„Es begann mit einem Video“
Nicolaus Fest hatte bereits vor einem Jahr öffentlich vor Jian G. – dem wegen Spionage in Haft sitzenden früheren Mitarbeiter des Afd-spitzenkandidaten Maximilian Krah – gewarnt. Mit seinem Fraktionskollegen Krah verbindet den Eu-parlamentarier eine politische Intimfeindschaft. Vor seiner Zeit in Brüssel arbeitete Fest, der zum gemäßigteren Lager der AFD zählt und beim Rechtsruck-parteitag in Riesa Alice Weidel als Parteichefin herausgefordert hatte, als stellvertretender Chefredakteur der „Bild am Sonntag“.
Was hat Sie gegenüber Krahs Verhältnis zu China so skeptisch gemacht? Nicolaus Fest:
Es begann mit einem Video, in dem er der Kommunistischen Partei zum 70. Geburtstag gratuliert. Mao hat circa 100 Millionen Menschen umgebracht. Für solche Lumpen macht man kein Grußvideo. Hinzu kam sein Abstimmungsverhalten, immer pro China. Da kann man eins und eins zusammenrechnen.
Wie haben Sie Krahs Mitarbeiter Jian G. wahrgenommen?
Ich hatte immer die Vermutung, er habe Lobbyaufgaben. Allerdings gibt es in China keine Trennung zwischen Lobbyisten und Spionen. Daher musste man davon ausgehen, dass alle wirtschaftlichen Berichte, auf die Krah Zugriff hat, nicht nur beim chinesischen Wirtschaftsministerium landen.
Wie geht es jetzt mit dem Europawahlkampf der AFD weiter?
Ein Spitzenkandidat, so unsichtbar wie sein chinesischer Mitarbeiter, das ist mal eine neue Strategie.
Aber im Ernst: Ich vermute, dass René Aust nach vorne gestellt wird.
Sie stehen für das gemäßigtere Lager in der AFD. Wittern Sie Morgenluft, falls die AFD jetzt wegen der Skandale der Höcke-vertrauten Krah und Bystron ein schlechtes Wahlergebnis kassiert?
Nein. Aber wenn die Wahl schlecht ausgeht, wird es für die Parteiführung eng. Weidel und Chrupalla sind direkt verantwortlich – sie haben Krah und Bystron auf Listenplatz 1 und 2 platziert. Da wird der Frust sehr groß sein.
Spricht da nicht auch persönliche Kränkung aus Ihnen? Schließlich haben Weidel und Chrupalla ein Parteiausschlussverfahren gegen Sie eingeleitet, das mit der Nichtzahlung von Mandatsträgerabgaben begründet wird.
Im Augenblick laufen Wetten, wer zuerst rausfliegt: Krah oder ich. Momentan hat Krah die Nase vorn, auch wenn ich mit solchen Interviews aufhole.