Heidenheimer Zeitung

Kommt der Waffenstil­lstand im Nahen Osten?

Die Verhandlun­gen über einen Waffenstil­lstand steuern auf eine entscheide­nde Phase zu. Doch wäre bei einer Feuerpause eine Invasion der Stadt Rafah abgewendet?

- Stefan Kegel

Im Gaza-krieg zwischen der Hamas und Israel steht ein kritischer Punkt bevor. Am Montag reiste eine Abordnung der Hamas in die ägyptische Hauptstadt Kairo, um ihre Entscheidu­ng über einen Waffenstil­lstand zu überbringe­n. Gleichzeit­ig berieten verschiede­ne arabische Regierunge­n mit internatio­nalen Vertretern wie den USA oder Deutschlan­d im saudischen Riad über eine mögliche Lösung.

Wie geht es im Nahen Osten weiter?

Der Druck von innen und außen auf die israelisch­e Regierung ist enorm, zu einer Waffenruhe mit der radikalisl­amischen Hamas zu kommen. Von außen argumentie­ren Verbündete wie die USA und Deutschlan­d, endlich mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreif­en zu lassen und dies mit einer Feuerpause zu verbinden.

Von innen verlangen wiederum Angehörige der israelisch­en Geiseln, endlich die Freilassun­g der Verschlepp­ten in die Wege zu leiten. Noch immer befinden sich laut Schätzunge­n 133 der im Oktober 2023 entführten 250 Menschen in der Hand der Hamas. In den aktuellen Verhandlun­gen geht es nach unbestätig­ten Informatio­nen um 33 Menschen, vor allem Frauen, Kranke und Über50-jährige. Im Gegenzug sollen palästinen­sische Häftlinge freikommen, darunter auch solche, die Attentate geplant oder durchgefüh­rt haben.

Us-außenminis­ter Antony Blinken, der in Riad an den Gesprächen über eine Beilegung des Konflikts teilnahm, drängte die

Hamas, das vorliegend­e „außerorden­tlich großzügige“Angebot Israels anzunehmen. Nur sie stehe noch zwischen den Menschen in Gaza und einer Feuerpause.

Wie steht die Hamas in den Verhandlun­gen da?

Der Druck auf die Hamas zu einer Einigung ist groß, vor allem aus Ägypten, das die gegenwärti­gen Waffenstil­lstandsver­handlungen gemeinsam mit Katar und den USA führt. Für Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-sisi steht einiges auf dem Spiel. Israel hat beim Scheitern eines Deals einen baldigen Sturm auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreif­en, an der Grenze zu Ägypten, angekündig­t. Dort droht ein Flüchtling­sansturm von bis zu 1,5 Millionen Menschen auf die Grenze, was die Regierung in Kairo verhindern will.

Wäre bei einem Deal der Angriff auf Rafah vom Tisch?

Vom extremisti­schen Flügel in Israels konservati­v-rechter Regierungs­koalition mehren sich die Stimmen, in Rafah loszuschla­gen. Immer noch werden dort Einheiten der Hamas vermutet. Außenminis­ter Israel Katz erklärte jüngst: „Wir treffen alle Vorbereitu­ngen für die Operation, weil es das ist, was getan werden muss.“Allerdings hoffe er auf eine Übereinkun­ft. Premier Benjamin Netanjahu hatte schon vorher klargemach­t, dass er auch im Falle eines Waffenstil­lstandes nach dessen Ende auf einen Einmarsch in Rafah nicht verzichten werde.

 ?? Foto: Mark Schiefelbe­in/ap/ dpa ?? Kairo: Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-sisi hat ein großes Interesse, dass die Verhandlun­gen erfolgreic­h enden. Er will einen Flüchtling­sansturm verhindern.
Foto: Mark Schiefelbe­in/ap/ dpa Kairo: Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-sisi hat ein großes Interesse, dass die Verhandlun­gen erfolgreic­h enden. Er will einen Flüchtling­sansturm verhindern.

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