Rätselhaft viele Verletzungen
Auch wenn die Alltagskrise vor dem Rückspiel gegen den FC Arsenal endet, schmerzt ein neuer Ausfall.
Thomas Tuchel stapfte gerade schwer getroffen vom Verletzungsschock um Kingsley Coman aus der Arena, da hatte ein angriffslustiger Thomas Müller schon wieder das typische Funkeln in den Augen. Beim „Europapokal“-tanz vor den „Jungs und Mädels“in der Südkurve, berichtete der Ur-bayer beseelt, sei allen klar geworden: „Hey, hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges!“Die Fans, sagte Müller, „fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen – genauso wie wir“. Am Mittwoch (21 UHR/DAZN) nämlich wartet mit dem Viertelfinalrückspiel in der Champions League gegen den FC Arsenal das
Spiel des Jahres auf den FC Bayern. Die Königsklasse bietet die letzte Titelchance in einer ansonsten bitter enttäuschenden Saison. Umso geknickter waren die Münchner über die Muskelbündelverletzung und den mehrwöchigen Ausfall von Pechvogel Coman. Tuchel sprach nach dem 2:0 (0:0)-Pflichtsieg durch die Tore von Raphael Guerreiro (65.) und Müller (90.+3) gegen den 1. FC Köln blass von einem „dicken Wermutstropfen“. Der scheidende Trainer, der den Schreckmoment in der 47. Minute wegen seiner Gelbsperre aus einer Loge verfolgt hatte, zählte verdrossen auf: Erst die Muskelverletzung
von Serge Gnabry in London, jetzt Coman, dazu ein angeschlagener Leroy Sané, dessen Schambein ausdauernd zwickt – „das ist extrem bitter in der Phase, in der du um Titel spielst“. Dass Sane lächelnd plaudernd aus dem Stadion schlenderte, hellte Tuchels Laune nur bedingt auf.
Bereits 20 Profis betroffen
Der Coach rätselt wie der gesamte Klub über die Vielzahl der muskulären Blessuren – inzwischen sind es 24. „Es hört einfach nicht auf “, klagte Tuchel. An der Belastung liege es nicht, mutmaßte Tuchel, die medizinische Betreuung sei top, der Hybrid-rasen
an der Säbener Straße inzwischen fast überall Standard und daher kaum die Ursache.
Wegen all der Ausfälle habe Tuchel nur „sehr selten“seine Wunschelf aufbieten können, meinte Sportdirektor Christoph Freund. 20 Bayern-profis haben in dieser Saison zusammen 154 Bundesliga-spiele wegen Verletzungen verpasst. Zum Vergleich: Bei Bayer Leverkusen waren es acht Spieler und 68 Partien. Als Coman gegen Köln das Gesicht „entgleist“sei, sagte Müller, „hat man selber Schmerzen gehabt“. Denn „ein King“hätte gegen Arsenal „schon gut getan“. Nun muss es ohne gehen.