pro Tag werden gebucht, von den 240 möglichen Fahrtagen im vergangenen Jahr wurde das Mobil an 238 Tagen in Anspruch genommen.
„Das Angebot läuft super“, freut sich Ordnungsamtsleitern Julia Baamann. Bei ihr im Rathaus laufen die administrativen Fäden zusammen, sie kümmert sich um Abrechnung und andere Verwaltungsfragen des ansonsten rein ehrenamtlich gestemmten Rufmobils.
Rufmobil lebt von Ehrenamtlichen
Ohne Ehrenamt ginge es auch nicht, denn das Angebot, das im Oktober 2021 an den Start ging, ist spendenbasiert. Die Fahrgäste geben, was ihnen möglich ist. Aktuell teilen sich drei Frauen und 17 Männer die Fahrdienste. 17 aus diesem Team sind aktiv im Dienstplan eingeteilt, drei fungieren als Springer, wenn der Platz hinterm Lenkrad des Mobils dringend besetzt werden muss. Sieben Personen aus dem Fahrerteam sind schon von Anfang an dabei. „Wir freuen uns aber immer auch über neue Fahrer“, sagt Baamann.
Das Rufmobil hat sich rasch auf einer breiten Basis etabliert: Die Stadt Herbrechtingen ist zwar die Trägerin des Projekts, sämtliche Kirchengemeinden in der Kernstadt und in den Teilorten engagieren sich aber in der Organisation und wickeln beispielsweise die Auftragsannahme ab. Der evangelische Pfarrer Michael Rau war im Vorfeld einer der Treiber des Rufmobils.
Bis zu vier Fahrgäste kann das Rufmobil mitnehmen. Zwischenzeitlich wurde eigens eine mobile
Trittstufe angeschafft, damit eingeschränkte Fahrgäste leichter einsteigen können. Beliebt ist der Service, um Menschen zu Gemeindenachmittagen und anderen Feiern zu bringen, auch beim Kinderfest wurde es quasi als Shuttle genutzt, um Besucher zum Kinderfestplatz auf dem Buigen zu bringen. Im Mittelpunkt der Anfragen stehen aber Fahrten zum Einkaufen oder zu Arztbesuchen.
Keine Krankentransporte
„Wir wollen dem Taxi keine Konkurrenz machen“, betont Julia Baamann. Daher fährt das Rufmobil nur Ziele im Umkreis von ungefähr 15 Kilometern an, sprich:
Wer von Hausen aus zum Arzt nach Giengen oder Heidenheim muss, kann womöglich aufs Rufmobil zählen, eine Fahrt nach Ulm ist aber ausgeschlossen. Auch Krankentransporte gehören nicht zum Angebot, diese würden immerhin von den Krankenkassen übernommen, sagt Baamann. Spontane Fahrten bieten die Ehrenamtlichen ebenfalls nicht an. Wer das Rufmobil nutzen möchte,
muss sich spätestens am Tag vorher anmelden.
Die Rückmeldungen seien in den vergangenen zweieinhalb Jahren durchaus positiv gewesen, weiß die Ordnungsamtsleiterin. Ein Erfahrungswert ist demnach auch, dass die reine Dienstleistung zwar wichtig ist, dass das Angebot aber noch auf andere Art und Weise gesellschaftlich wirkt: Viele Fahrgäste schätzten es, mit den Fahrerinnen oder Fahrern für ein paar Minuten ins Gespräch kommen zu können. Zudem ermögliche das Rufmobil auf vielfältige Weise auch eingeschränkten Bürgerinnen und Bürgern die Teilnahme am gesellschaftlichen
Leben. Der schon in der Idee zum Rufmobil verankerte sozial-karitative Charakter des Projekts ist damit zur Realität geworden.