Love Scamming und Geldwäsche
„Black Axe“nennt sich der deutsche Ableger einer nigerianischen Betrüger-bande, die auch in Baden-württemberg aktiv ist. Die führenden Köpfe sitzen nun hinter Gittern.
Sie suggerieren auf Datingplattformen im Internet die große Liebe, nehmen die gutgläubigen Opfer aus und verschieben das Geld auf komplizierte Weise: „Love Scamming“nennt sich diese Betrugsmasche, sie ist auch eines von vielen Betätigungsfeldern der sich rasant ausbreitenden nigerianischen Mafia. Nach mehr als zwei Jahren Ermittlungen ist ein entscheidender Schlag gegen die größte Gruppe der Nigeria-mafia in Deutschland gelungen.
„Es besteht ein sehr weit verzweigtes Netzwerk dieser Organisation in Deutschland und im Ausland“, sagt Kriminaldirektor Jürgen Harle vom Bayerischen Landeskriminalamt am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in
München. Gefasst wurden bei einer Razzia die führenden Köpfe des deutschen Ablegers der kriminellen Gruppe „Confraternity Black Axe“.
Am Dienstag waren mehr als 350 Beamte zu 19 Durchsuchungen in vier Bundesländern ausgerückt: in Bayern, Baden-württemberg, Hessen und Hamburg. Elf Verdächtige kamen in Haft, viele elektronische Datenträger wie Handys sowie andere Gegenstände wurden beschlagnahmt. Die Federführung lag beim LKA Bayern und der Staatsanwaltschaft München.
Laut Staatsanwalt Maximilian Kraus – zuständig für organisierte
Kriminalität – wurden der alte sowie der neue Deutschland-chef von „Black Axe“sowie der zweite Mann der Bande, der sogenannte „Chief Priest“festgesetzt. Beim Ex-chef und dem „Priest“war dies in Baden-württemberg, und zwar in Filderstadt und im Landkreis Tübingen. Die aktuelle Nummer Eins konnte in Hamburg in Haft genommen werden. Sieben weitere hochrangige Bandenmitglieder hielten sich in verschiedenen bayerischen Orten auf und eines in Hessen.
Beim „Love Scamming“im Internet wird etwa nach Frauen in Deutschland Ausschau gehalten, die die große Liebe und einen Partner suchen. Die Täter geben
sich beispielsweise – laut Ermittlern ist das ein „Klassiker“– als gut aussehende und gefühlvolle Us-amerikanische Gi-soldaten aus, die in Deutschland am Frankfurter Flughafen festsitzen und kurzfristig Geld brauchen. Oder als amerikanische Kleinunternehmer, die dringend einen Zwischenkredit für die Firma bezahlen müssen.
Abgründe bis zum Suizid
Opfer dieser Scamming-methode insgesamt sind zu zwei Drittel Frauen, die Täter zu zwei Drittenl Männer –und umgekehrt. Es ist eine digitale Form des Heiratsschwindels. Harle meint: „Die Opfer stürzen in psychische Abgründe,
das geht bis zum Suizid.“Er rät dringend, die Scham zu überwinden und zur Polizei zu gehen, die auch psychologische Hilfe anbiete.
Insgesamt hat „Black Axe“in Deutschland laut den Ermittlern 900 Mitglieder, davon um die 100 in Bayern. Weltweit gehören dieser Mafia 30 000 Menschen an. Neben Nigeria selbst liegt ein großer Schwerpunkt im südlichen Italien. Dort ist laut einem Zdf-bericht Castel Volturno das Zentrum, eine Stadt 35 Kilometer nördlich von Neapel. Experten gehen davon aus, dass die nigerianische Mafia dort mittlerweile so stark vertreten ist wie die italienische.
Bayern sehr beliebt
In Italien geht es hauptsächlich um Menschenhandel und Zwangsprostitution von Mädchen und jungen Frauen aus Nigeria sowie um Drogenschmuggel. Bayern gilt als das beliebteste Einzugsgebiet von „Black Axe“in Deutschland, sagt der Staatsanwalt Carlos Dastis. Vermutlich liegt das an der geografischen Nähe zu Italien.
Deutschland insgesamt wurde laut Ermittler Kraus zu einem „Erfolgsmodell“für die Nigeriamafia, weil sie hier bisher unbehelligt die Tarnorganisation „Neo Black Movement“als Verein betreiben konnten, Sitz ist in Osterholz-scharnbeck (Niedersachsen) unweit von Bremen.
Als Fundstücke bei der Razzia präsentieren die Ermittler in München nun mit einem gewissen Stolz das schwarze Beil des Anführers mit der Aufschrift „King Zulu“, das bei der Organisation große rituelle Bedeutung hat. Sowie die schwarze Peitsche des „Priest“, die, so die Ermittler, auch verwendet wurde zur Einschüchterung und Disziplinierung von Mitgliedern.
Es besteht ein sehr weit verzweigtes Netzwerk dieser Organisation. Jürgen Harle Kriminaldirektor vom LKA Bayern